Einrichtung einer Auskunftsstelle für Berufsberatung für Frauen (siehe: Der Bund. 7. Jg., 1912, H. 9)
Historische Ereignisse 1912
Österreich
Erste Tagung österreichischer Kindergärtnerinnen.
Ilse von Arlt gründet "Vereinigte Fachkurse für Volkspflege". Diese sollen die Ausbildung der weiblichen Jugend zu Sozialarbeiterinnen organisieren; es ist dies die erste österreichische Fürsorgeschule, deren Absolventinnen sich später während des Ersten Weltkrieges und in der Nachkriegszeit voll zu bewähren vermochten.
Königreich Böhmen: als erste Frau erhält Bozena Vik-Kuneticka ein Mandat für den Landtag.
Der "Verein für Realgymnasialen Mädchenunterricht" wird auf Anregung von Marianne Hainisch gegründet.
Die erste Zahnärztin, Dr. Martha Wolf (3.10.1882 – 5.1926), erhält ihre Zulassung.
In Wien wird das Heiratsverbot für Lehrerinnen aufgehoben.
Irma von Troll-Borostyáni stirbt am 10. Februar an einem Gehirnschlag.
17. März: erste österreichische Frauenstimmrechtskonferenz in Wien (auf Einladung des Frauenstimmrechtskomitees traten deutsche, polnische und slowenische Frauenführerinnen zusammen); die beschlossene Resolution, die u.a. für das allgemeine, gleiche, direkte aktive und passive Wahlrecht in alle Vertretungskörper eintrat, wurde dem Ministerpräsidenten Karl Graf Stürgkh überreicht.
21. April: Ausstellung schlesischer Frauenkunst (veranstaltet von der Vereinigung der arbeitenden Frauen, Zweig Troppau).
12. Mai: zweiter internationaler Frauentag in Österreich.
23. Juli: die ersten sechs weiblichen Pharmazeutinnen feiern ihre Sponsion.
Am 5. Oktober 1912 promovieren in Graz Grete Singer und Lydia Moschek zum Dr. med.
Mitte November findet die 3. Ausstellung der "Vereinigung bildender Künstlerinnen Österreichs" im Hotel Astoria statt (Näheres dazu: Mauthner, Ida in: Österreichische Frauen-Rundschau 1912, Nr. 104).
Andere Länder
Ein neues Frauenjournal "Le mouvement feministe" erscheint monatlich in der französischen Schweiz, gegründet von Emilie Gourd.
In Deutschland erscheint das "Jahrbuch der Frauenbewegung", herausgegeben von Elisabeth Altmann-Gottheiner.
Das Buch "Die Stellung der Frau im Recht der Kulturstaaten" (ÖNB-Signatur: 486.978-B) wird vom Internationalen Frauenbund herausgegeben; es enthält eine Zusammenstellung aller Gesetze aus 21 Staaten durch die Frauen Männern gegenüber benachteiligt sind.
Alma Wartenberg hält einen Vortrag in Schraplau (Sachsen), in dem sie für den sog. Gebärstreik Propaganda macht, mit dem Argument, die Frau müsse "Herrin über ihren eigenen Körper bleiben".
Russland: die erste weibliche Privatdozentin am Medizinischen Institut in Petersburg ist die Ärztin Dr. Sonia ("Fufa") Kowalewskaja (Tochter der Mathematikerin Sofia Kowalewskaja).
Frankreich: Der Vorsitzende des Bundes französischer Frauenvereine, Sarah Monod, wird das Ritterkreuz der französischen Ehrenlegion verliehen, und zwar in Würdigung ihrer sozialen Verdienste als langjährige Präsidentin des "Conseil national des femmes françaises".
Deutschland: der erste Nationalliberale Frauentag findet in Weimar statt (Referentin: Frau Steinmann).
Türkei: das erste türkische Mädchengymnasium wird in Candilly am Bosporus errichtet.
Jänner: die Frauenstimmrechtsbewegung in China wird organisiert; in Nanking treffen Frauen aus 18 Provinzen zusammen, um sich zu einer Suffragettenallianz zusammenzuschließen.
März: in Berlin findet eine Ausstellung zum Thema "Die Frau im Haus und Beruf" statt, die von Hedwig Heyl organisiert und von etwa 10.000 Frauen vorbereitet wird
März: der "Bund Deutscher Frauenvereine" veranstaltet in Berlin einen Weltkongress der bürgerlichen Frauen.