Die Direktorin der höheren Mädchenschule in Zagreb, Maria Jambrisak, bekommt das "Goldene Verdienstkreuz" von Kaiser Franz Joseph verliehen.
Historische Ereignisse 1906
Österreich
Gründung des "Vereins zur Förderung höherer kommerzieller Frauenbildung" auf Initiative von Olly Schwarz.
Erste Tagung des Deutschen und Österreichischen Rechtsschutzverbandes für Frauen (es zeigt sich, dass vor allem Alimentationsfragen und Ehestreitigkeiten zu beraten sind, aber auch Lohn- und Dienststreitigkeiten, Mietdifferenzen und strafrechtliche Vergehen)
Lise Meitner promoviert als zweite Frau an der naturwissenschaftlichen Fakultät der Universität Wien in Physik. Ihre Promotion wird gleichzeitig mit der ihrer Studienkollegin Selma Freud mit 1. Februar 1906 bekanntgegeben.
6. Februar: Wahlrechtsversammlung der deutschen Frauen in Prag unter der Führung von Wilhelmine Wiechowski, Präsidentin des Vereins "Frauenfortschritt".
In Wien wird am 7. Februar "Die Petition um Zuerkennung des Wahlrechtes an die Frauen" von einer Abordnung (u.a. Marianne Hainisch, Anna Eisner, Karoline Gronemann ...) dem Ministerpräsidenten Freiherrn von Gautsch übergeben.
18. Februar: Versammlung mit dem Thema "Das Vereinsrecht und die Frauen" unter dem Vorsitz von Marianne Hainisch; einberufen vom "Frauenstimmrechtskomitee" und dem "Diskutierclub".
Oktober: Frauenversammlung zur Wahlrechtsreform unter Mitwirkung von Carrie Chapman Catt (Vorsitzende des Weltbundes für Frauenstimmrecht) und Aletta Jacobs (Vorsitzende des holländischen Frauenstimmrechtsverbandes)
Petition an das Abgeordnetenhaus, Sitzung am 24. 10. 1906: Das "Frauenstimmrechtskomitee" protestierte in dieser Petition gegen das Vereinsgesetz, das Frauen politische Aktivitäten auf einer offiziellen Vereinsbasis untersagte, und verlangte das Frauenwahlrecht.
Andere Länder
In England gibt es Störaktionen von Frauen (Suffragetten) bei Wahlveranstaltungen; drei Dutzend Suffragetten halten in der Lobby des Unterhauses Reden, bis die Polizei sie entfernt.
In Sachsen dürfen Frauen regulär an der Hochschule studieren.
Anna Martha Kannegiesser wird als erste Frau an der Medizinischen Fakultät der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg (Großherzogtum Baden, Deutschland) promoviert.
Königin Marie Amélie d’Orléans von Portugal, die in Medizin promovierte, wird zur Ehrenpräsidentin des 15. Internationalen Medizinerkongresses in Lissabon ernannt.
In Genf erscheint die erste Nummer von "Jus Suffragii", die Zeitschrift der "International Woman Suffrage Alliance", die international große Verbreitung findet; auch über die Frauenrechte und Frauenwahlrechtsbewegung der Habsburgermonarchie wird laufend berichtet.
Finnland ist das erste europäische Land, das Frauen das uneingeschränkte Wahlrecht verleiht (siehe dazu: Gripenberg, Alexandra: Das Frauenstimmrecht und die Wählbarkeit der Frau in Finnland. In: Österreichische Frauen-Rundschau 1911, Nr. 87.
In Weimar wird der "Verband der Vereine studierender Frauen Deutschlands gegründet", einer der Gründungsmitglieder des Deutschen Akademikerinnenbundes.
Rosa Luxemburg hält im September verschiedene Reden auf dem Mannheimer Parteitag der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands.
Susan B.Anthony ("Napoleon der Frauenbewegung"), die Pionierin der US-amerikanischen Frauenrechtsbewegung stirbt am 13. März in Rochester, New York im Alter von 86 Jahren.
In Kopenhagen findet der Internationale Kongress des Weltbundes für Frauenstimmrecht statt; Daisy Minor berichtet darüber in der Zeitschrift "Der Bund" (1. Jg., Nr 7, 1906).
Im November macht Regine Riehl (Inhaberin eines "tolerierten Hauses") in der Wiener Presse Schlagzeilen (wegen schlechter Behandlung der Prostituierten; die Sittenpolizei ist in den Fall involviert); Beginn des Prozesses am 2.11. (siehe Wiener Zeitung)
Die Nobelpreisträgerin Marie Curie hält am 5. November als erste Professorin Frankreichs ihre offizielle Antrittsvorlesung an der Sorbonne in Paris; sie übernimmt die Professur ihres im April verunglückten Mannes.