Funktionen und Mitgliedschaften
Biografie
Franziska Starhemberg wurde in eine hochadelige Familie geboren und heiratete 1898 Ernst Rüdiger von Starhemberg. Nach der Geburt ihrer vier Kinder engagierte sie sich vermehrt in der für adelige Frauen dieser Zeit üblichen Wohltätigkeit.
Seit der Jahrhundertwende war sie Funktionärin verschiedenster Frauenvereine des konservativ katholischen Milieus und somit eine zentrale Figur katholischer wie auch politischer Frauenaktivitäten: Ab 1915 leitete sie den Frauenhilfsverein vom Roten Kreuz in Oberösterreich, sie engagierte sich in der Katholischen Frauenorganisation (KFO) Oberösterreich, in der sie ebenfalls 1915 den Vorsitz übernahm, sie war langjährige Präsidentin des Isabellen Kinderspitals in Linz, Vorsitzende des Zentralverbands der katholischen Kinderhorte und Kleinkinderanstalten Oberösterreichs, usw.
Parteipolitisch engagierte sie sich in der Christlichsozialen Partei (CSP) und war von 1920 bis 1931 im Bundesrat. Aufgrund ihrer Nähe zur Heimwehr - ihr Sohn Ernst Rüdiger war Landesführer der Heimwehrverbände - wurde sie vom CSP-Landtagsklub 1931 nicht mehr in den Bundesrat delegiert. Dies zog Proteste der katholischen Frauen am 3. katholischen Frauentag nach sich.
Im autoritären Ständestaat und mit der Abschaffung der parlamentarischen Demokratie wurde sie zur Leiterin des Frauenreferats der Vaterländischen Front. Im nationalsozialistischen Regime lebte sie zurückgezogen.
Hauch: Vom Frauenstandpunkt aus, 330-336
Lexikon
Österreichisches biographisches Lexikon
Starhemberg Franziska (Fanny) Fürstin von, geb. Gfn. Larisch v. Moennich, Politikerin und Funktionärin. Geb. Wien, 24. 10. 1875; gest. Bad Darkau, Dt. Reich (Karviná, Tschechien), 27. 4. 1943; röm.-kath. Tochter von Eugen Gf. Larisch v. Moennich und Gabriele, geb. Deym Gfn. v. Střítež, Schwiegertochter von Camillo Heinrich Fürst v. S. (s. d.), Mutter des Heimwehrführers und Vizekanzlers Ernst Rüdiger Fürst v. S. (1899–1956), Schwiegermutter von N. Gregor (s. d.), ab 1898 verehel. mit dem Großgrundbesitzer und Politiker Ernst Rüdiger Fürst v. S. (s. u. Camillo Heinrich Fürst v. S.). Früh verwaist, wurde S. unter der Vormundschaft ihres Onkels Ferdinand Deym Gf. v. Střítež erzogen und nahm bereits in ihrer Jugend am Hofleben teil. Nachdem ihr Gatte das Majorat angetreten hatte und i. d. F. mit beträchtl. Schulden konfrontiert war, mußte S., die selbst zahlreiche Besitzungen geerbt hatte, zur finanziellen Sanierung beitragen. Ab der Jh.wende begann sie sich karitativ zu engagieren. Sie initiierte 1902 eine Smlg. für den Neubau des Isabellen-Kinderspitals in Linz, war ab 1904 im Rahmen des Frauenhilfsver. vom Roten Kreuz in OÖ, zunächst beim Zweigver. Wels, ab 1909 beim Zweigver. Eferding, dem sie auch vorstand, tätig. Während des 1. Weltkriegs stellte S. ihre Besitzungen in Eferding und Linz zur Betreuung Verwundeter zur Verfügung. 1916 wurde sie Präs. des Frauenhilfsver. vom Roten Kreuz in OÖ, 1919 Ausschußmitgl. der Österr. Ges. vom Roten Kreuz, war 1921 Delegierte beim Weltkongreß des Roten Kreuzes in Genf sowie 1923–34 Vizepräs. des Landeshilfsver. vom Roten Kreuz. Ihr polit. Engagement begann 1914 als Leiterin der von ihr gegr. Kath. Frauenorganisation OÖ; 1925 stieg sie zur Präs. der Reichs-Frauenorganisation Österr. auf. 1919–34 war S. Mitgl. der oö. Landesparteileitung und stellv. Vors. der Reichsparteileitung der CSP, wo sie dem Flügel um Seipel (s. d.) zugerechnet wurde. Eine Kandidatur für den österr. Nationalrat wurde ihr 1920 parteiintern verwehrt, sie wurde stattdessen in den Bundesrat delegiert, dem sie 1920–31 angehörte; 1931 verweigerte ihr der LT-Klub allerdings die neuerl. Nominierung. S.s gute Beziehungen zur Heimwehr verschlechterten sich gegen Ende der 20er Jahre, ebenso wie auch ihr Sohn Ernst Rüdiger, dessen Karriere sie zunächst durch ihre Beziehungen zu fördern versucht hatte, zu ihr auf Distanz ging. S. wurde 1934 von der Regierung Dollfuß in die Delegation für den Völkerbund berufen und mit der Leitung des Frauenreferats in der Vaterländ. Front betraut. Nach dem „Anschluß“ 1938 kurzzeitig inhaftiert, verbrachte sie ihren Lebensabend auf ihren schles. Besitzungen.
Das Jahrbuch der Wiener Gesellschaft
Starhemberg, Franziska (Fürstin von), Bundesrätin, ist eine der markantesten Frauengestalten in der kathol. Frauenbewegung und Vorsitzendestellvertreterin in der chr.-soz. Partei. - F. St. ist eine geborene Gräfin Larisch-Mönnich; ihre Familie gehört zu den ältesten österreich. Adelsgeschlechtern und ist bereits im Jahre 1150 urkundlich nachweisbar. Am 28. Juli 1898 heiratete sie den Fürsten Ernst Rüdiger v. St. (+ 1927) und beschloß so die Verbindung mit einem der für Österreichs Geschichte bedeutsamsten Geschlechter. - Während die Starhembergs seit mehr als 700 Jahren in Ober- und Niederösterreich ansässig sind, hat F. St., die als Mandatarin der christlichsozialen Partei und Präsidentin der kath. Reichs-Frauenorganisation einen umfassenden Wirkungskreis hat, ihren ständigen Wohnsitz in Bad Ischl und Wien genommen. - Ihrer Ehe entstammen vier Kinder, und zwar Ernst Rüdiger (Fürst) Starhemberg, der sich mit (Altgräfin) Marilies Salm vermählte, (Graf) Ferdinand Starhemberg, landw. Ing., (Gfin.) Sophie, vermählt mit Grafen Georg Thurn-Valsassina, und (Gf.) Georg Adam, dipl. Forstwirt. - Wohnung: Wien, I., Lobkowitzpl. 1, und Bad Ischl, Villa Starhemberg.