Funktionen und Mitgliedschaften
Biografie
Olga Zeynek wurde in Mähren in einer Beamtenfamilie geboren und heiratete 1897 den Militärangehörigen Rudolf Rudel in Wien. Mit ihm lebte sie in verschiedenen Teilen der Habsburgermonarchie und ließ sich 1918 von ihm scheiden. Während des Ersten Weltkriegs begann sie sich karitativ im Umfeld der steirischen Katholischen Frauenorganisation sowie journalistisch zu betätigen.
Gemeinsam mit der christlichsozialen Marianne Millwisch-Kaufmann und Martha Tausk von der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei war sie unter den ersten Frauen, die in den steirischen Landtag 1919 einzogen. 1920 wechselte sie in den Nationalrat. Als Vertreterin der Katholischen Frauenorganisation der Steiermark wurde sie Mitglied der Parteileitung der Christlichsozialen Partei. Der Umstand, dass sie als geschiedene Frau christlichsoziale Politikerin war, wurde in ihrem politischen Umfeld verschwiegen.
Olga Rudel-Zeynek befasste sich in ihren Redebeiträgen im Nationalrat mit frauen- und sozialpolitischen Themen, wie den Interessen einzelner Frauenberufsgruppen, einer Verbesserung der Mädchenbildung, dem Kinder- und Jugendschutz sowie der Frauenarbeitslosigkeit. 1925 wurde die "Lex Rudel-Zeyneck", die den Unterhaltsanspruch allein erziehender Frauen regelte, und unter ihrer Mitwirkung entstand, verabschiedet. 1927 wurde sie die erste Präsidentin des Bundesrates und damit erste Frau in der Führung einer gesetzgebenden Körperschaft weltweit. Dieses Amt hatte sie bis 1928 und ein zweites Mal 1932 inne.
Darüber hinaus war sie in zahlreichen Vereinen aktiv, wie zum Beispiel ab 1923 als Vizepräsidentin der Zentralstelle für Kinderschutz und Jugendfürsorge in Wien. Der autoritäre Ständestaat beendete Rudel-Zeyneks langjährige Tätigkeit als Politikerin. Andrea Ertl schreibt, dass sie die Errichtung des Ständestaates durchaus begrüßte, dem Nationalsozialismus allerdings ablehnend gegenüber stand.
Ertl, Labuda: Olga Rudel-Zeynek
Hauch: Vom Frauenstandpunkt aus, 302-307
Lexikon
biografiA
Rudel-Zeynek Olga, geb. von Zeynek; Politikerin und Schriftstellerin
Geb. Olmütz, Mähren (Olomuc, Tschechien), 28. 1. 1871
Gest. Graz, Stmk., 25. 8. 1948
Herkunft, Verwandtschaften: Stammt aus einer katholischen, aristokratischen Familie; Vater: Dr. Gustav Ritter von Zeynek, Ministerialbeamter im k. u. k. Ministerium für Kultus und Unterricht; Großvater: F. v. Mocnik (1814 –1892), Mathematiker und Schulmann.
LebenspartnerInnen, Kinder: 1897 Heirat mit Rudolf Josef Rudel, ab 1. 11. 1911 Oberst und Regimentskommandant des k. u. k. Infanterieregiments Nr.15 in Lemberg, 1915 Generalmajor und Kommandant der 51. Landwehr-Infanteriebrigade, 1918 Feldmarschall-Leutnant.
Ausbildungen: Erhielt die „in guten Familien übliche Erziehung“ (Hauch), Bürgerschule, Fortbildungsschule.
Laufbahn: O. R.-Z. engagierte sich im 1. Weltkrieg in Graz bei der Aktion zur Ausgabe billiger Lebensmittel und in der Kriegsküche, hielt Vorträge zu sozialpolitischen Themen und erwarb sich als Journalistin einen Namen. Sie kam durch ihr Engagement bei katholischen Frauenorganisationen, zuerst in der Steiermark, dann in zentralen Gremien, in Fragen des Frauenwahlrechts zur Politik. Sie trat 1919 der Christlichsozialen Partei bei, war 1919/20 die erste weibliche Abgeordnete der Christlichsozialen Partei im Steiermärkischen Landtag, als Vertreterin der Katholischen Frauenorganisation der Steiermark Mitglied der 14-köpfigen Gesamtparteileitung, seit 1926 Mitglied der Bundesparteileitung der CSP; Gründerin und Präsidentin der 1923 geschaffenen Aktion „Fest der Treue“, die sich der Unterstützung alter Hausgehilfinnen widmete, seit 1923 Vizepräsidentin der Zentralstelle für Kinderschutz und Jugendfürsorge Wien; am 3. 12. 1920 als NR-Abgeordnete angelobt, bei der NR-Wahl 1923 auf einem eigenen Mandat gewählt,10. 11. 1920 –18. 5. 1927 Abgeordnete zum Nationalrat (I.-II. GP) CSP, 21. 5. 1927–2. 5. 1934 Mitglied des Bundesrates CSP, 1. 12. 1927–31. 5. 1928 Vorsitzende des Bundesrates, 1928 als erste Frau im Präsidium des Bundesrates, 1. 12. 1927 bis 31. 5. 1928 und 1. 6. bis 1. 12. 1932 Bundesratspräsidentin; am Bundesparteitag von 25. bis 26. 4. 1931 als einzige Frau neben der Obmannstellvertreterin Fanny Starhemberg in die Parteileitung gewählt. Seit 1931 Vorstandsmitglied des International Migration Service; O. R.-Z. war langjährige Mitarbeiterin von Frauenzeitungen, auch des BÖFV, Zeitungen der katholischen Presse wie dem „Vorarlberger Volksboten“, der „Welser Zeitung“, später „Linzer Wochenblatt“ oder der „Mühlviertler Zeitung“, der „Zeitschrift für Kinderschutz“, beim „Grazer Volksblatt“ (Frauenzeitung), beim „Steirischen Bauernbündler“ und beim „Steirischen Bauernkalender“, Vorstandsmitglied des katholischen Frauenvereins der werktätigen Liebe und Mitglied des Beirats des Vereins der Witwen und Waisen nach öffentlichen Beamten in Graz. In der Zeit des Nationalsozialismus wurde für O. R.-Z. ein Gauakt angelegt, in dem vermerkt wurde, dass sie Ende Mai 1940 eine Woche in Wien war. Nach 1945 veröffentlichte sie einige Artikel, in denen sie sich mit der Situation der Frauen in der aufzubauenden ÖVP und dem Umgang mit NSDAP-Mitgliedern befasste. Im „Steirerblatt“ erschienen drei Artikel, in denen sie die Frauen aufrief, von ihrem Wahlrecht Gebrauch zu machen und sich mit dem Verhältnis Österreichs zum Nationalsozialismus auseinandersetzte.
Ausz., Mitglsch.: Ehrenmitglied des Vereins Frauenheim, seit 1929 österreichische Ehrendelegierte der internationalen Kinderhilfe in Genf, 1931 Goldenes Ehrenzeichen der Republik Österreich; nach ihrem Tod wurde ihr Verdienst in den von der ÖVP herausgegebenen „Österreichischen Monatsheften“ gewürdigt; Mitglied der katholisch-intellektuellen Vereinigung Leo-Gesellschaft.
W.: „Die Gefährdung der Jugend durch Schmutz- und Schundschriften. In: Zeitschrift für Kinderschutz, Familien- und Berufsfürsorge 20“ (1928). Das Recht auf Heim und Heimat. In: Steirerblatt“ (2. 11. 1945), „Frauensprüche der Alliierten. In: Steirerblatt“ (16. 11. 1945), „Allerlei Österreicher. Skizze aus der Wahlzeit. In: Steirerblatt“ (25. 11. 1945). Zahlreiche kleinere Abhandlungen über Frauenprobleme, Jugendschutz und allgemeine soziale Fragen u. a. in Grazer Volksblatt, Soziale Revue, Blätter für Lebenswirtschaft und Lebensunterricht
Österreichisches biographisches Lexikon
Rudel(-Zeynek), Olga; geb. von Zeynek (1871-1948), Politikerin und Schriftstellerin
Rudel (-Zeynek) Olga, geb. von Zeynek, Politikerin und Schrifstellerin. * Olmütz (Olomouc, Mähren), 28. 1. 1871; † Graz, 25. 8. 1948. Tochter eines Ministerialbeamten, Enkelin des Mathematikers und Schulmannes F. v. Močnik (s. d.); lebte zunächst in Wien, dann in Ödenburg (Sopron), ab 1911 in Graz und kam durch ihr Engagement bei kath. Frauenorganisationen (zunächst in der Stmk., dann in zentralen Gremien) in Fragen des Frauenwahlrechtes zur Politik. Sie war 1919/20 die erste weibliche Abg. der Christlichsozialen Partei im Steiermärk. Landtag, 1920–27 Abg. zum Nationalrat, 1927–34 Mitgl. des Bundesrates, 1927/28 und 1932 dessen Vorsitzende. R. engagierte sich in der Familien- und Sozialpolitik, vor allem in der Jugendfürsorge. Die Hauptinhalte ihrer parlamentar. Tätigkeit waren Verbesserungen im Ehe- und Familienrecht, die Besserstellung der Fürsorgerinnen, die Regelung des Hebammenwesens, die Hilfe für die Kleinrentner, das Alkoholverbot für Jugendliche und die Förderung der Mädchenbildung. Ihr größter Erfolg war die sog. Lex R.-Z. (1925), das Gesetz, durch das der Unterhaltsanspruch von Frauen gegenüber säumigen Vätern und Ehemännern gesetzlich gesichert werden konnte. Als Mitgl. des Volkswirtschaftsausschusses kämpfte sie für ein striktes Ausfuhrverbot für einheim. Kunstgegenstände und gegen das Unwesen des Goldaufkaufs. R. war langjährige Mitarbeiterin der „Zeitschrift für Kinderschutz . . .“, beim „Grazer Volksblatt (Frauen-Zeitung)“, beim „Steirischen Bauernbündler“ und beim „Steirischen Bauernkalender“. Sie war ab 1897 mit GM Rudolf R. verheiratet, von dem sie sich 1918 scheiden ließ.
Köhler-Lutterbeck, Siedentopf: Lexikon der tausend Frauen
Rudel-Zeyneck, Olga
Politikerin
28.1.1871 (Olmütz - heute Olomouc/Tschechien) - 25.8.1948 (Graz)
Durch ihr Engagement in katholischen Frauenorganisationen in Graz, wo sie seit 1911 lebte, fand R.-Z. Kontakt zur Frauenbewegung. Sie setzte sich für das Frauenstimmrecht ein und wurde 1919 als erste Frau Landtagsabgeordnete in der Steiermark für die Christsoziale Partei. 1920 wurde sie in den Nationalrat und 1927 in den Bundesrat gewählt. 1927-28 und 1932 war R. Vorsitzende des Bundesrats, dem sie bis 1937 angehörte. 1925 wurde unter ihrer Mitwirkung das Gesetz über den Unterhaltsanspruch allein erziehender Frauen verabschiedet, das nach ihr "Lex Rudel-Zeynek" genannt wurde.
Publikationen
Quellen und Sekundärliteratur
Material in Archiven und Sammlungen
- Pressestimmen - In: WBR/TBA, Dokumentation, TP-043331