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Grundlagen der Horváth-Philologie (Wiener Ausgabe sämtlicher Werke und Briefe)


Projektleitung:
Priv.-Doz. Dr. Klaus Kastberger (Österreichisches Literaturarchiv)

ProjektmitarbeiterInnen am Standort Literaturarchiv:
Dr. Kerstin Reimann (bis 2009)
Dr. Nicole Streitler
Mag. Martin Vejvar

Finanzierung: Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung (FWF)
Laufzeit: 1. Oktober 2005 bis 30. September 2010

Kurzbeschreibung 
Die literaturwissenschaftliche Auseinandersetzung mit dem Werk und der Biografie Ödön von Horváths bedarf einer gesicherten und vollständigen Text- und Quellenbasis. Die Notwendigkeit einer solch umfänglichen philologischen Grundlage und ihre Relevanz für eine Neuinterpretation des Horváth`schen Werkes wurde in der Horváth-Forschung wiederholt betont, und gerade in jüngster Zeit ist es in einigen Teilbereichen zu neuen und teilweise wohl auch überraschenden quellenkundlichen Neufunden gekommen.
Die literaturwissenschaftliche Basisforschung, die am Nachlassbestand des Autors am Österreichischen Literaturarchiv (ein Teil davon als Leihgabe der Handschriftensammlung der Wienbibliothek im Rathaus) unternommen wird, hat viele dieser Arbeiten angeregt, in ihrem Entstehen unterstützt und teilweise auch selbst mitgetragen. So wurden in Kooperation mit der Internationalen Ödön von Horváth-Gesellschaft in Murnau (Oberbayern) in den Jahren 2001 und 2004 zwei Symposien mitveranstaltet, auf denen seitens des ÖLA die jeweils neuesten Erkenntnisse der Horváth-Philologie präsentiert sowie einige neu aufgefundene bzw. unbekannte Texte (wie zum Beispiel das Dramenfragment "Ein Fräulein wird verkauft") auch in einer szenischen Umsetzung präsentiert werden konnten.
Mit Beginn des FWF-Projektes "Ödön von Horváth: Grundlagen einer kritisch-genetischen Ausgabe" im Februar 2003 vermochte sich die Horváth-Forschung am ÖLA weiter zu intensivieren. Anhand der "Geschichten aus dem Wiener Wald" – einem Stück, zu dem besonders viel und auch sehr komplexes werkgenetisches Material vorliegt – wurde ein konkret umsetzbares Editionsmodell als Grundlage einer sogenannten "Wiener Ausgabe" von Ödön von Horváths Werken entwickelt. Dieses Modell wurde den Fachkollegen in Beiträgen vorgestellt und im Rahmen von Fachtagungen diskutiert. Seit Ende des Projektes im Juli 2005 liegt mit der exemplarischen Edition der "Geschichten aus dem Wiener Wald" ein erster vollständiger Probeband einer kritisch-genetischen Horváth-Ausgabe vor.
Im Zuge der konkreten Arbeiten am Nachlassbestand und an diesem Stück ist die mangelnde philologische Gesamtbasis der Horváth-Forschung in ihrer ganzen Tragweite sichtbar geworden. Bei einem Autor wie Horváth, bei dem die hochmoderne Produktionsweise der Texte einen so unmittelbaren interpretatorischen Nutzen hat und genetisches Material zudem immer wieder zu Bühneninterpretationen herangezogen wird, fallen diese Versäumnisse besonders schwer ins Gewicht.
Literaturwissenschaftliche Arbeiten, die den verfügbaren Ausgaben nicht blind vertrauten und zur Klärung wichtiger Fragen direkt an die Materialien des Nachlassbestandes herangegangen sind, haben in den letzten Jahrzehnten die innovativen Möglichkeiten einer genauen philologischen Analyse gezeigt. Was in diesen Untersuchungen und in den bisherigen Forschungen des ÖLA anhand von Einzelbeispielen unternommen wurde, soll mit dem gegenständlichen Projekt in systematischer und umfänglicher Weise fortgeführt und in der "Wiener Ausgabe" sämtlicher Werke und Briefe Ödön von Horváths editorisch umgesetzt werden. Hierbei geht es insbesondere um die Erreichung folgender Ziele:

1. eine möglichst vollständige und systematische Erfassung und Auswertung aller publizierten und unpublizierten Texte, Briefe, Notizbücher und Lebensdokumente des Autors unter Mitberücksichtigung der zeitgenössischen Rezeption,
2. eine qualifizierte Bewertung der genetischen Konvolute und eine anhand der Originaltyposkripte und -handschriften gewonnene Darstellung der jeweiligen Werkgenesen samt einer zuverlässigen Transkription des Textmaterials,
3. die Herstellung von Textsicherheit in den Endfassungen,
4. die Ermöglichung und Anregung weiterer Einzelinterpretationen auf der Basis neuer philologischer Befunde im Rahmen universitärer Seminar- und Abschlussarbeiten, Fachsymposien und anderer Kooperationen

 

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