Auch das Maturazeugnis von Maturantinnen enthält ab nun den Vermerk "Reif zum Besuch einer Universität" - vorerst nur für philosophische Studien und Medizin, zuletzt für Theologie (1945)
Historische Ereignisse 1901
Österreich
Die erste pharmazeutische Aspirantin Österreichs - Frau Gisela Kun - wird in den Staatsdienst berufen.
In Budapest wird ein Heim für weibliche Universitätshörerinnen eröffnet (wird nach dem um die Förderung der Frauenbildung verdienstvollen Unterrichtsminister Dr. Julius Wlassics benannt).
In Laibach wird der "Allgemeine Slowenische Frauenverein" (Splošno slovensko žensko društvo) zum Zwecke der Förderung aller kulturellen, sozialen und politischen Interessen der slowenischen Frauen gegründet .
Die Schriftstellerin Karoline Pichler (gestorben 1843) bekommt am Wiener Zentralfriedhof ein Ehrengrab.
Das Eisenbahnministerium gestattet die probeweise Verwendung von Frauen im Betriebsdienst der Bozen-Meraner Bahn - auch als Stationsleiterin - nach Ablegung der vorgeschriebenen Prüfung.
Eugenie Schwarzwald übernimmt das Mädchenlyzeum am Franziskanerplatz 5 von Eleonore Jeiteles.
Der Gemeinderat der Stadt Salzburg arbeitet eine neue Wahlordnung aus, nach der alle weiblichen Steuerträgerinnen ihres langjährigen aktiven Wahlrechts beraubt werden.
Auf Anregung der Malerin Olga Wisinger-Florian wird im Jänner die Ausstellung "Acht Künstlerinnen und ihre Gäste" im Salon Pisko eröffnet.
Am 5. Jänner wird das Lesezimmer des "Allgemeinen österreichischen Frauenvereins" in den Räumen des französischen Konversationsklubs, Wien I, Spiegelgasse 15, eröffnet.
Anfang Februar wird der "Verein Wiener Settlement" von Marie Lang gegründet; er soll sich nach englischem Vorbild um die Aufsicht, Weiterbildung und Verköstigung der Kinder von erwerbstätigen Müttern kümmern.
Am 28. Februar eröffnet der Verein "Frauenbund" in Brünn eine Rechtsschutz-Station für unbemittelte Frauen.
Am 3. März werden anlässlich der Generalversammlung die Frauen aus dem allgemeinen Postbeamtenverein ausgeschlossen. Dies führt in weiterer Folge zur Gründung eines eigenen Vereines: Zentralverein der Postanstaltsbeamtinnen, 1908
Juni: an der Karlsuniversität in Prag erhält erstmals eine Frau den Doktortitel: Zdenka Barborová zählt zu den Vorreiterinnen der tschechischen Frauenbewegung, die sich 1897 den Zugang zum Hochschulstudium erkämpften.
Am 2. Juli wird Elise Richter als dritte Frau zum Dr.phil. promoviert (nach Gabriele von Wartensleben und Cäcilie Wendt).
Am 11. November stirbt die Lehrerin und Vereinsgründerin Marie Boßhardt-Demergel .
8. Dezember: Karoline Gronemann gründet die "Vereinigung der arbeitenden Frauen" in Wien (1906 werden Zweigvereine in Czernowitz und Graz, 1908 in Brünn gegründet).
Andere Länder
Freiburg und Heidelberg sind die ersten Städte, an deren Hochschulen Frauen immatrikuliert werden.
In Leipzig erscheint Lily Brauns Buch "Die Frauenfrage, ihre geschichtliche Entwicklung und wirtschaftliche Seite" (ÖNB-Signatur: 416.046-B).
Tod der schweizerischen Jugendschriftstellerin Johanna Spyri (1829-1901) in Zürich.
Die Generalversammlung des "Verbandes Fortschrittlicher Frauenvereine" in Berlin fordert u.a. eine bessere politische Bildung und Erziehung und eine Verbesserung des Arbeitsschutzes für Frauen; Wortführerinnen des Kongresses sind Minna Cauer und Helene Stöcker.
Helene Stöcker studiert bei Georg Simmel; auf Empfehlung des Literaturhistorikers Erich Schmidt promoviert sie in Bern bei seinem Schüler Oskar Walzel zum Thema "Zur Kunstanschauung des XVIII. Jahrhunderts : von Winckelmann bis Wackenroder". Von 1901 bis 1905 ist sie Dozentin an der neu gegründeten privaten Lessing-Hochschule in Berlin (wo auch Lise Meitner und Albert Einstein lehrten).
22. Jänner: Tod der britischen Königin Viktoria
Am 10. Februar protestieren in Berlin Frauen gegen das Vereins- und Versammlungsverbot; die deutsche Frauenrechtlerin Maria Lischnewska hält eine Ansprache
Als erstes europäisches Land führt Norwegen das allgemeine Wahlrecht für Frauen ein; es beschränkt sich jedoch auf Frauen, die über ein jährliches Mindesteinkommen verfügen oder einen vermögenden Ehemann haben.
Dezember: in Norwegen wird der "Frauenverband der sozialdemokratischen Arbeiterpartei" gegründet
Am 12. Dezember wird in Frankreich die erste Rechtsanwältin zugelassen.