Funktionen und Mitgliedschaften
Biografie
Jenny Herzmark studierte in Zürich und ab 1901 in Wien Medizin. 1909 heiratete sie den Philosophen und austromarxistischen Theoretiker Max Adler. Gemeinsam hatten sie eine Tochter und einen Sohn.
In den 1920er Jahren übersetzte sie einige Werke aus dem Russischen und unterrichtete an der Schule der Kinderfreunde. Zu dieser Zeit war sie auch Gründungsmitglied im Jüdischen Frauenbund für Deutsch-Österreich. Zwischen 1919 und 1930 war sie als Ärztin des Arbeitsinspektorats in Wien tätig und publizierte über ihre Arbeit Artikel in verschiedensten Zeitschriften. 1939 emigrierte sie nach Frankreich und ging dann 1942 in die USA.
Malleier: Jüdische Frauen in der Wiener bürgerlichen Frauenbewegung 1890 - 1938, 119
Lexikon
biografiA
Adler-Herzmark Jenny, geb. Herzmark; Ärztin
Geb. Riga, Livland, Russland (Lettland), 19. 5. 1877
Gest. Chicago, Illinois, USA, 1950
J. A.-H. (= „Scheine Blume“) studierte bis 1899 Medizin an der Universität von Zürich. Von 1901 bis 1903 war sie an der medizinischen Klinik tätig. Am 16. April 1904 promovierte sie mit ihrer Dissertation „Zur Kasuistik der Nebenverletzungen bei Laporotomien“. Danach verlagerte sie ihren Lebensmittelpunkt nach Wien. Ihr Studium wurde am 29. April 1910 von der Universität Wien nostrifiziert. Am 29. März 1909 heiratete sie Dr. Max Adler, Trauzeugen waren Carl und Dr. Oskar Adler. Die beiden waren schon länger befreundet, angeblich sträubte sich Max gegen die Ehe, doch anscheinend hat sich J. durchgesetzt. Der studierte Jurist Max Adler war eine zentrale Figur des Austromarxismus. Er war ein wichtiger Theoretiker und veröffentlichte zahlreiche Schriften zu Marxismus und Sozialismus, außerdem hielt er Vorträge in Jugendorganisationen und unterrichtete an der Arbeiterhochschule. Auch J. A.-H. engagierte sich in der österreichischen Arbeiterbewegung. Sie unterrichtete Gesundheitslehre an der Kinderfreunde-Schule in Schönbrunn, außerdem verfasste sie verschiedene Schriften zu Unfallverhütung und Gewerbehygiene. Ihre Gesinnung ist auch an der Auswahl der von ihr übersetzten Literatur erkennbar (s. u.). Ihren Beruf als Ärztin übte sie weiterhin aus, arbeitete als Gewerbeärztin und zuletzt als Chefärztin der Gewerbeinspektion. 1932 trat sie aus der Ärztekammer aus. J. und Max Adler hatten zwei Kinder: 1910 wurde Lore geboren, die später in London lebte, drei Jahre später Robert, der in den USA als Physiker arbeitete. Über das Privatleben der Familie Adler ist wenig bekannt. Sie wohnten in der Wiener Josefstädterstraße, ihr Lebensstil wird als kleinbürgerlich-bescheiden geschildert. Die Tochter Lore beschrieb die Beziehung ihrer Eltern als Gemeinschaft zweier selbständiger Menschen, die einander achteten. Politisch stand J. angeblich links von ihrem Mann. Dr. Max Adler starb am 27. Juni 1937, er ist am Wiener Zentralfriedhof begraben. Dr. J. A. verließ am 1. Juli 1939 Österreich und emigrierte über Frankreich, wo sie bis 1942 blieb, in die USA, wo sie 1950 verstarb.
W.: „Hygiene der Frau: Frauenreichskomitee, Zentralstelle für das Bildungswesen“ (1925),
„Allgemeine Gewerbehygiene für Arbeiter: Zentralgewerkschaftskommission des Dt. Gewerkschaftsbundes in der Tschechoslowakei“ (1921), „Gem. m. Hans Mekiska: Der praktische Arbeiterschutz. Unfallverhütung und Gewerbehygiene“ (1925) Übersetzungen: „Kuprin, Aleksandr: Der Moloch und andere Novellen“ (1907), „Berezovskij, A. P.: Die Odyssee des ‚Knjas Potemkin‘. Tagebuchblätter von Kirill, Mitgl. d. revolut. Schiffscomités [d. i. A. P. Berezovskij]“ (1906. 1908 u. d. T. Unter der Flagge der Revolution), „Rešetnikov, Fedor: Die Leute von Podlipnaja“ (1907)
Monika Hasleder
Publikationen
Quellen und Sekundärliteratur
Material in Archiven und Sammlungen
- Pressestimmen - In: WBR/TBA, Dokumentation, TP-000578