Brief von Bernhard Seuffert an August Sauer in Lemberg am 4. Juli 1881. Montag

  • < chronologisch >

Faksimile fehlt.

 

Berlin W. Krausenstrasse 6/7
Werners Hotel. 4 VII 81.

 



Sehr geehrter herr kollege,

Eine vertrauliche bitte! Möchten Sie in meinen Litteraturdenkmalen des 18. jhrhs. das 4. heft, Gleims Grenadierlieder herausgeben?
 Ich gestehe Ihnen offen, dass ich es selbst thun wollte, nun aber da ich das ganze semester u. bis in den herbst hinein auf wissenschaftlichen reisen bin, finde ich schwer die zeit dazu. Sie würden also mir einen doppelt grossen gefallen erweisen, wenn Sie sich zur herausgabe entschlössen; einmal indem es mir überhaupt schmeichelhaft wäre Sie zum ersten mitarbeiter zu haben u. dann, indem Sie mich von einer augenblicklichen last befreien. Abgesehen davon sind Sie ja durch Ihre Kleiststudien der eigentlich berufene mann, auch diesen patrioten zu edieren u. es kann Ihnen keine mühe machen, da Sie ja Ihre vertrautheit mit dieser specialität in deutlichster weise bewiesen haben. Dass ich gerade Sie darum bitte, ist auch auf veranlassung Scherers geschehen, der mir Sie geradezu als den einzigen erprobten herausgeber bezeichnet hat.
 Die einrichtung der sammlung darf ich als bekannt voraussetzen. es handelt sich um einen neudruck der 1. ausgabe. Sollten Sie auf eine kritische ausgabe, d. h. auf das beifügen des kritischen apparates (offen gestanden wider mein erwarten) gewicht legen, so würde ich meinen verleger dazu bestimmen. In der vorrede sind Sie nur verpflichtet, über das bibliographische aufschluss zu geben. Doch würde es mir lieb sein, wenn Sie die litteraturgeschichtliche bedeutung einem allgemein gebildeten leserkreise darlegten, wie Sie es für Kleist ja so vorzüglich thaten. Einen bogen vorrede nehme ich als normalmass; doch würde auch ein etwas grösserer umfang Ihrem bedarf zur verfügung gestellt werden können. Ich bäte die arbeit bis oktober etwa druckferig zu machen, damit das heft im november erscheinen kann. Die druckerei ist gut und prompt.
 Mit Henninger haben Sie nichts zu schaffen; nur mit mir. Um auch das äusserliche gleich zu fixieren, teile ich Ihnen mit, dass Sie pro bogen 20 m. honorar bei einer auflage von 1000 ex. erhalten. Wahrscheinlich wird aber vom 4. heft die aufl. 1500 ex. betragen, Sie also 30 m. pro bogen erhalten. Zudem 20 freiex. Ich lese als herausgeber 1 revision.
 Nun bitte ich Sie diese nur für Sie bestimmte einladung sich zu überlegen u. mir hoffentlich den erbetenen bescheid zu geben. Bis ende der woche trifft mich Ihre antwort hier. Darnach Halberstadt postlagernd. Selbstverständlich wäre ich bereit, Ihnen in Halb. etwas nachzusehen.
 Mit freundlichem grusse eilig

Ihr
ergebener
B. Seuffert.

Da der 2. bd. Ihres Kleist in Druck oder vielleicht schon fertig ist, haben Sie ja freie hand.

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