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Namen und Abkürzungen
Pichl, Berta
Lebensdaten
geboren 01.09.1890, Asch/As (Böhmen)
gestorben 02.02.1966, Wien
Berufe und Tätigkeiten
Lehrerin, Schuldirektorin, Politikerin, Funktionärin der CSP
Funktionen und Mitgliedschaften in Frauenvereinen und -organisationen
Biographie
Berta Pichl besuchte die Lehrerinnenbildungsanstalt in Böhmen und unterrichtete auch dort. 1910 kam sie zum Studium nach Wien und promovierte 1915. Daran anschließend unterrichtete sie in einem Mädchenlyzeum. Sie engagierte sich auf vielfältige Weise in der Katholischen Frauenorganisation (KFO). Unter anderem als Generalsekretärin der KFO Niederösterreich. In den 1920er Jahren wurde sie langjährige Direktorin der Sozialen Frauenschule - einer Schulgründung der KFO Wien, die Fürsorgerinnen und Erzieherinnen ausbildete. Politisch war Berta Pichl von 1920 bis 1934 christlichsoziales (CSP) Mitglied des Bundesrates. Auf den Parteitagen meldete sie sich als eine der ganz wenigen weiblichen Rednerinnen zu Wort. Als unverheiratete Akademikerin setzte sie sich Ende der 1920er Jahre für die Berufstätigkeit von Frauen gegen die CSP-Linie ein. Gabriella Hauch weist auf deutschnationale, sexualfeindliche und antisemitische Aussagen Pichls hin, die in der zeitgenössischen Presse rezipiert wurden: unter anderem positionierte sie sich 1919 gegen die Abtrennung der deutschsprachigen Gebiete Böhmens und Mährens von Österreich, 1921 gegen die Aufführung von Schnitzlers Reigen und setzte sich ein für "deutsche Künstler".
Hauch: Vom Frauenstandpunkt aus, 285-289 Hofrat Dr. Berta Pichl tritt in den Ruhestand. - In: Wiener Zeitung, 28.06.1957 Österreichisches ParlamentPichl: Verwendungszeugnis. - In: DAW, Ordinariatsakten, Vereine (5/1), 1938
von Lydia Jammernegg
Lexikon
Pichl Berta; Mittelschullehrerin, Historikerin und Bundesrätin Geb. Asch, Böhmen (Aš, Tschechien), 1. 9. 1890 Gest. Wien, 2. 2. 1966 Herkunft, Verwandtschaften: Vater: Adolf Pichl, Polizeikommissär in Bilin; Mutter: Maria, geb. Wenisch, Hausfrau. Ausbildungen: Volksschule, Bürgerschule und Fortbildungsschule in Bilin, Lehrerinnenbildungsanstalt in Eger, Abschluss 1909 mit Auszeichnung, WS 1910/11 bis 1913/14 außerordentliche Hörerin an der Universität Wien, Matura am k. u. k. Staatsgymnasium mit deutscher Unterrichtssprache in Brünn, seit SS 1914 als ordentliche Hörerin Studium der katholischen Philosophie an der Universität Wien, Dr.phil. 1915, Dissertation: „Zur Biographie des Francesco Guiseppe Borri“, ein Mailänder Sektenstifter und Alchemist des 17. Jahrhunderts, der an vielen europäischen Höfen, auch in Wien, gewirkt hat und mit der Inquisition in Konflikt geraten war; Redlich, ihr Erstbegutachter, kritisierte ihr mangelndes Distanzierungsvermögen gegenüber Borri und benotete, wie der Zweitbegutachter, ihre Dissertation mit „Genügend“, auch die Prüfungen wurden mit „Genügend“ beurteilt. Laufbahn: Februar bis April 1910 Lehrerin an der Volksschule in Osseg, anschließend bis zu Ferienbeginn an der Mädchenbürgerschule in Bilin, Februar bis Juli 1917 Lehrerin an der öffentlichen Bürgerschule Wien 20, anschließend bis Juli 1918 im Mädchenlyceum Wien 8, September 1918 bis 20. November 1920 Angestellte der Katholischen Frauenorganisation Niederösterreichs, anschließend bis 31. August 1922 Beschäftigung in der Zentrale der Katholischen Frauenorganisation, Engagement als Referentin der Schulsektion in Fragen der Erziehung und Mädchenbildung, im Herbst 1919 Mitglied des Arbeitsausschusses, der die Richtlinien christlichsozialer Frauenpolitik ausarbeitete. In der Frauenwoche vom 9. bis 16. Mai 1920 und im Politischen Frauenkurs von 6. bis 11. September 1920 Referat zum Thema „Die Geschichte der Frauenrechtsbewegung“; ab 24. September 1920 gemeinsam mit Sr. Benedikta Vorsitzendestellvertreterin von Hildegard Burjan in der Caritas Socialis; eine von sieben weiblichen Delegierten von insgesamt 28 der Wiener Parteiorganisation auf dem Reichsparteitag von 7. bis 9. Juni 1921, meldete sich auch zu Wort, ebenso am außerordentlichen Reichsparteitag 1922, Teilnahme an den Reichsparteitagen 1926, 1928, 1931; Mitorganisatorin und Referentin der Tagung Frauenarbeit in Haus und Erwerbsleben; für die Wiener Landespartei Delegierte am Parteitag der Wiener Christlichsozialen Partei 1932, dramatische Niederlage der CSP bei den Wiener Gemeinderatswahlen, stellte nur mehr 19 Prozent der MandatarInnen, Teilnahme am außerordentlichen Wiener Parteitag am 25. Juni 1933; 1. September 1923 bis 31. Oktober 1937 Leiterin der von der KFO Niederösterreich 1916 gegründeten Sozialen Frauenschule in Wien, sowie 1945–1957; Mitglied des Bundesrates CSP 1. 12. 1920–2. 5. 1934, umjubelte Rednerin bei den vom Antisemitenbund und Deutschvölkischem Schutz- und Trutzbund im Neuen Rathaus veranstalteten Kundgebungen; Gründung des Vereins Freunde der Sozialen Frauenschule 1935, der Geld für Schulen, z. B. durch Lotterien, aufbringen sollte. Die Soziale Frauenschule wurde 1938, mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten, geschlossen. 1945 wurde sie von der Caritas der Erzdiözese Wien übernommen und B. P. wieder Leiterin. 1957 ging B. P. in Pension. Ausz.: Hofrat. W.: „Beiträge zur Biographie des Francesco Guiseppe Borri. Phil. Diss.“ (1915), „10 Jahre Frauenwahlrecht in Österreich. In: Frauen-Briefe, 41“ (1929), „Das arische Wien gegen jüdische Sittenlosigkeit. In: Deutsch-Österreichische Tageszeitung, 24. 4. 1922.“, „Der Antrag Pichl gegen Schund- und Schmutzschriften. In: Neue Freie Presse, 24. 3. 1928“, „Die Protestkundgebung der christlichen Frauen. In: Reichspost, 19. 6. 1919“
biografiA
Publikationen
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Pichl, Berta: Die Akademikerin in einigen Zweigen des sozialen Dienstes in Österreich. - In: Dreißig Jahre Frauenstudium in Österreich : 1897-1927 ; Festschrift. - Wien: Kaltschmid, 1927, 46-47
ÖNB 566075-B.Neu
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Pichl, Berta: Haben wir unsere Pflicht getan? - In: Frauen-Jahrbuch (1930), 143-147
ÖNB 573967-B.Neu
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Pichl, Berta: Über die Berufswahl der Mädchen im allgemeinen und die Soziale Frauenschule im besonderen. - In: KFO-Arbeit 1 (1932) 6, 3
ÖNB 634019-C.Neu-Per
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Pichl, Berta: Unsere Soziale Frauenschule. - In: Frauen-Jahrbuch (1935), 234-235
ÖNB 573967-B.Neu
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Pichl, Berta: Was leistet die Soziale Frauenschule? - In: Frauen-Jahrbuch (1931), 123-126
ÖNB 573967-B.Neu
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Pichl, Berta: 10 Jahre Frauenwahlrecht in Österreich. - In: Frauen-Briefe (1929) 41, 1-2
ÖNB 608918-C.Neu-Per
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Pichl, Berta: Zur Berufswahl unserer jungen Mädchen. - In: Frauen-Briefe (1935) 112, 2-4
ÖNB 608918-C.Neu-Per
Quellen und Sekundärliteratur
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biografiA : Lexikon österreichischer Frauen / Ilse Korotin (Hg.). - Wien [u.a.]: Böhlau Verlag. - 4 Bde., 2016
ÖNB FOR-GEN10-30
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G. Un.: Die Erwerbstätigkeit der Frau. - In: Neue Freie Presse, Nr. 25016, 6. Mai 1934, 8
ÖNB 393928-D.Neu
ÖNB MF 3903
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Raimann, Frida: O du gute alte Zeit. - In: Tagblatt 14 (1929) 263
ÖNB 508943-D.Neu-Per
ÖNB 744001-D.Neu-Per
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Raimann, Frida: O du gute alte Zeit. - In: Tagblatt 14 (1929) 263
ÖNB 508943-D.Neu-Per
ÖNB 744001-D.Neu-Per
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Zaar, Birgitta: Frauen und Politik in Österreich, 1890-1934 : Ziele und Visionen. - In: Frauen in Österreich : Beiträge zu ihrer Situation im 19. und 20. Jahrhundert / David F. Good ... (Hg.). - Wien [u.a.]: Böhlau, 1994, 48-76
ÖNB AUT-GEN11-11
ÖNB 1407447-C.Neu
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Die Abgeordneten zum österreichischen Nationalrat 1918 - 1975 und die Mitglieder des österreichischen Bundesrates 1920 - 1975 / hrsg. von d. Parlamentsdirektion. - Wien: Verlag der Österr. Staatsdruckerei, 1975
ÖNB 2043469-B.Neu
ÖNB/Bildarchiv BIO 22
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Bildung und Erziehung der katholischen Frauenpersönlichkeit. - In: Reichspost, Nr. 89, 1. April 1934, 16
ÖNB MF 945
ÖNB 393106-D.Neu
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Der dritte österreichische katholische Frauentag : die Eröffnung. - In: Reichspost, Nr. 146, 28. Mai 1931, 8
ÖNB MF 945
ÖNB 393106-D.Neu
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Hauch, Gabriella: Katholisch und im Parlament. - In: Welt der Frau (1993) 2, 23-24
ÖNB 743588-C.Neu-Per
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Hauch, Gabriella: Vom Frauenstandpunkt aus : Frauen im Parlament 1919 - 1933. - Wien: Verl. für Gesellschaftskritik, 1995
ÖNB 1433046-B.Neu-Per.7
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Hofrat Dr. Berta Pichl tritt in den Ruhestand. - In: Wiener Zeitung, 28.06.1957
ÖNB 393052-D.Neu
ÖNB MF 226
-
Das katholische Deutschland : biographisch-bibliographisches Lexikon / von Wilhelm Kosch. - Augsburg: Haas & Grabherr. - 3 Bde., 1933-1938
ÖNB 581305-C.Neu-Kat
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Die Protestkundgebung der christlichen Frauen. - In: Reichspost, Nr. 252, 19. Juni 1919, 7-8
ÖNB MF 945
ÖNB 393106-D.Neu
Material in Archiven und Sammlungen
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Pichl, Bertha: Verwendungszeugnis. - In: DAW, Ordinariatsakten, Vereine (5/1) o.S., 1938
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Pressestimmen. - In: WBR/TBA, Dokumentation, TP-037862, 1928-1957
Bilder
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Berta Pichl um 1925
Aus:
ÖNB/Bildarchiv Pf 33001E1
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Berta Pichl
Aus:
Kosch: Das katholische Deutschland
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Berta Pichl
Aus:
ÖNB/Bildarchiv Pf33001B1
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