Walter Kappacher, geboren am 24.10.1938 in Salzburg, lebt heute in Obertrum bei Salzburg. In seiner Kindheit las er alles, was er in die Hände bekam. Fasziniert vom Motorradrennsport (seit 1949 wohnte die Familie in der Nähe einer Rennstrecke), begann er nach Abschluß der Hauptschule eine Lehre als KFZ-Mechaniker, die er 1957 mit der Gesellenprüfung abschloß. Danach Bruch mit der Welt der Motorräder, verstärktes Interesse für Theater, Film, Literatur. Schauspielstudium in München (abgebrochen.) Bis 1978 dann in verschiedenen Berufen tätig. Seit 1964 schreibt er Kurzgeschichten. Reisen nach Italien; das Jahr 1966 verbrachte er in Berlin. Zu dieser Zeit lag bereits eine erste Version seines 1975 erschienenen Romans "Die Werkstatt" vor (Salzburg: Winter; Neufassung: Stuttgart: Klett-Cotta 1981). Zurück in Salzburg erschien 1967 in der "Stuttgarter Zeitung" seine erste Veröffentlichung "Rechtzeitig kam Bonzo". Seit 1978 lebt er als freier Schriftsteller und wurde im Herbst 2004 als korrespondierendes Mitglied in die Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung (Darmstadt) aufgenommen.
Walter Kappachers Gesamtwerk umfaßt u. a. die Romane "Morgen" (1975), "Der lange Brief" (1982), "Ein Amateur" (1993) und "Selina" (2005), Erzählungen wie "Rosina" (1978), Hörspiele und Filmdrehbücher (u. a. nach dem Roman von Gerhard Roth "Der stille Ozean". ORF/ZDF 1983). Unter dem Einfluß von Franz Kafka, Heinrich Böll und Robert Walser ("Der Gehülfe", "Jakob von Gunten") versuchte er in seinen Büchern die Welt der "kleinen Leute" erzählerisch zu gestalten, wobei auch autobiographische Erfahrungen einflossen. In dem Roman "Silberpfeile" (Wien / München: Deuticke 2000) wird die frühere Motorsport-Begeisterung von einer kritischen Geschichtsanalyse überlagert. Neben Kafka und Robert Walser gehören zu seinen literarischen Anregern unter anderem Thomas Bernhard ("Prosa", "Midland in Stilfs"), Samuel Beckett ("Erzählungen und Texte um Nichts") sowie die Erzählungen von Henry James und Cesare Pavese. Ab Mitte der 90er-Jahre beschäftigte sich Kappacher zunehmend auch mit dem Werk Hugo von Hofmannsthals, das ihn z. B. zu dem Capriccio "Vorübergehende Abwesenheit" (Privatdruck 2001) und zu dem Roman "Der Fliegenpalast" (Residenz 2009) inspirierte. Danach erschienen (Auswahl): "Marylin Monroe liest Ulysses" (Keicher 2010), "Land der roten Steine" (Hanser 2012), "Die Amseln von Parsch" (Salzmann 2013), "Trakls letzte Tage & Mahlers Heimkehr" (Salzmann 2014) und "Ich erinnere mich und andere Prosa" (Salzmann 2018).
Der Schriftsteller erhielt u. a. den Förderpreis zum Österreichischen Staatspreis für Literatur (1977), den Rauriser Literaturpreis der Länderbank (1985), den Literaturpreis des Kulturkreises im Bundesverband der Deutschen Industrie (1986), im Jahr 2004 den Hermann-Lenz-Preis und 2006 den Großen Kunstpreis (Literatur) des Landes Salzburg. Im Jahr 2009 wurde ihm der Georg-Büchner-Preis zuteil.