Halbmond über dem Nil. Wie aus dem byzantinischen das arabische Ägypten wurde
Zwischen 640 und 642 n. Chr. wird Ägypten von arabischen Armeen erobert. In den folgenden Jahrzehnten dehnen die Kalifen, die „Nachfolger des Gesandten Gottes“, ihren Machtbereich bis Persien und Südspanien aus. Die arabischen Eroberungen und die Ausbreitung des Islam stellen einen entscheidenden Wendepunkt in der Weltgeschichte dar.
Nirgends ist der Beginn dieses Umbruchs so gut dokumentiert wie in der Papyrussammlung der Österreichischen Nationalbibliothek: Sie beherbergt die umfangreichste und bedeutendste Sammlung von Originaltexten aus dieser Zeit. Verfasst in Griechisch, Koptisch und Arabisch, sind sie wertvolle Zeitzeugen für den Übergang vom christlich-byzantinischen zum arabisch-islamischen Ägypten.
Die neue Sonderausstellung im Papyrusmuseum präsentiert die wichtigsten Exponate dieser Sammlung, darunter etwa einen Papyrus, auf dem der Emir Abdella den Erhalt von 65 Schafen für die arabische Armee bestätigt: Das Dokument wurde am 25. April 643 n. Chr. geschrieben und ist damit der älteste datierte Papyrus mit arabischem Text überhaupt.
Langsame Entwicklung statt Revolution
Ebenfalls zu sehen ist das berühmte Archiv des Senuthios: Es enthält die Korrespondenz der byzantinischen Verwaltung und des arabischen Militärs aus den Jahren unmittelbar nach der arabischen Eroberung. Es ist damit eine weitaus verlässlichere Quelle für die Anfänge des arabischen Reiches als die Geschichtswerke, die oft erst Jahrhunderte nach den Ereignissen entstanden sind. Alle Dokumente belegen, dass es sich bei der arabischen Eroberung nicht um einen rasanten Bruch gehandelt hat, sondern um einen langsamen, über viele Generationen reichenden Prozess der Transformation, der viele Elemente der antiken Welt in das arabische Mittelalter überführte.