Lemberg

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Brief von August Sauer an Bernhard Seuffert in Würzburg am 1. August 1883. Mittwoch

Faksimile fehlt.

 Lemberg 1. August. 83.

Sehr geehrter Herr College!

August Sauer wunderte sich über die Absatzschwierigkeiten der Neudrucke.

Daß unsere Neudrucksammlungen nicht gut gehen, begreife ich aufrichtig gesagt nicht. Zuerst schreit alles, wir armen Provinzler, wir armen Studenten, wir armen Lehrer können nichts arbeiten, haben kein Material! u. s. w. Nun schafft man’s ihnen u. es wird ignorirt.

August Sauer bedankte sich für das Bild, das Seuffert ihm geschickt hatte und kündigte nochmals ein Photo von sich selbst an.

Es ist doch gleich etwas anderes: wenn man sich wenigstens auf diese Weise gesehen hat: Es bringt uns doch näher: man sieht denjenigen vor sich, an den man oft schreibt [un]d noch öfter denkt. Also ich habe mich so recht gefreut, als ob es ein leibhafter Besuch gewesen wäre und wie meine Bilder fertig werden: setze ich mich in einen Einspänner (zweispänner trägts mir nicht), um Ihnen die Gegenvisite zu machen.

Brief von Bernhard Seuffert an August Sauer in Lemberg am 2. September 1883. Sonntag

Würzburg 2 IX 83.
Herzogeng. 5

Lieber herr kollege,

Das ist freundlich von Ihnen, dass Sie mich bei meiner rückkunft aus Thüringen – denn dahin, in die nähe von Eisenach, bin ich ein paar wochen gezogen – mit einem bildlichen besuche erfreuen. Seien Sie bestens bedankt! Gross und schlank habe ich mir Sie vorgestellt, aber – blond! warum, wüsste ich nicht; man macht sich ja aus briefen und schriftstellereien bilder von den verfassern und geht freilich auf diesem wege nicht sicherer als Lavater auf dem umgekehrten. Nun werde ich beim lesen Ihrer schriften mir Ihr wahres porträt im auge behalten und so hoffentlich sicherer zu einem rechten verständnis Ihrer person gelangen. Wollen Sie mich nach wie vor durch Ihre briefe darin unterstützen!
 

Seuffert war erstaunt über Sauers Photographie. Er setzt die falschen Vorstellungen, die er sich gemacht hatte, in Zusammenhang mit den Forschungen von Johann Caspar Lavater, der im 18. Jahrhundert Theorien über den Zusammenhang von Physiognomie und Charakter entwickelt hatte.

Gross und schlank habe ich mir Sie vorgestellt, aber – blond! warum, wüsste ich nicht; man macht sich ja aus briefen und schriftstellereien bilder von den verfassern und geht freilich auf diesem wege nicht sicherer als Lavater auf dem umgekehrten. Nun werde ich beim lesen Ihrer schriften mir Ihr wahres porträt im auge behalten und so hoffentlich sicherer zu einem rechten verständnis Ihrer person gelangen.

Brief von Bernhard Seuffert an August Sauer in Lemberg am 28. Juli 1883. Samstag

Würzburg 28 VII 83

Sehr verehrter herr kollege,

Da haben Sie das monstrum! denken Sie sich den mann etwas gealtert, den bart etwas grösser, den haarbusch, damals à la kgl. bayr. raupenhelm geschnitten, etwas erniedrigt und mit leichten grauen spitzen da u. dort – wie es eben bei jemand geht, der unter der last 6jährigen privatdocententums und 5jährigen brautstandes gebeugt ist. dazu die augen etwas weniger weit aufgerissen als dies in der verdammten photographier stube, atelier genannt, not tat.
 Und nun freue ich mich auf Ihre einkehr bei mir.
 Der Uz ist auf dem umschlag von DLD 16 angekündigt. Sie brauchen damit nicht zu eilen. vor ostern wird die drucklegung kaum angehen. Randbemerkung mit geschweifter Klammer, bezogen auf den folgenden Absatz: [vertraulich] meine verleger haben nemlich neuerdings mir auszüge aus Ihren geschäftsbüchern geschickt von so erschreckender gestalt, dass ich ihren mut nicht begreife, mit dem sie auf der fortsetzung als etwas selbstverständlichem bestehen. aber eine folge hat das doch: ich darf im nächsten jahre nicht so hausen wie in diesem, wo ich allerdings unbändig viel

Seuffert beschreibt seine eigene Erscheinung auf der übersandten Photographie mit einem ironischen Blick.

Da haben Sie das monstrum! denken Sie sich den mann etwas gealtert, den bart etwas grösser, den haarbusch, damals à la kgl. bayr. raupenhelm geschnitten, etwas erniedrigt und mit leichten grauen spitzen da u. dort – wie es eben bei jemand geht, der unter der last 6jährigen privatdocententums und 5jährigen brautstandes gebeugt ist. dazu die augen etwas weniger weit aufgerissen als dies in der verdammten photographier stube, atelier genannt, not tat.

Karte von August Sauer an Bernhard Seuffert in Würzburg am 25. Juli 1883. Mittwoch

Herrn Dr. Bernhard Seuffert
Privatdocent an der Universität
Bayern Würzburg
Herzogengasse 5.

Auch Sauer kündigte ein Bild von sich an, das anlässlich seines Abschiedes von der Universität Lemberg entstand. Er äußerte auch den steigenden Wunsch nach persönlicher Bekanntschaft.

Daß Sie mir aber Ihr Bild versprechen, freut mich riesig! Bitte nur recht bald! Denn ich werde mich auch noch im nächsten Monate revangiren !. Ich laße mir in diesen Tagen ein Lemberger-Abschiedsbild machen u. davon war schon längst für Sie eines bestimmt. Das muß uns einstweilen die persönl. Bekanntschaft ersetzen, nach der ich mich schon recht sehne!

Karte von Bernhard Seuffert an August Sauer in Lemberg am 22. Juli 1883. Sonntag

Herrn Professor Dr. A. Sauer
Lemberg
Krassickig.

Nachdem die beiden Gelehrten bereits zahlreiche Briefe gewechselt hatten, entstand der Wunsch, den jeweils anderen Korrespondenzpartner auch vor sich zu sehen. Bernhard Seuffert kündigte ein Photo von sich an.

Ich habe noch ein bild von mir – s’ ist allerdings nicht ganz neuen datums. Aber wenn Ihnen der besitz spass macht, so schicke ichs. Mir ist nemlich um Ihre revanche zu tun!!

Brief von Bernhard Seuffert an August Sauer in Lemberg am 29. Juni 1883. Freitag

Würzburg 29 VI 83.

Sehr geehrter herr kollege,

So erfreulich mir Ihre erste karte war, so bedauerlich die nachfolgende.
 Wenn Sie den umfang der Littnotiz über die Wiener neudrucke betrachten, der doch gewiss für diese stelle ein ganz abnormer ist, so mussten Sie schon daraus ersehen, dass mir die empfehlung Ihrer sammlung am herzen lag.
 Dass ich Ihre art zu arbeiten überhaupt sehr hoch einschätze, glaube ich wahrlich in der anzeige Ihres Kleist bewiesen zu haben. Ausserdem können Sie überzeugt sein, dass ich Sie nicht um Ihre mitarbeiterschaft an den DLD gebeten hätte, wenn ich nicht Ihre arbeitskraft und -weise billigen, ja für musterhaft halten würde. Sie könnten gewiss sein, dass ich Sie nicht zum zweiten male gebeten hätte, wenn mir die herausgabe des 4. heftes durch Sie nicht ganz zugesagt hätte. Ferner habe ich ja widerholt Sie darum zu ersuchen mir erlaubt, auch fürder Ihre beihilfe in anspruch nehmen zu dürfen, habe in rücksicht darauf das von Ihnen gewünschte heft Pyra u. Lange, Thirsis und Damon auf dem umschlage der neuesten

Seuffert rechtfertigte sich und versuchte das Missverständnis, das seine Rezension der WND hervorgerufen hatte, zu beseitigen.

Wenn Sie den umfang der Littnotiz über die Wiener neudrucke betrachten, der doch gewiss für diese stelle ein ganz abnormer ist, so mussten Sie schon daraus ersehen, dass mir die empfehlung Ihrer sammlung am herzen lag. [...] Ich bitte also das misverständnis auszustreichen und unser verhältnis in der alten weise fortzuführen.

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