Günther Anders (eigentlich Günther Stern), geboren am 12. 7. 1902 in Breslau, gestorben am 17. 12. 1992 in Wien. Der Sohn des bekannten Kinderpsychologen William Stern studierte Philosophie bei Ernst Cassirer, Martin Heidegger und Edmund Husserl, bei dem er 1923 in Freiburg / Breisgau promovierte. Vor allem in den 30er-Jahren setzte sich Anders intensiv mit Werk und Person Heideggers auseinander (vgl. "Über Heidegger". München: Beck 2001). Der Plan, sich mit "Philosophische(n) Untersuchungen über musikalische Situationen" zu habilitieren, scheiterte am sich verschärfenden Klima an den deutschen Universitäten gegen Ende der Weimarer Republik und an einem negativen Gutachten Theodor W. Adornos. 1933 emigrierte Anders nach Paris, 1936 in die USA. In diesem Jahr trennten sich auch die Wege von Hannah Arendt und Günther Anders, die seit 1928 verheiratet waren. Die 1936 noch in Frankreich erschienene Studie "Pathologie de la liberté" beeinflußte das Denken Jean-Paul Sartres. Bis 1950 verfaßte Anders im amerikanischen Exil vor allem Gedichte und Fabeln sowie, nach seinen bereits in den 1930er-Jahren verfassten Essays über Literatur, einen wegweisenden Aufsatz zu Kafka ("Kafka - Pro und contra". München: Beck 1951). Anders' zentrales philosophisches Werk "Die Antiquiertheit des Menschen. Über die Seele im Zeitalter der zweiten industriellen Revolution" (München: Beck 1956, 1980 um einen zweiten Band erweitert) nimmt wichtige Motive der späteren Medien- und Technikkritik vorweg. Unter dem Eindruck des amerikanischen Atombombenabwurfs auf Japan engagierte sich Anders zusehends in der Friedens- und Antiatombewegung. Bis zu seinem Tod blieb er ein streitbarer Ketzer wider Aufrüstung und Machtmonopole (vgl. den Band "Ketzereien". München: Beck 1982).