- Namen
- Lebensdaten
- Berufe und Tätigkeiten
- Funktionen und Mitgliedschaften
- Biographie
- Lexikon
- Publikationen
- Quellen und Sekundärliteratur
- Material in Archiven und Sammlungen
- Bilder
- Plakate
- Links
|
|
|
Namen und Abkürzungen
Bürger, Gertrud
(Pseudonym)
Kohn, Regine
(Geburtsname)
Thal, Agnes
(Pseudonym)
Ullmann, Regina
Ullmann, Regine
Ulmann, Regine
Lebensdaten
geboren 01.09.1847, Wien
gestorben 13.03.1939, Wien
Berufe und Tätigkeiten
Schuldirektorin, Redakteurin, Vereinsfunktionärin
Funktionen und Mitgliedschaften in Frauenvereinen und -organisationen
Biographie
Nur wenige biographische Daten sind über Regine Ulmann bekannt. Geboren wurde sie als Regine Kohn und erhielt als Kind privaten Unterricht. 1867 heiratete sie den Kaufmann Sigmund Ulmann. Aus dieser Ehe stammten sechs Kinder. Neunzehnjährig und vor ihrer Eheschließung, war sie 1866 eine der Mitbegründerinnen des Mädchenunterstützungsvereins in Wien, eines der ersten jüdischen Frauenvereine, der jüdischen Mädchen eine Berufsausbildung ermöglichen wollte. Regine Ulmann unterrichtete Französisch an verschiedenen Schulen des Vereins und war später über einen langen Zeitraum Direktorin der Vereinsschulen. Sie gehörte damit zu den frühen Vertreterinnen der Frauenbewegung, die eine Zugänglichmachung von Bildung für Frauen forderten und förderten, um dem Wandel der wirtschaftlichen Verhältnisse Rechnung zu tragen. Sie war zeit ihres Lebens in einer Reihe von Frauenvereinen im Kontext der bürgerlich-liberalen Frauenbewegung und gleichzeitig auch in jüdischen Frauenwohlfahrtsvereinen präsent, unter anderem in der Frauenvereinigung für Soziale Hilfstätigkeit, im Neuen Frauenklub, im Bund Österreichischer Frauenvereine in der Gewerbekommission und im Jüdischen Frauenbund für Deutsch-Österreich. Sie arbeitete eng mit Marianne Hainisch zusammen. Mit ihr und Anitta Müller-Cohen gemeinsam eröffnete sie 1923 den Weltkongress Jüdischer Frauen in Wien. Elisabeth Malleier bezeichnet sie als eine Integrationsfigur zwischen bürgerlichen und jüdischen Frauen innerhalb der Frauenbewegung. Darüber hinaus war sie journalistisch als Mitarbeiterin des "Neuen Wiener Tagblattes" und Chefredakteurin von "Das Blatt der Hausfrau" tätig. Bei der zwangsweisen Vereinsauflösung des Mädchenunterstützungsvereins 1938 durch die Nationalsozialisten trat sie als Präsidentin auf. Sie verstarb im Jahr darauf.
biografiADeutsch-österreichisches Künstler- und Schriftstellerlexikon Malleier: Regine Ulmann und der "Mädchen-Unterstützungs-Verein" in Wien. - In: Ariadne (1999) 35, 28-31
von Lydia Jammernegg
Lexikon
Ulmann Regine, geb. Kohn, Ps. Gertrud Bürger, Agnes Thal Schuldirektorin, Redakteurin und Vereinsfunktionärin
Geb. Wien, 1. 9. 1847 Gest. Wien, 13.3. 1939
LebenspartnerInnen, Kinder: R. U. heiratete 1867 den Kaufmann Sigmund Ulmann. Kinder: Adele, Sophie
Ausbildungen: Erhielt Privatunterricht.
Laufbahn: R. U. war 1866 Mitbegründerin (als eine von sechs Frauen) des Mädchen-Unterstützungs-Vereines und später Direktorin der Fachschulen des "Mädchen-Unterstützungs-Vereines". Als Motiv der Vereinsgründung wurde angegeben: "Mangel einer Institution, welche armen israelitischen Mädchen die Möglichkeit der kostenfreien Erlernung eines Handwerkes, oder sonstigen Erwerbs bietet". Der Verein war sogleich ein voller Erfolg. Man plante nicht nur einen Unterricht in weiblichen Handarbeiten sondern auch eine Ausbildung in Handelsgeschäften erforderlichen Erkenntnissen für Mädchen ab 14 Jahren. Der Unterricht war kostenlos. In der Arbeitsschule des Vereins wurden Mädchen unter anderem zu Köchinnen, Kleidermacherinnen, Friseurinnen, Stubenmädchen und Schirmmacherinnen ausgebildet. Man versuchte den Absolventinnen auch eine günstige Stellung zu verschaffen. Die Produkte die in den Arbeitsschulen hergestellt wurde, wurden verkauft und der Erlös trug zur Erhaltung des Vereins bei. Ein kleiner Teil wurde den Mädchen auf Sparbücher überwiesen und ihnen nach Schulaustritt ausgehändigt. Die dort hergestellten Produkte unterstützten aber auch andere Vereine und Institutionen, wie das israelitische Blindeninstitut oder das Rudolfinerhaus in Wien.
In der Fortbildungsschule des Mädchen-Unterstützungs-Vereines wurden Mädchen im Bereich Handel und Gewerbe ausgebildet, außerdem hatten sie die Möglichkeit Kindergärtnerinnen zu werden.1891 wurden Fachschulen für Schneiderei, Weißnäherei und Stickerei aufgebaut. Der Handelskurs wurde in eine zweijährige Handelsschule umgebaut. Bedürftige Schülerinnen wurden durch einen Mittagstisch, kostenlosen Büchern, Lehrmitteln, Fahrscheinen und Kleiderspenden unterstützt. 1938 wurde der Verein von den Nationalsozialisten aufgelöst. Über 70 Jahre war R. U. im Verein tätig gewesen. Außerdem war sie lange Zeit im Bereich der jüdischen Frauenwohlfahrt und in der überkonfessionellen bürgerlich-liberalen Frauenbewegung tätig. 1916 gründete sie zum Beispiel mit Margarethe Grunwald den "Israelitischen Frauenwohltätigkeitsverein für den II. und III. Bezirk, im selben Jahr wurde sie außerdem Vorsitzende des Verbandes Weiblicher Fürsorge. Innerhalb der bürgerlichen Frauenbewegung war sie engste Mitarbeiterin von Marianne Hainisch, Gründerin des Bundes österreichischer Frauenvereine. Zusammen mit ihr und Anitta Müller-Cohen eröffnete sie 1923 in der Wiener Hofburg die Weltkonferenz jüdischer Frauen. Dabei wurde unter anderem die Errichtung des jüdischen Weltfrauenbundes beschlossen. Innerhalb des Bundes österreichischer Frauenvereine war sie Mitglied der Gewerbekommission. Zugleich war sie 36 Jahre lang Mitglied und zeitweilige Präsidentin der Frauenvereinigung für Soziale Hilfstätigkeit. Daneben war sie auch journalistisch sehr rege. So war sie Mitarbeiterin des "Neuen Wiener Tagblattes", des "Bund" und außerdem Chefredakteurin von "Das Blatt der Hausfrau".
Ausz., Mitgliedschaften, Kooperationen: 1937 Goldenes Verdienstzeichen des österreichischen Verdienstordens
spez. Wirkungsbereich: Mitbegründerin und Präsidentin des "Mädchen-Unterstützungs-Vereins"; Vorsitzende (1938) von "Weibliche Fürsorge. Verband jüdischer Frauenwohltätigkeitsvereine" (1914), Wien IX, Althanplatz 11
Nachlaß, Archive, Quellen: Ariadne-ÖNB/Datenbank "Frauen in Bewegung"; Tagblattarchiv (Personenmappe)
Werkangaben (Auswahl): Das Soll und Haben der Hausfrau. Haushaltungsbuch Gesellschaft für graphi-sche Industrie Wien, 1897 Der Wäscheschrank. Wäsche-Album der "Wiener Mode". Über 600 Wäschestücke und Monogramme Gesellschaft für graphische Industrie Wien 1898 Die Frau als Arbeitgeberin In: Das Blatt der Hausfrau Heft 20 17.2.1907 Lehrgang des Schnittzeichnens für Wäsche- und Kindergarderobe Kindergarderobe und Leibwäsche
Literatur: Archiv der deutschen Frauenbewegung an der Universität Kassel. (http://www.uni-kassel.de/frau-bib/aria-ab2.htm) Bibliographia Judaica. Verzeichnis jüdischer Autoren deutscher Sprache. Bearb. v. Renate Heuer, Bd. 1 Gesamtverzeichnis der deutschsprachigen Literatur 1865-1910. Jüdisches Biografisches Archiv (Mikrofiche) Blumesberger, Susanne / Doppelhofer, Michael / Mauthe, Gabriele (Bearb.), Handbuch österreichischer Autorinnen und Autoren jüdischer Herkunft. 18. bis 20. Jahrhundert, Hg. Österr. Nationalbibliothek, 2002, München, Verlag: K. G. Saur Hecht, Dieter J., Nischen und Chancen - Jüdische Journalistinnen in der österreichischen Tagespresse vor 1938 In: Medien und Zeit 2/2003, 2003, S. 31-39, Wien Kosel, Hermann (Hg.), Deutsch-Österreichisches Künstler- und Schriftstellerlexikon. Bd.1 Malleier Elisabeth, Jüdische Frauen in Wien (1816-1938). Wohlfahrt-Mädchenbildung-Frauenarbeit., 2000, S. 55, 185-196, Wien Malleier Elisabeth, Regine Ulmann und der "Mädchen-Unterstützungs-Verein" in Wien. In: Ariadne. Almanach des Archivs der deutschen Frauenbewegung Heft 35, Mai 1999., 1999, 28-31, Kassel Pataky, Sophie, Lexikon deutscher Frauen der Feder. Band 2.. Torggler, Elisabet, Jüdische Frauenwohltätigkeitsvereine in Wien von 1867-1914, 1999, S. 146, Wien
Ulmann Regine (Pseudo Gertrud Bürger, Agnes Thal), geb. am 1. September 1847 in Wien, wo sie als Redactrice von "Das Blatt der Hausfrau" und Directrice der Fachschulen des Mädchen-Unterstützungs-Vereines lebt, schreibt über die Frauenfrage, Erziehung, Handarbeit u.a.
Biographien der österreichischen Dichterinnen und Schriftstellerinnen
Ulmann, Frau Regine, Ps. Gertrud Bürger und Agnes Thal, Wien II, Kaiser Josefstrasse 32, ist in Wien am 1. September 1847 geboren und schreibt über Frauenfrage, Erziehung und Handarbeit. Sie ist Direktirice der Fachschulen des "Mädchen-Unterstützungs-Vereins" und Redakteurin von "Das Blatt der Hausfrau".
Lexikon deutscher Frauen der Feder
ULMANN Regine, II. Kaiser Josefstrasse 32, geb. Wien, 1. Sept. 1847, wurde durch Privatunterricht ausgebildet; verfasste: "Das Soll und Haben der Hausfrau", "Der Wäscheschrank", "Wäschealbum der Wiener Mode", "Lehrgang des Schnittzeichnens für Wäsche- und Kindergarderobe" und ist Herausgeberin des "Praktischen Rathgebers der Wiener Mode". U. ist Chefredactrice des "Blattes der Hausfrau", ständige Mitarbeiterin des "Neuen Wiener Tagblattes", der "Wiener Mode" etc. und Schulleiterin.
Deutsch-österreichisches Künstler- und Schriftsteller-Lexikon
Publikationen
-
Das Blatt der Hausfrau: österreichisch-ungarische Zeitschrift für Angelegenheiten des Haushaltes. - Wien, 1890-1960
ÖNB 394566-D-B.Neu-Per
UBW III-707.250 I
-
Ulmann, Regine: Die Frau in der Wohlfahrtspflege des Jahrhunderts. - In: Die Wahrheit 42 (1926) 11/12
ÖNB 406156-D.Neu-Per
-
Ulmann, Regine: Das Frauenberufsamt. - In: Der Bund 13 (1918) 6
ÖNB 442258-B.Neu-Per
ÖNB MFS 6009
-
Ulmann, Regine: Die Frauenbewegung unter Kaiser Franz Josef I. - In: Zeitschrift für Frauenstimmrecht 6. Jg (1916) Nr. 9 u. 10, 1-3
ÖNB 476803-D.Neu-Per
-
Ulmann, Regine: Die neue Frauenoberschule und ihre Ziele. - In: Neue Freie Presse, Nr. 20661, 06.03.1922
ÖNB 393928-D.Neu
ÖNB MF 3903
-
Ullmann, Regine: Die neue Schule. - In: Die Frau und Mutter 16 (1927) 10, 8-9
ÖNB 568867-B-C.Neu-Per
-
Ulmann, Regine: Die Vereinigung der arbeitenden Frauen als Bildungsfaktor. - In: Festschrift : 25 Jahre Vereinigung der arbeitenden Frauen in Wien. - Wien: Verlag d. Vereinigung, 1927, 72-75
ÖNB 760031-B.Neu
-
Ulmann, Regine: Was ist uns Marianne Hainisch? - In: Die Österreicherin 2 (1929) 3
ÖNB 609120-C.Neu-Per
Quellen und Sekundärliteratur
-
G. Un.: Regine Ulmann - 90 Jahre alt. - In: Die Österreicherin 10 (1937) 7, 2
ÖNB 609120-C.Neu-Per
-
G., W.: Regine Ullmann neunzig Jahre alt. - In: Neue Freie Presse, Nr. 26212, 31.08.1937
ÖNB 393928-D.Neu
ÖNB MF 3903
-
Deutsch-österreichisches Künstler- und Schriftstellerlexikon / hrsg. von Herm. Cl. Kosel . - Wien: Verl. d. Ges. für Graph. Industrie. - 2 Bde., 1902-1906
ÖNB 1985738-B.Neu.1 bis 2
-
Malleier, Elisabeth: "Jeder Sieg der Frauen muss ein Sieg der Freiheit sein, oder er ist keiner" : jüdische Feministinnen in der Wiener bürgerlichen Frauenbewegung und in internationalen Frauenbewegungsorganisationen. - In: Wien und die jüdische Erfahrung 1900-1938 : Akkulturation, Antisemitismus, Zionismus / Frank Stern ; Barbara Eichinger (Hg.). - Wien [u.a.]: Böhlau, 2009, 277-295
ÖNB 1898681-C.Neu
ÖNB AUT-HIS75-WIE-02
-
Malleier, Elisabeth: Jüdische Feministinnen in der Wiener bürgerlichen Frauenbewegung vor 1938. - In: Geschlecht, Religion und Engagement : die jüdischen Frauenbewegungen im deutschsprachigen Raum ; 19. und frühes 20. Jahrhundert / Margarete Grandner, Edith Saurer (Hg.). - Wien [u.a.]: Böhlau, 2005, 79-101
ÖNB 1448358-B.Neu-Per.9
ÖNB AUT-GEN11-17
-
Malleier, Elisabeth: Jüdische Frauen in der Wiener bürgerlichen Frauenbewegung 1890 - 1938 : Forschungsbericht. - Wien, 2001
ÖNB 1641037-C.Neu
UBL IFG II.1-6
-
Malleier, Elisabeth: Jüdische Frauen in Wien (1816 - 1938) : Wohlfahrt - Mädchenbildung - Frauenarbeit. - Wien, Univ., Diss., 2000
ÖNB 1613652-C.Neu
-
Malleier, Elisabeth: Regine Ulmann und der "Mädchen-Unterstützungs-Verein" in Wien. - In: Ariadne (1999) 35, 28-31
ÖNB 1428420-C.Neu-Per
-
Mauthner, Ida: Regine Ulmann zum 90. Geburtstag. - In: Mitteilungen der "Vereinigung der arbeitenden Frauen" 35 (1937) 4, 6
ÖNB 447179-B-C.Neu-Per
-
Biographien der österreichischen Dichterinnen und Schriftstellerinnen : ein Beitrag zur deutschen Literatur in Österreich / hrsg. von Marianne Nigg. - Korneuburg: Kühkopf, 1893
ÖNB 147952-C.Neu
ÖNB 6041-MFS/03763
-
Lexikon deutscher Frauen der Feder : eine Zusammenstellung der seit dem Jahre 1840 erschienenen Werke weiblicher Autoren, nebst Biographieen der lebenden und einem Verzeichnis der Pseudonyme (2 Bände) / hrsg. von Sophie Pataky. - Berlin: Pataky, 1898
ÖNB FOR-GEN31-11
-
Raggam-Blesch, Michaela: Der "fehlende Ort" : frauenbewegte Jüdinnen zwischen Antisemitismus und Antifeminismus im Wien der Jahrhundertwende. - In: Ariadne (2003) 43, 14-21
ÖNB 1428420-C.Neu-Per
-
Raggam-Blesch, Michaela: Frauen zwischen den Fronten : Jüdinnen in feministischen, politischen und philanthropischen Bewegungen in Wien an der Wende des 19. zum 20. Jahrhundert. - In: Geschlecht, Religion und Engagement : die jüdischen Frauenbewegungen im deutschsprachigen Raum ; 19. und frühes 20. Jahrhundert / Margarete Grandner, Edith Saurer (Hg.). - Wien [u.a.]: Böhlau, 2005, 25-55
ÖNB 1448358-B.Neu-Per.9
ÖNB AUT-GEN11-17
-
Von bedeutenden Frauen : Frau Regine Ullmann. - In: Die Frau und Mutter 15 (1926) 6, 15
ÖNB 568867-B-C.Neu-Per
-
Weder, Katharine : Emblematische Verfahren in Regina Ullmanns Erzählung "Von einem alten Wirtshausschild". - In: Sprachkunst 40 (2009) 1, 67-85
ÖNB 1047689-B.Neu-Per
Material in Archiven und Sammlungen
-
Brief von Regine Ullmann an Auguste Fickert. - In: WBR/HS, Nachlass Auguste Fickert H.I.N. 70857, 1899
-
WBR/TBA, Personenmappe, Ullmann Regina, 1933-1937
Bilder
|
Regine Ulmann anlässlich ihres 80. Geburtstages
Aus:
ÖNB/Bildarchiv 399792-D.Pt/2/36-Seite 15
|
|
|
|