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Namen und Abkürzungen
Aigner-Rollett, Oktavia
(Ehename)
Rollett, Oktavia
Lebensdaten
geboren 23.05.1877, Graz
gestorben 22.05.1959, Graz
Berufe und Tätigkeiten
Ärztin, Vereinsfunktionärin
Funktionen und Mitgliedschaften in Frauenvereinen und -organisationen
Biographie
Oktavia Rollett besucht das Mädchenlyzeum in Graz sowie die Lehrerinnenbildungsanstalt. Sie legt als eine der ersten Frauen in Graz die externe Matura am Staatsgymnasium ab und studiert ab 1900 an der Karl-Franzens-Universität Medizin. Ihr Vater ist dort Universitätsprofessor für Physiologie und Histologie und steht dem Frauenstudium kritisch gegenüber, lässt sich aber von seiner Tochter überzeugen. Im Dezember 1905 promoviert sie als zweite Medizinerin in Graz kurz nach Maria Schuhmeister. Sie arbeitet darauf im Allgemeinen Krankenhaus Graz (heute: Grazer Landeskrankenhaus) als unbezahlte Hilfsärztin. Eine bezahlte Anstellung wird ihr verweigert, sodass sie ins private Anna-Kinderspital wechselt, wo sie als Sekundarärztin angestellt ist. 1907 eröffnet sie in der Humboldtstraße in Graz ihre eigene Praxis und ist damit die erste praktizierende Ärztin in der Steiermark. 1908 heiratet sie den Arzt Walter Aigner mit dem sie drei Söhne hat. Sie bleibt bis ins hohe Alter in ihrer Praxis berufstätig. Oktavia Rollett ist in einer Reihe von Frauenvereinen verankert. Der Vereinigung arbeitender Frauen in Graz gehört sie seit der Gründung 1906 an. Auch nachdem sich die Vereinigung arbeitender Frauen zuerst in den Allgemeinen Deutschen Frauenverein in Graz und später in den Deutschen Frauenbund Graz, einen eindeutig deutschnationalen Frauenverein, wandelt, bleibt sie Mitglied. Weiters ist sie in der Ersten Republik Mitglied des Verbandes der akademischen Frauen Österreichs gehört dem Klub der Grazer Frauen an ebenso ist sie Mitglied der Internationalen Frauenliga für Frieden und Freiheit in Graz, einer transnational ausgerichteten Frauenvereinigung der radikal bürgerlichen Frauen- und Friedensbewegung. Sie steht damit gleichzeitig in Verbindung mit deutschnationalem ebenso wie mit pazifistischem Gedankengut und Vereinigungen - sich scheinbar widersprechenden Gesinnungen. Nach dem Zweiten Weltkrieg ist sie Vizepräsidentin des steirischen Zweigs der Internationalen Vereinigung berufstätiger Frauen, die sich aus dem Klub der Grazer Frauen entwickelt. In Graz wird am Rosenhain die Aigner-Rollett-Allee nach ihr benannt und an der Karl-Franzens-Universität die Oktavia Aigner-Rollett Gastprofessur für Frauen- und Geschlechterforschung eingerichtet.
Aigner: Dr. Oktavia Aigner-Rollett, die erste Ärztin in Graz. - In: Historisches Jahrbuch der Stadt Graz 2 (1969), 141-157 biografiASimon: "Durch eisernen Fleiß und rastloses, aufreibendes Studium" - In: Geschichte der Frauenbildung und Mädchenerziehung in Österreich, 205-219
von Lydia Jammernegg
Lexikon
Aigner-Rollett Oktavia; Ärztin Geb. Graz, Stmk., 23. 5. 1877 Gest. Graz, Stmk., 22. 5. 1959 Herkunft, Verwandtschaften: Vater: Alexander Rollett (1834 –1903), Physiologe. LebenspartnerInnen, Kinder: 1908 Heirat mit dem Anatomen Dr.med. Walter Aigner (1878–1950); drei Söhne. Ausbildungen: 1888–1894 Mädchen-Lyzeum in Graz, Lehrerinnen-Bildungsanstalt, 1897 Lehrbefähigungsprüfung und Probekandidatin an der Mädchen-Bürgerschule in Graz, Privatstudium, 1900 Externistenmatura als erste Grazerin am Akademischen Gymnasium. Ab dem WS 1900/01 Studium der Philosophie. Nach Zulassung von Frauen zum Medizinstudium ab dem WS 1901/02 Studium der Medizin an der Universität Graz, Ablegung aller Kolloquien und Rigorosen mit Auszeichnung. 1905 Promotion und Anmeldung zur Ausübung einer ärztlichen Praxis. Studium der Philosophie und Chemie, im Zuge der Dissertation durch Professorenwiderstand am Erwerb des zweiten Doktorgrades gescheitert. Laufbahn: 1906 als unbezahlte Hilfsärztin am Allgemeinen Krankenhaus Graz, die erstrebte Sekundararztstelle wird trotz Befürwortung durch die Primarärzte durch einen eigens gefassten und für alle weiblichen Ärzte geltenden Ablehnungs-Beschluss des Steiermärkischen Landesausschusses verwehrt. 1906/07 erste österreichische Sekundarärztin am privaten Anna-Kinderspital in Graz. 1907 Eröffnung einer eigenen Praxis als erste praktische Ärztin in der Steiermark. Ausübung der Praxis bis 1952; daneben Tätigkeit für Krankenkassen, als Schulärztin, als Anstaltsärztin der Privat-Turnanstalt, Lehrerin für Somatologie und Hygiene an der Frauen-Gewerbeschule in Graz. In beiden Weltkriegen Vertretungen für eingerückte Ärzte. Ende des Zweiten Weltkrieges Luftschutz-Ärztin. Ausz., Mitglsch.: 1935 Verleihung des Titels „Medizinalrat“. 1955 „Goldene Promotion“ als erste Frau an der Universität Graz. Mitgliedschaft in allgemeinen und akademischen Frauenvereinen, so auch in der „Internationalen Frauenliga für Frieden und Freiheit“. 1947 Vizepräsidentin des Steiermärkischen Zweiges der „International confederation of business and professional women“. Zweiteiliges Ehrenring-Denkmal in Graz, „Oktavia-Aigner-Rollett- Gastprofessur“ zur Frauen- und Geschlechterforschung an den Grazer Universitäten. W. u. a.: „Beiträge zur Kenntnis der interperitonealen Cholerainfektion … In: Sitzungsberichte der kaiserl. Akademie der Wiss., math.-nat. Klasse 115“ (1906), zahlreiche Aufsätze zu medizinischen und Frauenrechts-Belangen in Zeitungen und Zeitschriften
biografiA
Publikationen
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Rollett, Oktavia: Frauenkleidung. - In: Mitteilungen der "Vereinigung der arbeitenden Frauen" 5 (1907) 46, 4-6
ÖNB 447179-B-C.Neu-Per
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Rollett, Oktavia: Frauenkleidung. - In: Mitteilungen der "Vereinigung der arbeitenden Frauen" 5 (1907) 48, 2-7
ÖNB 447179-B-C.Neu-Per
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Rollett, Oktavia: Frauenkleidung. - In: Mitteilungen der "Vereinigung der arbeitenden Frauen" 5 (1907) 47, 2-6
ÖNB 447179-B-C.Neu-Per
Quellen und Sekundärliteratur
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biografiA : Lexikon österreichischer Frauen / Ilse Korotin (Hg.). - Wien [u.a.]: Böhlau Verlag. - 4 Bde., 2016
ÖNB FOR-GEN10-30
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Gadzinski, Anna: Kalliope Austria : Frauen in Gesellschaft, Kultur und Wissenschaft. - Wien: Bundesministerium für Europa, Integration und Äußeres - Kulturpolitische Sektion, 2015
ÖNB 2062598-B.Neu
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Jantsch, Marlene: Der Aufstieg der österreichischen Ärztin zur Gleichberechtigung. - In: Frauenstudium und akademische Frauenarbeit in Österreich / hrsg. von Martha Forkl und Elisabeth Koffmahn. - Wien [u.a.]: Braumüller, 1968, 24-29
ÖNB 1041459-B.Neu
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Lintschnig, Sarah: Über die (Un-)Sichtbarkeit von Frauen im öffentlichen Raum : topografische Bezeichnungen in Graz. - Graz, Univ., Masterarb., 2012
UBG II 747366
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Loder, Rebecca Cäcilia: Die ersten jüdischen Studentinnen an Österreichs Universitäten (bis 1939) : eine Darstellung anhand autobiografischer Texte. - Graz, Univ., Dipl.-Arb., 2011
UBG II 725714
ÖNB ARIADNE-15.050
UBW Archiv d. Univ. Wien K-569
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Rath, Anna: Wenn frau Wissen schaffen will : universitäre gleichstellungsorientierte Weiterbildung zur Karriereförderung von Wissenschafterinnen. - Graz, Univ., Masterarb., 2012
UBG II 747437
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Aigner, Reinhold: Dr. Oktavia Aigner-Rollett, die erste Ärztin in Graz : Biographie einer österreichischen Früh-Ärztin. - In: Historisches Jahrbuch der Stadt Graz 2 (1969), 141-157
ÖNB 1042073-B.Neu-Per
ÖNB 1409581-B.Neu-Per
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Aigner, Reinhold: Kleine Erinnerungen an die erste Grazer Ärztin Oktavia Aigner-Rollett. - In: Mitteilungen des Steiermärkischen Landesarchivs 47 (1997), 243-252
ÖNB 802596-B.Neu
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Aigner, Reinhold: Zur Patientenfrequenz der ersten Ärztin in Graz Frau Dr. Oktavia Aigner-Rollett (1877-1959). - In: Frauenstudium und Frauenkarrieren an der Universität Graz / hrsg. von Alois Kernbauer .... - Graz: Akad. Dr.- u. Verl.-Anst., 1996, 79-82
ÖNB 1097534-B.Neu-Per.33
ÖNB 1405824-B.Neu-Per.33
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Simon, Gertrud: "Durch eisernen Fleiß und rastloses, aufreibendes Studium" : die Anfänge des Frauenstudiums in Österreich ; Pionierinnen an den Universitäten Wien und Graz. - In: Geschichte der Frauenbildung und Mädchenerziehung in Österreich : ein Überblick / hrsg. von Ilse Brehmer .... - Graz: Leykam, 1997, 205-219
ÖNB 1509892-B.Neu
ÖNB AUT-GEN11-16
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Weiss, Norbert: "Meine Herren, meine Damen" : Erinnerungen an die erste steirische Ärztin, Dr. Oktavia Aigner-Rollett, zum Jubiläum „100 Jahre Ärztinnen an steirischen Landesspitälern“. - 2008
Material in Archiven und Sammlungen
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Bilder
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Oktavia Rollett 1900
Aus:
Simon: "Durch eisernen Fleiß und rastloses, aufreibendes Studium" - In: Geschichte der Frauenbildung und Mädchenerziehung in Österreich, 215
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Oktavia Rollett (re.) und Maria Schuhmeister beim gemeinsamen Laborpraktikum an der Karl-Franzens Universität in Graz
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Oktavia Aigner-Rollett in ihrer Ordination 1951
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