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1784: Wissenschaft an der Bibliothek – Michael Denis und Adam von Bartsch


Eine weiteres Verdienst Präfekt Gottfried van Swietens ist es, bedeutende Wissenschaftler an die Bibliothek zu holen.

Michael Denis (1729–1800) ist seit 1784 erster Kustos der Hofbibliothek in Wien, er gilt als Mitbegründer der Bibliothekswissenschaft. Der Jesuit ist 1759 nach Wien ans Theresianum, eine Erziehungsanstalt für junge Adelige berufen worden, wo er mit der Leitung der dortigen kostbaren Garellischen Bibliothek betraut wird. Er verfasst drei bibliothekarische Standardwerke: seine "Bücherkunde" (1777–78), die "Merkwürdigkeiten der Garellischen Bibliothek" (1780) und die "Buchdruckergeschichte Wiens" (1783-93). Denis schreibt auch lateinische Schuldramen, Gelegenheits- und Huldigungsgedichte, religiöse Lieder und das erste österreichische Lesebuch. Seine lyrischen Werke veröffentlicht er meist unter dem Pseudonym Sined der Barde.

Seit 1791 gibt es an der Hofbibliothek auch eine eigenständige Kupferstichsammlung. Adam von Bartsch (1757–1821), ein ausgebildeter Kupferstecher, wird in diesem Jahr offizieller Kustos dieser Sammlung, die er aber bereits seit 1778 betreut. 1784 bezeichnet er sich in einem Brief an van Swieten schon als "Garde d’Estampe". Ab 1781 beginnt er sich intensiv mit der Reproduktion von Handzeichnungen aus dem Besitz der Bibliothek zu beschäftigen und es entstehen bis 1786 die sechs "Cahiers d’Estampes d’après les Desseins orginaux, qui se truvent à la Bibliotheque I. & R. de Vienne", die schließlich zu einem Recueil zusammengefasst in drei Ausgaben erscheinen.

Adam von Bartsch formuliert als Kustos auch wesentliche Überlegungen zur Systematisierung von Druckgraphik. Er gilt mit seinem Standardreferenzwerk, dem 21-bändigen "Le Peintre Graveur" (Wien 1803–1821), als "Ahnherr" der modernen Grafikforschung. Neben seiner Tätigkeit als Kustos an der kaiserlichen Hofbibliothek ist Bartsch auch als Berater für zahlreiche Grafiksammler u. a. Herzog Albert von Sachsen-Teschen und als eigenständiger Künstler tätig.

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