Als im Wintersemester 1907/08 die Zahl der ordentlichen und außerordentlichen Studentinnen an der Universität Wien auf ca. 500 steigt, formiert sich eine Gruppe von jungen Frauen, die einen akademischen Frauenverein ins Leben rufen. Am 23. Mai 1908 findet die gründende Versammlung statt, eine der Proponentinnen -
Elsa Rotter - hält den Eröffnungsvortrag,
Melitta Berka wird zur Vorsitzenden gewählt und hält die Schlussrede.
Der Verein setzt sich 1909 in einer Eingabe an das Unterrichtsministerium von Melitta Berka und Vizepräsidentin
Marianne Jokl für die Umwandlung von Mädchenlyzeen in ordentliche Mittelschulen ein. Lyzeen seien nicht imstande, eine qualitativ ausreichende Vorbildung der Mädchen zu garantieren, die sich für das Universitätsstudium entscheiden. Mädchenlyzeen seien vielmehr nichts anderes als eine Fortführung der alten Höheren Töchterschulen unter neuem Namen. 1912 wird von der Vorsitzenden
Marie Bernatzik dem Rektor der k. k. technischen Hochschule eine Petition um Zulassung der Frauen zum Hochschulstudium überreicht. 1916 übergibt der Akademische Frauenverein gemeinsam mit dem
Verein für erweiterte Frauenbildung der Universität Wien sowie dem Unterrichts- und Justizministerium eine Petition, welche die Zulassung von Frauen zum Jusstudium fordert.
1914 engagieren sich die Vereinsmitglieder in der Kriegsfürsorgetätigkeit als Pflegerinnen und medizinische Assistentinnen. Einige besuchen den von
Ilse Arlt organisierten Kurs für Säuglingspflege.
Kulka: Studentinnenverein. - In: Neues Frauenleben 20 (1908) 6, S. 154-158