Erster Auftritt: Princeton (1966)

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Der Auftritt Peter Handkes bei der Tagung der Gruppe 47 in Princeton verschaffte dem jungen Autor im April 1966 gleichsam aus dem Nichts heraus eine enorme Publizität. Deutsche Zei­tungen berichteten damals, dass sich in der Diskussion nach ei­ner Lesung plötzlich eine »mädchenhafte Gestalt« zu Wort gemeldet habe. Das etwas schüchtern vorgetragene und auf einem Zettel vorbereitete Statement beschäftigte sich nicht mit dem gerade zuvor gelesenen Text, sondern war ein Rundumschlag gegen die gesamte deutschsprachige Gegenwartsliteratur. Dass Handke mit seinem Auftritt gegen eine interne Regel der Grup­pe 47 verstoßen hatte, störte niemanden. Ganz im Gegenteil nahm man den honorigen Verein, der in den ersten Nachkriegsjahrzehnten die bundesdeutsche Literatur geradezu monopolartig geprägt hatte, zu diesem Zeitpunkt schon eher als eine Altherrenrunde wahr, der ein bisschen frischer Wind nicht scha­den konnte.

Handkes Wort von der »Beschreibungsimpotenz« machte rasch die Runde. Wer aber war dieser junge Mann? Bei Suhr­kamp hatte er gerade seinen ersten Roman vorgelegt: Die Hor­nissen, ein Buch, auf dessen sterile Sprödigkeit all das zuzutreffen schien, was Handke den anderen Autoren in Princeton zum Vor­wurf machte. Man wusste nicht so recht, mit wem man es hier zu tun hatte. Ein Österreicher, der sich in Graz erste Sporen ver­dient hatte? Wenige Monate später tauchte Peter Handke dann auf dem Theater auf. (kk)

Tonaufnahme (Handkes Statement beginnt nach der Lesung von Hermann Piwitt)

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