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Namen und Abkürzungen
Anna O.
(Pseudonym)
Berthold, Paul
(Pseudonym)
P. Berthold
(Pseudonym)
Pappenheim, Bertha
Lebensdaten
geboren 27.02.1859, Wien
gestorben 28.05.1936, Neu-Isenburg, Deutschland
Berufe und Tätigkeiten
Sozialarbeiterin, Schriftstellerin, Publizistin, Übersetzerin
Funktionen und Mitgliedschaften in Frauenvereinen und -organisationen
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Biographie
Bertha von Pappenheim, die Sozialarbeiterin und Frauenrechtlerin hat sich vor allem in Deutschland als Pionierin der jüdischen Sozialarbeit profiliert. In der Frauenforschung und Geschichte der Psychoanalyse ist sie aber vornehmlich als der Fall „Anna O.“ bekannt geworden. In eine wohlhabende jüdische Familie 1859 in Pressburg geboren, verbringt sie ihre Kindheit in Wien. Das sprachbegabte Mädchen erhält eine fundierte, wenn auch nur kurze Bildung in einer katholischen Mädchenschule und Privatunterricht. Sie erfährt früh, was es in der orthodox-jüdischen Tradition bedeutet, ein Mädchen zu sein – der kleinere Bruder wird klar bevorzugt - der überdurchschnittlich begabten Tochter wird nur die zu dieser Zeit übliche Bildung für junge Mädchen, u.a. die Vorbereitung auf eine standesgemäße Eheschließung, geboten. Sie rebelliert: Dem verhassten Klavierspiel zieht sie eindeutig exzessiven Reitunterricht vor – der Prater wird ihr Freiheitsraum, zusätzlich muss sie auch Stunden mit karitativer Arbeit, dem Ritual der jüdischen Küche, Perlenfädeln und Spitzenklöppeln verbringen - Tätigkeiten, die sie als als eine „Anfertigung jener hunderterlei wertlosen und geschmacklosen Nichtse, die gerade durch ihre Unbrauchbarkeit so erschreckend dauerhaft sind“ bezeichnete und dementsprechend verachtete. Das Leben der höheren Tochter erfährt einen tiefgreifenden Einschnitt als sie die Pflege des schwer erkrankten Vaters übernimmt. Dabei überfordert sie sich total und erkrankt selbst. Ihre Schwäche- und Hustenanfälle, Lähmungserscheinungen, Angstvisionen, Sprachblockaden etc. werden vom damals bekanntesten Internisten der Oberschicht, Dr. Josef Breuer als Hysterie diagnostiziert. Mit einfühlsamer Sprachanalyse, spezieller Erzählform der Wachträume und Hypnose bessert sich ihr Zustand zunehmend. Bertha Pappenheim nannte diese "reinigende" Heilmethode einmal scherzhaft „Chimney-Sweeping“ (Rauchfangkehren). Als "Fall Anna O." ist diese Fallstudie in die psychoanalytische Medizingeschichte eingegangen. Unter diesem Titel veröffentlichten die Psychoanalytiker Josef Breuer und Sigmund Freud 1895 in ihren "Studien zur Hysterie" diese Krankheitsgeschichte. Bis 1953 war die Analogie der Anna O. mit der jüdischen Frauenrechtlerin und Sozialarbeiterin Bertha Pappenheim unbekannt geblieben. Eine Identität, die von ihr selbst nie preisgegeben gegeben worden wäre. Nach Ende der Behandlung von Breuer folgten aber noch weitere Sanatoriumsaufenthalte und ein langer Gesundungsprozess. Trotzdem beginnt sie unter dem Pseudonym Paul Berthold eine vielseitige Schriftstellerinnenkarriere: Reiseberichte, Märchen, Geschichten, politische Texte, Übersetzungen etc. werden veröffentlicht. Bereits ab 1899 beschäftigt sie sich mit theoretischen Texten der Frauenbewegung und mit Frauenliteratur. Sie übersetzt Mary Wollstonecrafts „Vindication of the Rights of Woman“. Bis zum Jahr 1930 folgen mehr als 130 kämpferische Aufsätze gegen Prostitution und Mädchenhandel. Sie lebt mit ihrer Mutter unverheiratet, finanziell unabhängig in Frankfurt am Main, Deutschland. In der Jüdischen Gemeinde baut sie unermüdlich und stark ihre Wohltätigkeit und Sozialarbeit aus und leitet ein Mädchenwaisenhaus – aus heutiger Sicht eher streng und puritanisch. Ihren anvertrauten Kindern bleibt sie aber stets eine Beraterin und verfolgt ihre Biographien mit Interesse und Anteilnahme. 1902 gründet sie den "Israelitischen Mädchenclub", initiiert 1904 den "Jüdischen Frauenbund" (JFB), dessen Vorsitzende sie 20 Jahre bleibt, errichtet 1907 ein Erziehungsheim für gefährdete Mädchen, dem sie 29 Jahre vorsteht, und baut 1917 die "Zentralwohlfahrtsstelle der deutschen Juden" auf. 1914-24 ist sie Vorstandsmitglied des "Bundes Deutscher Frauenvereine" (BDF). Auf Studienreisen nach Osteuropa und Palästina informiert sie sich über die soziale Situation der Juden allgemein und veröffentlicht die Ergebnisse u.a. in "Sisiphus-Arbeit - Reisebriefe aus den Jahren 1911 und 1912" (1930). Ihr ist es zu verdanken, dass jüdische Wohltätigkeit auf neue Beine gestellt wurde - weg von privater, noch aus der Ghettozeit stammender, unwirksam gewordener individueller Wohltätigkeit in eine von Vereinen betriebene, die neuesten Erkenntnisse wirksamer Fürsorge berücksichtigende, soziale Hilfsarbeit. Wegen ihrer patriotischen Einstellung, vertrauend auf den deutschen Humanismus, sprach sie sich im Dritten Reich gegen eine Emigration der Juden aus Deutschland sowie gegen eine Kinderverschickung aus und kam damit in Konflikt mit anderen jüdischen Hilfsorganisationen. 1935 widmet sie dem heutigen Museum für angewandte Kunst in Wien, im Gedenken an ihre Eltern, eine umfangreiche Kollektion von Spitzen, Textilien und Eisenkunstguss. Vom Oktober 2007 bis März 2008 findet aus diesem Anlass eine viel beachtete Ausstellung unter dem Titel "Spitzen und so weiter" mit mehr als 300 Objekten aus dieser Sammlung, statt. Noch im selben Jahr (1935) erkrankt B. P. an Krebs.; am 14. 4. 1936, wenige Wochen vor ihrem Tod, wird die schwerkranke Frau auf Grund einer Denunziation von der Gestapo in Offenbach verhört, entgeht aber einer Verhaftung. Sie stirbt am 28. Mai 1936 - bis zuletzt von ihrer ebenfalls in Frauenfragen sehr engagierten Freundin Hannah Karminski betreut. Am 10. November 1938 wird ihr Isenburger Heim von den Nationalsozialisten niedergebrannt. Im Jahre 1954 ehrt die Deutsche Bundespost Bertha Pappenheim mit einer Sonderbriefmarke. 1997 wird in Neu-Isenburg eine Gedenkstätte mit Dauerausstellung errichtet. Am 2. Oktober 2007 wird im neunten Wiener Gemeindebezirk, am Haus Liechtensteinstraße 2, dem ehemaligen Wohnhaus Bertha Pappenheims, eine Gedenktafel angebracht.
Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon BiografiA
von Christa Bittermann-Wille
Lexikon
Pappenheim, Bertha, Sozialarbeiterin, Frauenrechtlerin (Pseudonym: Paul Berthold), 27. 2. 1859, Wien - 28. 5. 1936, Isenburg) Als "Anna O." geht Bertha Pappenheim in die Geschichte der Psychoanalyse ein. Sie ist die Patientin, die in Josef Breuers und Sigmund Freuds "Studien über Hysterie" einen Ehrenplatz einnimmt, da ihre Behandlung, laut Breuer, die Keimzelle der Psychoanalyse enthalten habe. Anna O. habe durch ihren "kräftigen Intellekt" die "talking cure", die Redekur, mit entdeckt. (Breuer 1978, S. 348) Als Hintergrund der Krankheit sieht er die orthodox-jüdische Familie, die der überdurchschnittlich begabten Tochter nichts anbietet, außer der zu dieser Zeit üblichen Bildung für junge Mädchen, die Vorbereitung auf eine standesgemäße Eheschließung ist. Bertha Pappenheim flüchtet sich in Tagträume, in ihr "Privattheater", wie sie es selbst nennt, und zuletzt in die hysterische Erkrankung, die 1880 die Hinzuziehung eines Arztes notwendig macht. 1889 zieht Bertha Pappenheim nach Frankfurt a. M. und beginnt, sich im Sozialwesen und in der Frauenbewegung zu engagieren. Schon Breuer konstatiert während seiner Behandlung, daß sie "gütig und philanthropisch, Werken der Barmherzig zugeneigt, energisch" (ebenda) sei. Es ist Bertha Pappenheims Bestreben, durch Bildung und berufliche Qualifizierung die Situation jüdischer Mädchen und Frauen zu verbessern. Ihre Aktivitäten finden jedoch immer im Rahmen eines orthodoxen Judentums statt. So benutzt sie selbst für ihre Arbeit den Begriff "Mizwa". Um ihren Forderungen mehr Schlagkraft zu verleihen, gründet sie 1904 den "Jüdischen Frauenbund" (JFB), den sie zwanzig Jahre lang leiten wird, und sie macht die "Blätter des JFB" zu ihrem Sprachrohr. 1907 entsteht auf Bertha Pappenheims Initiative das Erziehungsheim des "JFB" in Isenburg, das sie mit Strenge führt. Ebenfalls auf Anregung von Bertha Pappenheim wird 1917 die "Zentralwohlfahrtsstelle der deutschen Juden" begründet. In den zwanziger Jahren beschäftigt sich Bertha Pappenheim mit dem Problem des Mädchenhandels und der Prostitution jüdischer Frauen. Sie unternimmt Studienreisen u.a. nach Palästina und Osteuropa; die Ergebnisse ihrer Erhebungen veröffentlicht sie 1930 in dem vielbeachteten Band "Sisyphus-Arbeit". Im JFB findet ihre jugendliche Erkrankung nie Erwähnung, und auch ihre spätere Biographin Dora Edinger verschweigt sie. Unter dem Pseudonym Paul Berthold veröffentlicht Bertha Pappenheim seit 1899 literarische Texte, in denen sie, über die praktische Arbeit hinausweisend, die Probleme, um deren Lösung sie sich bemüht, verarbeitet.
Jüdische Frauen im 19. und 20. Jahrhundert
Pappenheim, Bertha (Pseud.: Paul Berthold) Sozialarbeiterin, Frauenrechtlerin 27.2.1859 (Wien) - 28.5.1936 (Neu-Isenburg) Trotz ihrer überdurchschnittlichen Begabung erhielt P., die aus einer wohlhabenden jüdisch-orthodoxen Familie stammte, nur eine kurze Ausbildung und musste ihren kranken Vater pflegen. Sie flüchtete sich in Tagträume und bei ihr wurde Hysterie diagnostiziert. Ihr Arzt, der Internist J. Breuer, der sie ab 1880 behandelte, schilderte ihren Fall seinem Kollegen S. Freud. In ihrer bahnbrechenden Arbeit "Studien über Hsterie" (1885) veröffentlichten die Wissenschaftler P.s Krankengeschichte unter dem Titel "Der Fall der Anna O." und gaben ihr somit einen Platz in der Geschichte der Psychoanalyse. Nach mehreren Sanatoriumsaufenthalten zog P. 1888 nach Frankfurt a. M., engagierte sich in der Frauenbewegung und im Sozialwesen und leitete ab 1895 ein jüdisches Waisenhaus. 1902 gründete sie den "Israelitischen Mädchenclub", initiierte 1904 den "Jüdischen Frauenbund" (JFB), dessen Vorsitzende sie 20 Jahre war, errichtete 1907 ein Erziehungsheim für gefährdete Mädchen, dem sie 29 Jahre vorstand, und baute 1917 die "Zentralwohlfahrtsstelle der deutschen Juden" auf. 1914-24 war sie Vorstandsmitglied des "Bundes Deutscher Frauenvereine" (BDF). Auf Studienreisen nach Osteuropa und Palästina informierte sie sich über die soziale Situation der Juden und veröffentlichte die Ergebnisse u.a. in "Sisiphus-Arbeit - Reisebriefe aus den Jahren 1911 und 1912" (1930).
Lexikon der 1000 Frauen
PAPPENHEIM, Bertha (Ps. Paul Berthold), * 27. Februar 1859 in Wien, † 28. Mai 1936 in Neu-Isenburg, Schriftstellerin.
Bertha war das dritte von vier Kindern des wohlhabenden jüdischen Getreidehändlers Sigmund Pappenheim und seiner Frau Recha, geb. Goldschmidt. Ihr Vater, aus Preßburg (jetzt Bratislava und Hauptstadt der Slowakei) stammend, führte die religiös-orthodoxe Familientradition fort und gehörte zu den Mitbegründern der "Wiener Schiffschul", einem "Bethaus" mit angegliedertem Lehrhaus. Die Mutter stammte aus einer alteingesessenen, sehr begüterten, geistig regen, künstlerisch aktiven sowie sozial tätigen Frankfurter Familie. Diese ist bereits seit dem 14. Jahrhundert in der Stadt urkundlich nachweisbar und spielte sowohl in der Ghettozeit als auch später eine bedeutende Rolle in der jüdischen Gemeinde Frankfurts. Sigmund Pappenheim und Recha Goldschmidt gingen 1848 eine von ihren Eltern aus wirtschaftlichen und familiären Erwägungen arrangierten Ehe ein. Der Ehevertrag regelte detailliert die Erb- und Finanzverhältnisse, genau wie von der Israelitischen Rabbinatsordung vorgeschrieben. Im Jahre 1849 wurde Tochter Henriette geboren, Flora, das zweite Kind, erblickte vier Jahre später das Licht der Welt. Letztgenannte starb bereits mit zwei Jahren; die ältere Schwester folgte ihr im Alter von 18 Jahren in den Tod. Wilhelm, genannt Willy, der inbrünstig ersehnte männliche Nachkomme kam 1860 auf die Welt. Bertha spürte sehr deutlich, in welcher Weise Jungen bevorzugt wurden. Mit welcher Enttäuschung die Geburt eines Mädchen allgemein im Judentum angesehen wurde, beschrieb P. später mit folgenden Worten: "Trotzdem den alten Juden die Erfahrung der Unentbehrlichkeit der Frau nicht entgangen sein konnte, (wird) das weibliche Kind bei ihnen als ein Geschöpf zweiter Güte betrachtet... Das geht schon aus dem verschieden betonten Empfang eines neuen Weltenbürgers hervor. Wenn nach der glücklichen Geburt der Vater oder andere Anwesende die Wehmutter fragten, was es ist, dann konnte die Antwort befriedigt einen Knaben melden oder - mit deutlichem Mitgefühl an der Enttäuschung - ''nichts, ein Mädel'' oder ''nur ein Mädel''... Alle Mizwaus (Göttliche Gebote; M. B.) und Gebräuche, die für die Geburt eines Knaben und seine Aufnahme in den Bund vorgesehen sind, werden mit ''nur'' einem Mädel gegenstandslos und ausgeschaltet, und alle Wünsche und Hoffnungen für das Kind selbst sind weniger stolz und zukunftsreich" (zit. n. Edinger 1963, S. 118). -
Dementsprechend wurde auch Berthas Bruder von den Eltern, insbesondere von der Mutter bevorzugt, "die sich fast ausschließlich um den kostbaren Sohn kümmerte" (Leitner 1998, S. 302). Da es seinerzeit noch keine jüdische Mädchenschule in Wien gab, besuchte Bertha eine private katholische Mädchenschule. Im jüdischen Glauben sowie zur Vertiefung des schulischen Wissens wurde sie noch zusätzlich zu Hause unterrichtet. Sie war äußerst sprachbegabt, konnte Englisch, Französisch ebenso Italienisch und Jiddisch sowie etwas Hebräisch lesen. Nach Beendigung der Schulzeit, wartete das nun 16-jährige Mädchen, das Pferde, Literatur, Kunst und klassische Musik liebte, auf eine standesgemäße Ehe. Bertha P. führte das übliche Leben einer höheren Tochter aus streng jüdischem und bürgerlichem Hause, sie wurde angehalten zum Klavierspiel, was sie verabscheute, ging regelmäßig in den Prater reiten, betätigte sich hin und wieder in "caritativer Liebestätigkeit" und verbrachte viele Stunden des Tages mit Handarbeiten u. a. Perlenketten fädeln und Spitzenklöppeln. Obwohl P. zeitlebens feine Spitzen liebte und sammelte, kritisierte sie aber im Zusammenhang mit der Erziehung höherer Töchter, Handarbeiten als "Anfertigung jener hunderterlei wertlosen und geschmacklosen Nichtse, die... gerade durch ihre Unbrauchbarkeit so erschreckend dauerhaft sind" (Pappenheim 1936, S. 4). Von der Mutter wurde sie in die Feinheiten der jüdischen Küche eingeführt: - "Sorgfältig mußte zwischen Milchigem und Fleischigem unterschieden sowie die koscheren (bedeutet tauglich, rituelle rein im Sinne der auf biblische Bestimmungen zurückgehenden (Speise-)Gesetze; M. B.) Zutaten eingekauft und gelagert werden. Die Herstellung des Sabbatsmahles (Sabbat: siebter Tag der Woche und der Schöpfung, Tag der Ruhe, der Freude und des Friedens, der am Freitagabend beginnt; M. B.) und der besonderen Gerichte für das Pessach-Fest (zur Erinnerung aus den Auszug der Juden aus Ägypten; M. B.) erforderten eine genaue Kenntnis der Speisevorschriften" (Brentzl 2002, S. 21) - Allerdings füllten diese Beschäftigungen die junge Bertha P. nicht aus. Im Sommer 1880 weilte die Familie wie schon so oft zur Sommerfrische im vornehmen Kurort Ischl. Dort kam es zu einem tiefgreifenden Einschnitt im Leben der inzwischen 21-jährigen P.. Der Vater erkrankte schwer und sie übernahm einen Teil seiner Pflege, vor allem die Nachtwachen. Als sie schließlich selbst rasch hintereinander erfolgende Schwächeanfälle erlitt, wurden diese kaum beachtet. Ihr Zustand verschlechterte sich jedoch zusehends. Hinzukommende Seh- und Sprachstörungen sowie Lähmungserscheinungen führten dazu, daß sie die Pflege des Vaters einstellen mußte. Als sich noch zusätzlich intensive Hustenfälle einstellten, wurde Ende November 1880 ein Arzt gerufen. Das Gespenst der gefürchteten "Wiener Krankheit", der Tuberkulose, schwebte über der Kranken. Der seinerzeit bevorzugte Internist der Wiener Oberschicht, Dr. Josef Breuer, übernahm ihre Behandlung. Er diagnostizierte Hysterie, eine damals weit verbreitete Krankheit bei Frauen aus der gehobenen Schicht, deren Ursache jedoch nicht genau bekannt war. Über die Krankheit und Behandlung ist nachzulesen: - "Breuer fand eine stumme, von Angstvisionen gepeinigte, durch unklare Ursachen gelähmte und fast blinde junge Frau vor. Er setzte sich an ihr Bett, bat Pflegerin und Mutter, den Raum zu verlassen, sprach beruhigend auf die Patientin ein und erreichte schließlich, daß sie zu sprechen begann. Er fragte sie nach ihrem Vater, ihren Gefühlen und Empfindungen. Sie antwortete zwar auf englisch, aber sie antwortete. Zu Breuers Erstaunen verschwanden daraufhin einige Symptome. Das linke Bein, eine Zeitlang ganz gelähmt, wurde wieder beweglich, nachdem Bertha von ihrem Vater gesprochen hatte. Nachmittag lag sie schläfrig da, und abends klagte sie: ''quälen, quälen''. In den folgenden Wochen begann sie immer flüssiger, Geschichten in der Art von Andersen Bilderbuch ohne Bilder oder Märchen zu erzählen, und am Ende sprach sie immer ganz korrekt. Einige Momente danach erwachte sie und fühlte sich offenbar beruhigt, wie sie sagte: ''behäglich''. In der Nacht wurde sie sehr unruhig, und morgens, nach zwei Stunden Schlaf, befand sie sich in einem anderen Vorstellungskreis. Das ''Privattheater'', diese von ihr schon als kleines Mädchen entwickelte Form des Wachträumens, bei der sie sich phantastische Geschichten ausdachte, führte sie nun in verwandelter Form fort, erzählte Märchen von verlassenen, an Krankenbetten ausharrenden Kindern, die allesamt sehr unglücklich waren. Breuer unterstützte ihre Erzähllaune mit hypnotischen Formeln, die ihr das Stichwort für neue Geschichten gaben" (Brentzel 2002, S. 28 f). -
In den folgenden Monaten hypnotisierte der Arzt seine Patientin täglich, woraufhin sich deren Zustand wesentlich besserte, manche Symptome sogar gänzlich verschwanden. Am 5. April 1881 starb Sigmund P. Daraufhin erlitt Bertha P. einen schweren Rückfall. Zunächst verfiel sie in einen zweitägigen Zustand der völligen Starre und verweigerte drei Tage jegliche Nahrungszufuhr. Danach ließ sich die Kranke nur noch mehr von Dr. Breuer füttern, nur zu trinken nahm sie von anderen Pflegepersonen. Die alten Symptome traten wieder auf: Lähmungserscheinungen, Sehstörungen und Sprachverwirrung, sie sprach nur noch Englisch, Französisch oder Italienisch. Zusehens verschlimmerte sich ihre Krankheit. Doch mit Hilfe des "Wiederdurchlebens" krankmachender Ereignisse in Hypnose und in Form einer monatelangen "Redekur" war die Patientin, so nach Berichten ihres behandelnden Arztes, "frei von all den unzähligen einzelnen Störungen, die sie früher dargeboten hatte... Seitdem erfreut sie sich vollständiger Gesundheit" (zit. n. Hirschmüller 1978, S. 35). Jedoch nach den von Albrecht Hirschmüller ausgewerteten Dokumenten befand sich P. -
inzwischen morphin- und chloralabhängig - noch mehrmals in stationärer Behandlung. Dr. Breuer hatte im Juni 1882, aus welchen Gründen auch immer, die Behandlung von "Frl. Anna O." (Breuer 1970, S. 20 ff.), wie er sie in seiner Veröffentlichung nannte, abgebrochen und nie wieder aufgenommen. Trotzdem nahm er weiterhin aus der Ferne Anteil am Schicksal seiner ehemaligen Patientin, deren Leben so zerrüttet war, "daß er ihr die Erlösung von ihrem Leiden durch den Tod wünschte" (Brentzel 2002, S. 64). Nach weiteren Sanatorienaufenthalten in Inzersdorf und "Bellevue" bei Kreuzlingen am Bodensee lebte P. für einige Zeit bei ihrer Cousine, der Schriftstellerin Anna Ettlinger, die P. schriftstellerisches Talent förderte. Folgend veröffentlichte sie eine Reihe von Reiseberichten, Märchen, Geschichten, politischen Texten und Übersetzungen, wenngleich unter dem Pseudonym Paul Berthold. Erst ab 1900 publizierte sie unter ihrem Namen. Ihre erste Publikation erschien im Jahre 1888 unter dem Titel "Kleine Geschichten für Kinder", gefolgt von dem Novellenband "In der Trödelbude". Weitere Veröffentlichungen waren 1899 die Übersetzung der Schrift von Mary Wollstonecraft "Eine Verteidigung für die Rechte der Frauen" und eines sozialkritischen Theaterstückes mit dem Titel "Frauenrecht". Im Jahre 1930 erschien ihre letzte größere Publikation: "Zeenah und Reenah. Frauenbibel Band 1. Nach dem jüdisch-deutschen bearbeitet von Bertha Pappenheim". Vor und nach 1930 hatte P. eine beachtliche Anzahl (ca. 130) von kämpferischen Aufsätzen über Prostitution und Mädchenhandel verfaßt. Ihre schriftstellerische Hinterlassenschaft interpretiert - im "feministisch-psychoanalytischen Lichte" - die Literaturwissenschaftlerin Inge Stephan wie folgt: - "Die frühen politischen Schriften haben ein gemeinsames Thema: die Unterdrückung und die sexuelle Ausbeutung der Frau durch gewissenlose Männer. Sie sind Anklagen und Befreiungsschriften zugleich. Bertha Pappenheim setzt hier auf einer anderen Ebene fort, was sie mit ihrem "Privattheater" (so bezeichnete einst die Kranke ihre "Wachträumereien"; M. B.) in der "Redekur" bei Breuer und in den frühen belletristischen Arbeiten begonnen hatte. Die politischen Texte sind ein Versuch, die traumatischen Erfahrungen literarisch zu verarbeiten, und sie eröffnen der Verfasserin zugleich die Möglichkeit, die eigenen Erlebnisse in einen historischen Kontext zu stellen. Die Schrift von Mary Wollstonecraft, die bereits 100 Jahre vorher die Unterdrückung der Frau zum Thema gemacht hatte, hat dabei eine sicherlich nicht zu unterschätzende Bedeutung für die Selbstfindung von Bertha Pappenheim gehabt. -
Aber auch in den späteren Veröffentlichungen nach der Jahrhundertwende ist der Bezug auf die ursprüngliche Krankengeschichte unverkennbar. Der leidenschaftliche Kampf gegen den ''Mädchenhandel'' und die organisatorische und publizistische Tätigkeit für ''gefallene Mädchen'' und ''uneheliche Kinder'' spitzt nur das zu, was sich bereits vor der Jahrhundertwende als Grundthema abgezeichnet hat, die universelle Unterdrückung und Ausbeutung der Frau im patriarchalischen System" (Stephan 1992, S. 56). -
Seit November 1888 lebte P. zusammen mit ihrer Mutter in Frankfurt am Main, wo sie fortan ein höchst aktives Leben führte, "schöpferisch und voller Elan, als hätte es eine Patientin mit dem berühmten Pseudonym Anna O. nie gegeben" (Brentzel 2002, S. 65). Durch die Anregung und (finanzielle) Unterstützung der mütterlichen Verwandtschaft engagierte sich P. als unverheiratete Frau verstärkt innerhalb der gemeindlichen jüdischen Wohlfahrtspflege, entsprechend der "Mizwah" (hebr. "Gebot" oder "Pflicht"). In der jüdischen Religion spielte die Wohlfahrt schon immer "eine zentrale Rolle. Vorschriften über soziale Pflichten gegenüber Hilfsbedürftigen, die Pflicht zur sogenannten ''Zedaka'' (soziale Gerechtigkeit), lassen sich bis in die Thora (umfaßt die fünf Bücher Moses; M. B.) zurückverfolgen, denn Gott gebot, ''daß du deine Hand auftust deinem Bruder, der bedrängt und arm ist''". Zunächst arbeitete sie im "Hilfscomité für die notleidenden osteuropäischen Juden", die nichts als das nackte bißchen Leben aus den Pogromen retten konnten, dann im "Israelitischen Hilfsverein" und schließlich in der "Israelitischen Suppenanstalt": - "So finden wir die schöne, elegante Bertha Pappenheim eines Tages nicht auf dem Parcours und nicht in der Oper, sie klöppelte nicht, sie befindet sich nicht auf der hektischen Suche nach Antiquitäten - sie steht vielmehr hinter einer Theke, schöpft aus einem Kessel Suppe in Blechnäpfe, und sie sieht zum erstenmal die düstere Kehrseite des Lebens. Schreckensbilder - real, nicht nur von ihrer Phantasie vorgegaukelt wie damals, als sie noch die klassische Hysterikerin war" (Leitner 1998, S. 329). -
Ab 1895 arbeitete P. in einem jüdischen Mädchenwaisenhaus. Als zwei Jahre später die Leiterein des Kinderheimes starb, wurde sie vom Vorstand des "Israelitischen Frauenvereins" einstimmig zu ihrer Nachfolgerin gewählt. In der Erziehungseinrichtung lebten ca. 30 Mädchen, die aus heutiger Sicht äußerst streng und puritanisch erzogen wurden. Helene Krämer, ein ehemaliges Waisenhauskind, erinnerte sich rückblickend an die Heimleiterin: - "Sie versuchte mit großer Strenge, die Jugend zu wahren und tüchtigen Menschen und guten Juden zu erziehen. Dazu erschien es ihr notwendig, die äußerste Einfachheit entgegen den bisher üblichen Gewohnheiten walten zu lassen; so war das Essen manchmal zu spartanisch einfach, und die unnachsichtige Strenge, die sich in den Anforderungen an uns zeigte, hätten wir manches Mal gern gemildert gesehen... Als besondere Belohnung durften wir an Samstagnachmittagen mit ihr in die Wohnung ihrer Mutter gehen. Dort saß Fräulein Pappenheim auf dem Schaukelstuhl und zeigte uns ihre Spitzen und fand immer neue Möglichkeiten, die Freude, die in ihr selbst so stark für diese zarten Gebilde lebte, auch in uns wachzurufen... Mit großer Verehrung hingen wir an ihr und waren auch voll Bewunderung für ihre äußere Erscheinung und ihre Eleganz. -
Mit Interesse und Anhänglichkeit verfolgte sie den Werdegang ihrer ''Kinder'', und sie war ihnen stets eine treue und aufrichtige Beraterin" (Krämer 1936, S. 5). -
Als Heimleiterin legte P. großen Wert auf einen vornehmen Umgangston, "der Charakter sollte ausgebildet werden, Kinder sollten lernen, Schwierigkeiten zu bewältigen. Für die jüdischen Kinder war ihr von Anfang an wichtig, daß sie in der jüdischen Religion Wurzeln schlugen. Demütig vor Gott, aber streng gegen sich selbst, das sollten die Kinder früh lernen" (Schwöbel 2001, S. 47). Das Erlernen der Hausarbeit war ihr ein weiteres wichtiges Erziehungsziel. Die Mädchen lernten u. a. die koschere Küche und die Vorbereitungen zu den jüdischen Festen sowie den Umgang mit Wäsche, flicken, bügeln usw., mit der Begründung, daß die Mädchen dieses Können später einmal in einem kleinbürgerlichen Haushalt benötigen. Aus dem gleichen Motiv gründete P. 1895 die Frankfurter "Flickschule", in "der sie im Laufe der Jahre zahllosen Mädchen und Frauen in Abendkursen das Flicken und Stopfen beibrachte bzw. Lehrkräfte für diese Aufgabe ausbildete" (Brentzel 2002, S. 85). Gleichzeitig zu ihrer Tätigkeit im Waisenhaus engagierte sich P. in dem 1901 von ihr und Henriette Fürth gegründeten Verein "Weibliche Fürsorge", dessen Vorsitzende sie viele Jahre war. Systematisch baute sie den Verein, der sich zunächst um aus Osteuropa (Galizien) eingewanderte, in Frankfurt gescheiterte Jüdinnen kümmerte, zu einer umfassenden Hilfsorganisation aus. Dabei ging es ihr nicht nur um eine äußere Hilfe, sondern vor allem um eine moralische und eine jüdisch-religiöse. Neben der Errichtung eines Mädchenclubs, einer Bahnhofshilfe, eines Wohnheimes, eines Kindergartens, einer Säuglingspflege sowie einer Berufsvermittlung und eines Rechtsbeistandes übernahm der Verein für "Weibliche Fürsorge" auch die soziale Krankenhausfürsorge - ein damals noch völlig unbeachtetes Arbeitsfeld der Sozialen Arbeit im Gesundheitswesen - für alle Patienten "der 3. Klasse des Jüdischen Krankenhauses und für alle jüdischen Patienten 3. Klasse in den übrigen Krankenhäusern Frankfurts" (Reinicke 1993, S. 281). -
Daneben entwickelte P. ihr Interesse für die deutsche Frauenbewegung, angeregt durch die Lektüre der Zeitschrift "Die Frau", seinerzeit von Helene Lange herausgegeben. Infolge gründete sie 1904 am Rande einer Tagung des "International Council of Women" in Berlin den JFB, "der ähnlich wie die evangelischen und katholischen Frauenbünde die Interessen seiner Mitglieder auf der Grundlage der Religion in der Öffentlichkeit vertrat und ihr Gemeinschaftsgefühl stärkte. Mit modernen Sozialarbeitsmethoden (wie zum Beispiel Hilfe zur Selbsthilfe) sollte jüdischen Arbeiterinnen, ledigen Müttern und Prostituierten geholfen werden. Eine weitere Aufgabe des neuen Bundes sollte darin liegen, den in Galizien lebenden Jüdinnen in ihrer sozialen Not vor Ort zu helfen und den von Osteuropa eingewanderten Frauen und Familien bei der Integration in Deutschland zur Seite zu stehen" (Wawrzyn 1999, S. 144 f). In der Satzung von 1904 hatte der JFB seine Intentionen folgendermaßen artikuliert: - "Zusammenschluß der deutsch-jüdischen Frauenvereine und weiblicher Einzelperson zu gemeinsamer Arbeit im Interesse der jüdischen Frauenwelt. Der Verband fördert Bestrebungen, die 1. die Erziehung des Volkes bezwecken, 2. das Erwerbsleben jüdischer Frauen und Mädchen erleichtern wollen, 3. auf Hebung der Sittlichkeit, Bekämpfung des Mädchenhandels hinwirken und 4. geeignet sind, das jüdische Gemeinschaftsbewußtsein zu stärken" (zit. n. Altmann-Gottheiner 1912, S. 8). Bis 1924 war P. Vorsitzende des Frauenbundes. Dieser wuchs schnell zu einer beachtlichen Organisation an, die 1929 über 50.000 Mitglieder und 430 angeschlossene Vereine zählte. Nach dem Novemberpogrom 1938 wurde der JFB von den Nazis verboten. -
Im Jahre 1907 eröffnete P., unter der Trägerschaft des JFB''s., in Neu-Isenburg ein "Schutz und Erziehungsheim" für jüdische "gefährdete Mädchen", das sie bis zu ihrem Tode leitete: - "''Gefährdete Mädchen'' war natürlich nicht anderes als eine euphemistische Umschreibung für ehemalige Prostituierte, entlassene Strafgefangene, schwangere Mädchen und uneheliche Mütter; lauter Frauenzimmer, die zum Anfang (des 20. Jahrhunderts; M. B.)... kaum jemand mit der Feuerzange angefaßt hatte" (Leitner 1998, S. 338). -
Ihre Erziehungsvorstellungen waren geradezu autoritär. Sie war streng und forderte von den "gefallenen Mädchen" sowie ihren Mitarbeiterinnen in jeder Hinsicht Disziplin und Askese, wie durch die von ihr erstellten Lebensregeln und Anweisungen deutlich zum Ausdruck kommt: - "Du sollst - wenn es nicht Dein Beruf verlangt - am Vormittag keine Literatur lesen. -
Du sollst - wenn es nicht Dein Beruf verlangt - am Vormittag nicht musizieren. -
Du sollst - wenn es nicht Deine Gesundheit verlangt - an Wochentagen, besonders vormittags, nicht spazieren gehen. -
Du sollst vormittags keine Leckereien essen. -
Du sollst außer für Samstags, Feste, Geschenke etc. keine Schnittblumen kaufen. -
Du sollst ein neues Kleidungsstück in der Regel nicht das erstemal zum Alltag tragen. -
Du sollst mit Kindern an Wochentagen keine Gesellschaftsspiel spielen. -
Du sollst keinen frischen Laib Brot anschneiden, bevor der alte aufgezehrt ist. Du sollst nicht Gräber, Galerien und Menschen besuchen, wenn es nicht Dein inneres Bedürfnis ist... -
Du sollst für den Alltag keinen sichtbaren oder wertvollen Schmuck tragen. -
Du sollst es vermeiden, als Erwachsener Dich mit Erwachsenen auf Du-Fuß zu stellen" (zit. n. Edinger 1963, S. 143 f). -
Trotz, insbesondere aus heutiger Sicht, rigide wirkender Erziehungsziele und trotz einer an konservativ-religiösen Vorschriften ausgerichteter Pädagogik, wies das Leben im Heim progressive Ansätze auf, "die für die Vorkriegszeit durchaus als revolutionär bezeichnet werden können. So lebten die Mütter mit ihren Kindern gemeinsam in kleinen Familieneinheiten, kümmerten sich um ihre Versorgung und erhielten die Möglichkeit, eine Ausbildung etwa als Kinderpflegerin, Kindergärtnerin oder Diätköchin zu absolvieren. Nach 1933 sollten diese Ausbildungsmöglichkeiten auch auf eine Auswanderung nach Palästina vorbereiten. Uniformen wurden nicht mehr getragen, und das Verhältnis zwischen Bewohnern und angestellten war gekennzeichnet durch einen Verzicht auf streng hierarchische Strukturen" (Maier 1998, S. 457). Da den "Heimzöglingen" die jüdische Religion meist fremd war, legte die Heimleiterin besonderes Gewicht auf die Erziehung in jüdischem Geiste. Dies bedeutete nicht nur einen äußeren Rahmen zu schaffen, mit der für alle geltenden Hausordnung, der Einhaltung der religiösen Vorschriften, der jüdischen Feste und der Speisegesetze, sondern vielmehr sollte "der Sinn der jüdischen Lehre, der Sinn der Feste, des Sabbats, der rituellen Vorschriften, das heißt: jüdische Tradition und jüdische Geschichte" (Heubach 1985, S. 40) vermittelt werden. Die "Heimzöglinge" erhielten Religionsunterricht, lernten (teilweise) Hebräisch und traditionelle Gebete. Während der Zeit des Nationalsozialismus wurde das Heim März 1942 aufgelöst und die noch verbliebenden "Zöglinge" und Betreuerinnen nach Auschwitz oder in andere Konzentrationslager deportiert und dort ermordet. -
Durch ihre Arbeit mit gefährdeten jüdischen Mädchen erkannte P. schon sehr früh die Notwendigkeit gegen die Prostitution und den sich daraus ergebenden Mädchenhandel zu kämpfen. Sie war über die Ausmaße dieses illegalen Geschäftes, über die hohe Beteiligung ihrer Glaubensbrüder und -schwestern, sowohl als Händler/-innen als auch Gehandelte, schockiert. Über die Formen des Mädchenhandels und die darin involvierten Juden männlichen wie weiblichen Geschlechts schrieb P.: - "So widerstrebend und widerwärtig uns der Gedanke auch sein mag, er ist Tatsache, wir können sie nicht verleugnen. In den beiden Arten von Handel, im Außenhandel und im Innenhandel, sind Juden in großen Verhältniszahlen beteiligt. Unter Außenhandel sind, wie Sie wissen all'' die komplizierten verbrecherischen Vorgänge zu verstehen, die aus Ueberredung, Vorspiegelung falscher Tatsachen, Verführung, Kuppelei, Freiheitsberaubung usw. zusammengesetzt, Mädchen dazu bringen, ihre Heimat zu verlassen und in fremden Ländern der Prostitution als Erwerb zugeführt zu werden. Wie bekannt, sind die Händler und Agenten vielfach Frauen, kapitalkräftige Kaufleute, die oft unter dem Deckmantel größter Ehrbarkeit ihr Geschäft betreiben. Fast ebenso unfaßlich wie das Gewerbe selbst ist, daß in Rumänien sowie in Galizien die Mädchenhändler als solche in den jüdischen Gemeinden gekannt und dennoch geduldet sind. In einigen Orten, die ich besuchte, hat man mir Samstag Nachmittag Herren gezeigt, die mit Kaftan und Schläfenlocken scheinbar fromm einher wandelten und vielleicht im stillen im üblichen Corso ihre Auswahl trafen und Pläne machten. -
In einer großen österreichischen Stadt wurden mir jüdische Frauen genannt, Besitzerinnen von Mietshäusern, die ihr Vermögen notorisch durch Mädchenhandel gesammelt hatten. Von der einen wußte man, daß sie z. Zt. Auf dem Weg nach Indien war und daß sie bestimmte Beziehungen zu ihrer Heimat erhalte" (zit. n. Heubach 1992, S. 138 f). -
Für P. bestand die Konsequenz "aus diesem Wissen zum einen in einer offensiven Kampfansage an die HändlerInnen, zum anderen in der Erforschung der Ursachen und deren Bekämpfung. Dazu kommt noch ein dritter wesentlicher Punkt - die Unterstützung der Ausgebeuteten, die gleichzeitig auch aus der Gesellschaft ausgestoßen sind" (Dietrich 1989, S. 37). In ihrem Feldzug gegen Mädchenhandel und Prostitution reiste P. unermüdlich kreuz und quer durch Osteuropa. Ihre ausgedehnten Reisen führten sie u. a. nach Ungarn, Polen Rußland, nach Galizien, Griechenland und in die Türkei, ferner nach Jaffa, Jerusalem, Haifa, Alexandria und Kairo. In genannten Ländern und Städten besuchte sie die jüdischen Gettos und Slums, die Hospitäler für Geschlechtskranke. Dabei schreckte sie auch davor nicht zurück, persönlich Bordelle und Spelunken aufzusuchen, um an Ort und Stelle die beschäftigten Mädchen über ihre Not und ihr Schicksal zu befragen. In einem im Jahre 1911 gehaltenen Vortrag vor Mitgliedern des "Deutschen Nationalkomitees" sprach P. in einer äußerst bildhaften Sprache über ihre schockierenden "Reise-Eindrücke von einer Orient-Reise". Sie berichtete von Mädchen und jungen Frauen, die in entsetzlichen und kaum beschreibbaren Zuständen leben, bzw. vegetieren und zwischen Bordell, Hospital und Gefängnis herumgestoßen werden: - "Mein erster Eindruck auf dieser Reise war in einer großen Stadt das Spital für 140 venerisch (geschlechts; M.B.) Kranke... Als wir eintraten, promenierten dort eine Anzahl Kranke in unbeschreiblichen Aufzügen. Die eine trug zu dem lose und offen von den Schultern hängenden Spitalskittel silberne Schuhe mit hohen Absätzen, durchbrochene schwarze Strümpfe mit blauseidenen Strumpfbändern; eine andere einen rosa seidenen Unterrock, dazu eine schmutzige Nachtjacke; manche hatten Frisuren mit Kämmen, Nadeln, Bändern und Blumen, anderen hingen wirre Haarsträhnen wild um den Kopf. So lachten und schwatzten und schimpften sie laut durcheinander - ein Bild aus einer Irrenanstalt, wie sie selbst als solche nicht sein dürfte. Meine Begleiterin und ich begaben uns dann, gefolgt von den neugierigsten der Mädchen, in die Krankensäle. Da lagen, saßen und hockten sie auf oder in den Betten, Mädchen aller Konfessionen, meist im Alter von 16-25 Jahren, in Stellungen und Bewegungen, mit einem Ausdruck von Verkommenheit oder Stumpfheit auf den Gesichtern, daß wir beide mühen hatten, unsere Bewegung zu unterdrücken. -
Ein Kind von 16 Jahren lag mit fieberroten Wangen da, denn es hatte eine Einspritzung mit 606 bekommen; ein anderes in einem gelbseidenen Hemd mit Spitzen garniert - lachte Tränen - über unseren Besuch und unsere Absicht, mit den Mädchen zu sprechen; eine schämte sich und steckte den Kopf ins Kissen; eine saß, nur mit einem tief ausgeschnittenen Hemd bekleidet aber sorgfältig frisiert, und schrieb Ansichtskarten; manche hatten allerlei Eßwaren, die sie genäschig oder gefräßig verzehrten. Darüber waltete als Hüterin, ein faßdickes, schwer bewegliches Weib, dessen beste Eigenschaft eine gewisse Gutmütigkeit schien, eine Gutmütigkeit, die aber sicher auch einem Staffeltarif von Trinkgeldern unterworfen ist. -
Eine Ecke, durch einen schmutzigen Vorhang von dem Saal abgetrennt, ist vermutlich der Raum, wo der Arzt entscheidet, wann ein Mädchen wieder geeignet befunden wird, ihren ''Erwerb'' aufzunehmen, um nach kurzer Zeit wieder krank genug befunden zu werden, daß die Stadt Spitalkosten an sie wendet. -
Keine Arbeit, kein Buch, kein freundliches, erziehendes oder ermutigendes Wort, kein Versuch, die Jüngsten wenigstens von den Verdorbensten zu trennen und sie einem gesunden, arbeitsamen Leben zuzuführen. Nichts dergleichen - vom 16. Jahre an die Sicherheit, eine Dirne zu sein und zu bleiben. -
In einer anderen Stadt Donau abwärts sind fünf neugebaute Bordelle. Sechsundfünfzig ''eingeschriebene Mädchen'' gewähren der Stadt, die die öffentlichen Häuser eingerichtet hat, durch die Preisgabe ihres Körpers eine gute Rente. Die Häuser sind an Wirte oder Wirtinnen verpachtet, die Hälfte des Geldes für einen Besuch (Normaltaxe FRS 2.-) direkt einstreichen und die natürlich noch an Alkohol und anderem Konsum ihre weitere Einnahme haben. Nicht gerechnet die Erpressungen und Übervorteilungen, durch die sie sich an den Mädchen bereichern, die ihren ganzen Gebrauch an Kleidern, Wäsche, Schmucksachen etc. nur durch diese unsauberen Zwischenhändler kaufen können. Zu dem Widerlichsten, was ich erlebte, gehörte dort ein Gespräch mit einem Wirt, der mir den hygienischen Wert seines Instituts auseinandersetzen wollte. Dieser Ehrenmann war erst Metzger, dann Klavierspieler, und zum Schluß hatte er als Bordellwirt seinen wahren Beruf entdeckt" (zit. n. Heubach 1992, S. 148 f). Besonders entsetzte sie auf ihren ausgedehnten Reisen der allgemeine religiöse und sittliche Verfall der jüdischen Mädchen und Frauen. Beispielsweise konstatierte P. über das polnische Lodz: - "Das Straßenbild in Bezug auf die jüdischen weiblichen Einwohner ist entsetzlich, Verkommenheit, Genußsucht, auffallende, in Form und Farbe und Mode übertriebene Geschmacklosigkeit, lässige lachende Verdorbenheit sieht man schon bei kleinen Mädchen" (Pappenheim 1924, S. 146). -
In den Jahren 1916/17 lebten ca. 615.000 Juden im Deutschen Reich, die über eine große Anzahl von offenen und halboffenen Wohlfahrtseinrichtungen verfügten. P. erkannte, daß die einzelnen jüdischen sozialen Organisationen zu einem zentralen Verband zusammengefaßt werden sollten, um dringend nötige Hilfeleistungen effektiver organisieren zu können. In konsequenter Verfolgung und Steigerung dieses Gedankens warb P. 1916 in ihrem aufrüttelnden Artikel ''Wehe dem, dessen Gewissen schläft'' für einen Zentralverband der jüdischen Armenpflege. Schließlich wurde mit ihrer massiven Unterstützung am 9. September 1917 in Berlin die "Zentralwohlfahrtsstelle für Juden" gegründet, "um die Belange der jüdischen Gemeindefürsorge gegenüber den übrigen konfessionellen Verbänden und den Behörden einheitlich zu vertreten und um die jüdischen Bürger durch Zusammenfassung der Gemeindefürsorge besser vor Diskriminierung zu schützen" (Landwehr/Baron 1983, S. 165). Der neue Verband entwickelte sich zu einer der größten jüdischen Wohlfahrtsorganisationen der Welt, die 1939 zwangsaufgelöst wurde. -
Als die Nazis an die Macht kamen, war das Verhalten von P. den neuen Machthabern gegenüber seltsam indifferent. Sie vertaute Deutschland und seinem vielzitierten Humanismus: Ein Vertrauen, das schändlich mißbraucht wurde. In den "Blättern des Jüdischen Frauenbundes" rief P. zur Selbstbesinnung sowie zum Rückzug der jüdischen Bevölkerung in die innere Emigration auf: "Jeder Jude, jede Jüdin muß es von sich, seiner näheren Umgebung verlangen, in stärkster Selbstbesinnung äußerste Zurückhaltung zu üben. Das heißt nicht, daß wir bedrückt oder deprimiert sein sollten, was gleichbedeutend damit wäre, daß wir den Lebensmut oder die freie Haltung verlieren. Das wollen wir nicht, nicht als einzelne und nicht als Gemeinschaft... Wir wollen alles vermeiden, was Aufsehen erregt und aufreizend wirkt, und was den besten Kulturanforderungen widerspricht: in Sprache und Ton, in Kleidung und Auftreten, in allen äußeren Ansprüchen, die materielle Genüsse betonen und in den Vordergrund rücken... und die nächste Zeit, die uns bewußt von Theater und Kino, Festlichkeiten, Vergnügungen, öffentlichen Lokalen, Stätten lauter Freuden und Luxusorten fernhalten soll, soll uns auch die Zeit sein, die unsere Familienbindungen und unser religiöses Leben wieder stärkt, im Alltag, an Sabbat und Festtagen, und all das freundschaftliche Beisammensein belebt, in dem gute Bücher, Hausmusik, Kunst, Naturfreude wieder zu ihrem Recht kommen... Liebe und Verstand, Kraft und Geld, sollen die Zeit, die uns von außen Entwürdigung und Schmach bringen soll, zu einer Zeit der Selbstachtung, der religiösen Verinnerlichung und der würdigen Selbstbesinnung werden lassen. Der Ernst dieser Zeit kann Weg und Vorbereitung für eine gesunde, frohe Zukunft sein, in der natürliche Lebensbejahung wieder ihren Raum findet" (Pappenheim 1933, S. 1). Selbst als der Rechtsstaat schon längst zerstört war, geriet P., schon von Krankheit gezeichnet, noch im September 1935 in Amsterdam mit der Amerikanerin Henriette Szold in eine harte Auseinandersetzung, weil diese dafür kämpfte, möglichst viele jüdische Kinder aus Nazi-Deutschland herauszuholen und nach Palästina zu bringen. Demgegenüber vertat P. den Standpunkt, "es sei ein Frevel, Kinder von ihren Eltern zu trennen. Ein intaktes Familienleben sei das Allerwichtigste. Aber die Kinder seien in tödlicher Gefahr, schrie Henriette Szold. Unsinn, replizierte Bertha, der Antisemitismus werde sich eines Tages von selbst erledigen" (Leitner 1998, S. 344). Demgegenüber hatte P. bereits im Winter 1935 15 Isenburger Waisenkinder nach Glasgow in ein jüdisches Waisenhaus gebracht. Ferner bereitete sie Adoptionen weiterer Heimkinder ins Ausland (Dänemark, Holland, Schweden und Schweiz) vor (vgl. Brandstetter 1995, S. 24). Letztlich erkannte sie ihren Irrtum nach Erlaß der Nürnberger Gesetze (15. September 1935), insbesondere dem "Gesetz zum Schutz des deutschen Blutes und der deutschen Ehre". Sie plädierte nun für die Auswanderung der jüdischen Bevölkerung aus Deutschland. Im April 1936 wurde die durch Krankheit schwer gezeichnete P. wegen einer nazifeindlichen Äußerung des Neu-Isenburger Heimmädchens Maria zu einer Vernehmung bei der Gestapo Offenbach zitiert. Eine christliche Angestellte hatte die Anzeige erstattet. Bei der Gestapo gab sie eine klare Darstellung des Falles ab und beantwortete in unerschütterlicher Ruhe die ihr gestellten Fragen. Sie erklärte leise, "jedoch bestimmt, daß dazu nicht allzuviel zu sagen sei. Wie jedermann im Ort wisse, sei Maria schwachsinnig, man könne niemanden die Schuld für das zuweisen, was eine unzurechnungsfähige Person gesagt habe. Ein letztes Mal hatte Bertha auf einen Mann Eindruck gemacht. Er ließ sie ziehen" (Leitner 1998, S, 349). Nach der Vernehmung verließ P. das Krankenbett nicht mehr, fand aber noch die Gelegenheit ihre Nachfolgerin im JFB, Ottilie Schönfeld, vor den Machenschaften der Nazis zu warnen. Sie starb wenige Tage später im Alter von 77 Jahren an einem Krebsleiden. Beigesetzt wurde die Verstorbene neben ihrer Mutter auf dem jüdischen Teil des Frankfurter Hauptfriedhofs an der Rat-Beil-Straße. Auf ihren Wunsch hin fand das Begräbnis in aller Stille statt und es durften keine Trauereden gehalten werden, nur ihr Lieblingspsalm wurde von einem Rabbiner in Hebräisch und Deutsch verlesen: "121. Ich hebe meine Augen auf zu den Bergen. Woher kommt mir Hilfe. -
2. Meine Hilfe kommt vom HERREN, der Himmel und Erde gemacht hat. -
3. Er wird deinen Fuß nicht gleiten lassen, und der dich behütet, schläft nicht. -
4. Siehe, der Hüter Israels schläft und schlummert nicht. -
5. Der Herr behütet dich; der Herr ist dein Schatten über deiner rechten Hand. -
6. daß dich des Tages die Sonne nicht steche noch der Mond des Nachts. -
7. Der HERR behüte dich vor allem Übel, er behüte deine Seele. -
8. Der HERR behüte Deinen Ausgang und Eingang von nun an bis in Ewigkeit!" - Ein Satz aus dem Psalm 113 ritzte man in ihren Grabstein aus schwarzem Marmor: "Er mochte die Kinderlose des Hauses zur frohen Mutter von Kindern." - Der große Religionsphilosoph. Martin Buber ehrte die Verstorbene in einem Nachruf mit den Worten: - "Es gibt Menschen von Geist, es gibt Menschen von Leidenschaft, beides ist nicht häufig, wie man meint, es gibt, noch viel seltener, Menschen von Geist und Leidenschaft des Geistes. Ein Mensch leidenschaftlichen Geistes ist Bertha Pappenheim gewesen... Sie stand in einer Zeit, die dem weißen Feuer nicht gewachsen ist... Aber es gibt das noch. Diese weiße Flamme hat in unseren Tagen gebrannt. Nun ist sie erloschen, und bei uns verweilt von ihr nur ihr Bild, dauernd im Spiegel der Herzen die sie kannten. Gebt das Bild weiter, pflanzt die Erinnerung fort, bezeugt, daß es das noch gibt! Bürgschaft ist''s" (Blätter des Jüdischen Frauenbundes 1936, S. 2). -
Im Jahre 1954 ehrte die Deutsche Bundespost anläßlich des 50. Gründungsjahres des JFB''s. P. mit einer Sonderbriefmarke. Erst 1997 wurde in Neu-Isenburg eine Gedenkstätte im ehemaligen jüdischen Waisenhaus errichtet. Eine Dauerausstellung im obersten Stockwerk des Hauses erinnert an Leben und Werk der großen jüdischen Wohltäterin.
Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon
Publikationen
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Pappenheim, Bertha: Gebete : Prayers / mit einem Nachw. von Margarete Susman. Transl. into Engl. by Estelle Forchheimer. Hrsg. von Elisa Klapheck und Lara Dämmig. - Teetz: Hentrich und Hentrich, 2003
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Pappenheim, Bertha: Die Memoiren der Glückel von Hameln geboren in Hamburg 1645, gestorben in Metz 19. September 1724 / autoris. Übertr. nach der Ausg. des David Kaufmann. - Wien: Buchdr. Helios, 1910
ÖNB 472726-C.Neu
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Pappenheim, Bertha: Sisyphus-Arbeit : Reisebriefe aus den Jahren 1911 und 1912 [1. und] 2. Folge. - Leipzig [2. F.: Berlin]: Linder [2. F.: Levy], 1924 [2. F.: 1929]
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Pappenheim, Bertha, Rabinowitsch, Sara: Zur Lage der jüdischen Bevölkerung in Galizien : Reise- Eindrücke und Vorschläge zur Besserung der Verhältnisse. - Frankfurt a. M. : Neuer Frankfurter-Verl., 1904
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Quellen und Sekundärliteratur
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Unger, Petra: Mut zur Freiheit : faszinierende Frauen - bewegte Leben. - [Wien]: Metroverl., 2009
ÖNB 1898106-B.Neu
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ÖNB 1966256-B.Neu.1-2
Material in Archiven und Sammlungen
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Bilder
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Bertha Pappenheim während ihres Aufenthalts im Sanatorium Bellevue (1882)
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Bertha Pappenheim
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Bertha Pappenheim (etwa 1905)
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Bertha Pappenheim im Kostüm der Glückel von Hameln
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Bertha Pappenheim
Aus:
Loentz: Two unpublished texts. - In: Bridges 14 (2009) 2, 37
ÖNB 1696296-C.Neu-Per
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Wohlfahrtsmarke 1954, mit einem Porträt von Bertha Pappenheim
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Gedenktafel für Bertha Pappenheim in Wien
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