Die Österreichische Frauenpartei (ÖFP) wurde 1929 im Haus der Industrie am Wiener Schwarzenbergplatz gegründet. Vorbild war die National Woman’s Party (NWP), die 1913 in den USA entstanden war und Gründungen von Frauenparteien in Europa unterstützte. In mehreren europäischen Ländern kam es in den 1920er und 1930er Jahren zu Parteigründungen von Frauen des Bürgertums.
Nach 1918 hatten die bürgerlichen Frauen den in eine Reihe von kleineren Parteien aufgesplitterten Bürgerlich-Liberalen ihre Mitarbeit angeboten und verschiedentlich für Parteimandate kandidiert, allerdings war keine von ihnen tatsächlich ins Parlament gekommen. Die bürgerlich-liberalen Parteien hatten die Hoffnungen und Erwartungen der Frauen nicht erfüllt und ihnen weder zu politischen Mandaten verholfen noch Frauenforderungen unterstützt oder realisiert. Dies waren schlussendlich Anlässe zur Gründung einer eigenen Frauenpartei: die geringe Einflussmöglichkeit auf die Politik und dass keine Frau im Nationalrat vertreten war.
Der Diskurs um die Gründung einer Frauenpartei wurde über einen langen Zeitraum geführt und begann laut Jutta Pint schon vor 1918. In den Frauenzeitschriften wie den „Dokumenten der Frau“, „Der Bund“ usw. wurde diese Debatte geführt und immer wieder nach Nationalratswahlen neu belebt. Innerhalb des
Bundes Österreichischer Frauenvereine (BÖFV) gab es dazu sehr unterschiedliche Positionen.
1927 wurde in den verschiedenen bürgerlichen Parteien keine einzige Frau mehr an aussichtsreicher Stelle für die Nationalratswahlen aufgestellt. Nach diesen Wahlen, nach denen wieder keine bürgerliche Frau im Parlament vertreten war, reagierte
Marianne Hainisch mit einem Aufruf an die Frauen sich zu einer Frauenpartei zusammenzuschließen. Es kam aber vorläufig nur zur Bildung eines Vereins Österreichische Frauenorganisation, erst 1929 wurde die ÖFP gegründet.
Als Aufgaben wurden die Stärkung der Stellung und die politische Einflussnahme von bürgerlichen Frauen im Parlament, die Vermittlung zwischen Parteien und bewaffneten politischen Formationen und damit die Förderung des inneren Friedens sowie die berufliche und privatrechtliche Gleichstellung der Frau angesehen. Die ÖFP war gegen den „beruflichen Abbau von Frauen“, für die „Besserstellung der Hausfrauen und die Errichtung einer Hauswirtschaftskammer“.
Innerhalb des BÖFV blieb die Gründung der Frauenpartei umstritten und wurde auch nicht im Vereinsorgan „Die Österreicherin“ erwähnt, obwohl ÖFP und BÖFV personell eng verwoben waren. Eine Reihe von Vorstandsmitgliedern der ÖFP waren wichtige Protagonistinnen des BÖFV.
Bei den Nationalratswahlen 1930 kandidierte die Frauenpartei nicht eigenständig, sondern unterstützte die Wahlformation "Nationaler Wirtschaftsblock und Landbund" oder „Schoberblock“. Von Marianne Hainisch und
Helene Granitsch wurden in den Tageszeitungen Wahlempfehlungen für den „Schoberblock“ abgegeben. Ein Parlamentssitz des „Schoberblocks“ ging an eine Frau, die Großdeutsche Maria Schneider. Damit ging eine enge Zusammenarbeit mit Politikerinnen, die - wie Maria Schneider - offen antisemitisch waren, ebenso wie mit PolitikerInnen der Christlichsozialen Partei einher.
Die ÖFP war in mehreren Bundesländern vertreten, neben Wien in Salzburg, Graz, Innsbruck, Osttirol und Baden. Die Arbeit erfolgte in Fachsektionen: politische Sektion, Eherechtssektion, Sektion Wahrung der Frauenrechte, Sektion Lebensreform, Bildungssektion usw. 1931 kam es zur einmaligen Kandidatur als Frauenliste bei den Gemeinderatswahlen in Innsbruck, wobei die ÖFP kein Mandat erreichte. In den Jahren von 1931 bis 1933 wurde eine eigene Parteizeitung, „Das Wort der Frau“, herausgegeben.
Im Juli 1933 erklärte die ÖFP den geschlossenen Beitritt zur Vaterländischen Front. 1934 wurde sie als Partei aufgelöst und im Dezember zum Verein Österreichische Frauenschaft umgebildet. Seither existierte keine eigene Frauenpartei mehr.
Pint: Die Österreichische Frauenpartei 1929-1934
Quellen:
Österreichische Frauenschaft, Graz: Korrespondenz, Statuten. - In: StLA, LReg., 206 Fa-006/1936, 1934-1938