Die Vertreibung aus der Hölle

Die Vertreibung aus der Hölle. Roman. Frankfurt am Main: Suhrkamp 2001.

Zu Beginn des Romans nimmt die Roman-Figur Viktor an einem 25jährigen Maturatreffen teil, wo er das Wort ergreift (S. 20f.):

Viktor schwitzte, und seine Brille rutschte ihm ein wenig die Nase hinunter, er drückte sie mit dem Mittelfinger zurück. Wie gern er Fußball gespielt hatte. Hätte. Aber als Brillenträger - "Ich finde, um zu verstehen, was ein Mensch geworden ist, kann es auch sehr lohnend, sehr erhellend sein, zu fragen: Wer waren seine Lehrer? Wer also waren in groben Worten, wie der Herr Direktor Preuß es formuliert hat, unsere Lehrer?" Er sah den langen Tisch hinauf zu den alten Lehrern, sie grinsten, erwarteten sie jetzt allen Ernstes etwas Launiges? Die fünfundzwanzig Jahre später nachgereichten dürftigen Witzchen der Maturazeitung, die damals keiner schreiben hatte wollen? Viktor schluckte, senkte den Blick auf seine Papiere und sagte: "Prof. Josef Berger, Parteimitglied bei der NSDAP mit der Mitgliedsnummer 7 081 217. Prof. Eugen Buzek, NSDAP-Mitgliedsnummer 1 010 912. Prof. Alfred Daim, NSDAP-Mitgliedsnummer 5 210 619. Frau Prof. Adelheid Fischer, hochrangige BDM-Führerin, ab 1939 Mädelring-Führerin in Wien, der Mädelring umfaßte fünf Mädelgruppen zu vier Mädelscharen, eine Mädelschar bestand aus drei Mädelschaften zu fünfzehn Mädchen. Sie führte also eine knappe Tausendschaft von Wiener Mädchen und -" Es herrschte eine so schockstarre Stille, daß er noch zwei Namen und NSDAP-Mitgliedsnummern vortragen konnte, ohne daß irgendeiner sich bewegte oder etwas sagte.