Der Staat & der Tod
Notizbuch, 40 Seiten, ohne Datum [??.??.1975]
Die Notate auf den ersten drei Seiten des Journals Das Gewicht der Welt stammen (bis auf die erste Notiz) aus Peter Handkes 1975 geschriebenem Notizbuch mit dem Projekttitel »Der Staat & der Tod« (S. I). (DGW 9-11) Unter diesem Titel versammelte Handke Materialien zu einem als Posse geplanten Theaterstück. Das Notizbuch umfasst 40 paginierte Seiten, wobei nur die ersten 22 Seiten beschrieben wurden. Von diesen Aufzeichnungen übernahm Handke rund ein Drittel ins Journal, wobei er in der Anordnung der Notizen der Chronologie des Notizbuchs folgte.
Erstdruck in Zeitschriften
Ein Teil der Notizen aus diesem Notizbuch wurde erstmals 1975 in der Literaturzeitschrift manuskripte, Heft 50 (1975), S. 70-72 unter dem Titel SCHULFREI oder: Der Staat und der Tod abgedruckt. Die Notate unterscheiden sich aber deutlich von den ins Journal Das Gewicht der Welt übernommenen Einträgen, da sich die Zusammenstellung und Bearbeitung ganz auf das projektierte Theaterstück konzentriert. In der ersten Jahreshälfte 1976 erschien bereits im Format der Journale ein weiterer kleiner Auszug von Notizen aus diesem Notizbuch in der Zeitschrift protokolle, Heft 2 (1976), S. 75-79 unter dem Titel Materialien zu nichts Bestimmtem (S. 78); er macht aber nur eine Dreiviertelseite der Literaturzeitschrift aus.
Überarbeitung der Notizen im Journal
Für die Veröffentlichung im Journal wurden die Notizen von Handke mehr oder weniger überarbeitet. Manche Einträge wurden fast wörtlich übernommen, wie beispielsweise »als wäre das ganze Haus voll auftauender Maikäfer« (S. 19). Die Notiz wurde bereits in den protokollen abgedruckt (S. 78), fürs Journal aber noch mit dem kleinen Zusatz »Traumgeräusche:« (DGW 10) versehen. Die eher stichwortartigen oder stark auf das Theaterstück bezogenen Notate dagegen mussten zuerst von ihren Personenzuordnungen befreit und zu Sätzen geformt werden, wie bei der Notiz: »O. [Ordnungshüter] wirft die Perücke ab und entpuppt sich als Mann, angreift S. [Störenfried], dieser entpuppt sich als Frau, die beiden fallen einander in die Arme, der 2. O. schaut fassungslos, schreitet ein und trennt die beiden« (S. 7). Sie wurde im Journal zu: »Eine Flucht: eine Frau verfolgt einen Mann. Die verfolgende Frau reißt sich im Laufen die Perücke herab und entpuppt sich als Mann; der flüchtende Mann verliert den Hut und entpuppt sich als Frau, und beide fallen einander in die Arme« (DGW 9).
Manchmal verband Handke im Zuge der Übertragung auch mehrere kleinere Notizen zu einem Journaleintrag. Zum Beispiel lautet der erste aus diesem Notizbuch übernommene Eintrag im Journal: »Er schlägt die Beine übereinander – sie werden ihm mit Gewalt entflochten; er stützt die Ellbogen auf – sie werden ihm weggeschlagen; er steckt die Hände in die Taschen – sie werden ihm herausgezogen; er legt die Hände vors Gesicht – sie werden ihm herabgerissen (einschreiten sobald sich jemand selber berührt)« (DGW 9). Der Eintrag setzt sich aus den beiden Notizbuchaufzeichnungen: »Hände im Gesicht werden sogleich heruntergeschlagen, ebenso aufgestützte Ellenbogen etc.« (S. 2) und »gewaltsam aus den Hosentaschen entfernte Hände« (S. 3) zusammen.
Zeitliche Zuordnung
Die Notizbuchaufzeichnungen wurden von Peter Handke nicht datiert, den einzigen Hinweis auf den ungefähren Entstehungszeitraum gibt eine Zeichnung seiner Tochter Amina im hinteren Teil des Notizbuchs, in die das Datum »29 Juni 75« (S. 27) eingearbeitet ist. Das Zeichnungsdatum stimmt mit Handkes Aussage in seinem Brief an Siegfried Unseld vom 15. Juni 1975 überein: »Ich habe auch nichts Neues geschrieben, bin nur bei den Notizen zu einem Stück, das ich im Sommer schreiben will.« (Handke / Unseld 2012, S. 290) Im Journal reihte Handke die Einträge aus dem Notizbuch »Der Staat & der Tod« und aus einem zweiten, dem Theaterstück gewidmeten Notizbuch mit dem Titel »Schulfrei; Erste Bilder« unter das Datum November 1975. Die Zuordnung könnte sich aus der großen zeitlichen Lücke von drei Monaten zu den folgenden ins Journal aufgenommenen Notizen ergeben haben, bei denen es sich nun um Einträge aus dem ersten Notizbuch zum Filmdrehbuch Die linkshändige Frau handelt, an dem Handke im November 1975 zu arbeiten begonnen hatte. (siehe Handke / Unseld 2012, S. 296) (kp)
Tabellarische Daten
Titel, Datum und Ort
Der Staat & der Tod [S. I]
Materialart und Besitz
Notizbuch mit weiß-grünem Umschlag und Spiralbindung, 40 Seiten, fol. I, 1-40
Nachweisbare Lektüren
- Heinrich von Kleist: Familie Schroffenstein (S. 12)
Ergänzende Bemerkungen
Zeichnungen von Amina Handke (S. 23-40)
-
Der Staat & der Tod
Notizbuch, 40 Seiten, ohne Datum [??.??.1975] -
Schulfrei; Erste Bilder
Notizbuch, 58 Seiten, ohne Datum [??.??.1975] -
Die linkshändige Frau
Notizbuch, 56 Seiten, ??.11.1975 bis ??.01.1976 -
Die linkshändige Frau
Notizbuch, 88 Seiten, 17.01.1976 bis 22.02.1976 -
Eine Woche im März
Notizbuch, 92 Seiten, 05.03.1976 bis 15.03.1976 -
Ins tiefe Österreich
Notizbuch, 170 Seiten, 15.03.1976 bis 16.04.1976 -
Ohne Titel
Notizbuch, 96 Seiten, 16.04.1976 bis 08.05.1976 -
Ins tiefe Österreich
Notizbuch, 125 Seiten, 08.05.1976 bis 13.06.1976 -
Ohne Titel
Notizblock, 98 Seiten, 13.06.1976 bis 04.07.1976 -
Ins tiefe Österreich
Notizbuch, 96 Seiten, 05.07.1976 bis 21.07.1976 -
Ins tiefe Österreich
Notizblock, 82 Seiten, 21.07.1976 bis 10.09.1976 -
Ins tiefe Österreich
Notizbuch, 88 Seiten, 09.08.1976 bis 15.09.1976 -
Phantasien der Ziellosigkeit
Notizbuch, 178 Seiten, 16.09.1976 bis 03.11.1976 -
Phantasien der Ziellosigkeit; Ins tiefe Österreich
Notizbuch, 100 Seiten, 12.11.1976 bis 10.01.1977 -
Ohne Titel
Notizbuch, 90 Seiten [davon 22 beschrieben], 17.12.1976 bis 28.02.1977 -
Ins tiefe Österreich
Notizbuch, 128 Seiten, 30.12.1976 bis ??.03.1977
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Werktagsgefühle (Fortsetzung)
Typoskript 1-zeilig, 4 Blatt, ohne Datum -
Das Gewicht der Welt. Journal 1975/1976 (Textfassung 1)
Typoskript 1-zeilig, 172 Blatt, ??.11.1975 bis 29.03.1977 -
Das Gewicht der Welt. Ein Journal (November 1975 - März 1977)
Druckfahnen, mit handschriftlichen Korrekturen, 178 Blatt, 24.06.1977
Schrift ist auf mehreren Seiten durch Wasserflecken unlesbar