Sichtungen. Archiv - Bibliothek - Literaturwissenschaft ISSN: 1680-8975
PURL: http://purl.org/sichtungen/

Home > Berichte > Projekte > Vernetzung österreichischer Literaturarchive II


Andreas Brandtner: Koordination der datenunterstützten Vernetzung österreichischer Literaturarchive II (29. 12. 2001). In: Sichtungen online, PURL: http://purl.org/sichtungen/brandtner-a-9a.html ([aktuelles Datum]). - Auch in: Sichtungen 2 (1999), S. 243-246.

Andreas Brandtner
Wiener Stadt- und Landesbibliothek
Handschriftensammlung
Rathaus, A-1082 Wien
Adressinformation zuletzt aktualisiert: 2000

Koordination der datenunterstützten Vernetzung österreichischer Literaturarchive II

Andreas Brandtner


[2/ S. 243:] Die Fortführung des Projekts »Koordination der datenunterstützten Vernetzung österreichischer Literaturarchive« (vgl. Sichtungen 1/1998, S. 165-167) wurde bis 31. Januar 1998 vom Bundesministerium für Unterricht und kulturelle Angelegenheiten finanziert und stand von Februar 1998 bis Januar 1999 unter der direkten Förderung der ÖNB. Auf der ersten Projektphase aufbauend, die vor allem der Erhebung des Ist-Zustands der österreichischen Literaturarchive in bezug auf ihre Erschließungs- und Aufnahmepraxis von Nachlässen und Autographen gewidmet war, wurden die Vereinheitlichung der Regelwerksorientierung und die Forcierung einer EDV-gestützten Aufnahme als zentrale Ziele vorgenommen.

Auf der Grundlage umfangreicher, bisher im Sektor der österreichischen Nachlaß- und Autographenverwaltung geleisteter Arbeiten wurden die österreichischen Einrichtungen, die handschriftliches Material aus dem 19. und 20. Jahrhundert verwalten, zusammengestellt. Aus diesen derzeit über 300 verzeichneten Institutionen wurden sämtliche Literaturarchive im engeren Sinn, Literaturhäuser, Landesarchive sowie überregionale Archive und Handschriftensammlungen wissenschaftlicher Bibliotheken für eine enge Kooperation ausgewählt. So konnten etwa 40 Institutionen für eine Zusammenarbeit gewonnen werden. Darunter befinden sich - um nur einige zu nennen - das Franz-Michael-Felder-Archiv der Vorarlberger Landesbibliothek (Bregenz), die Abteilung für Sondersammlungen der Universitätsbibliothek Graz, das Franz Nabl Institut für Literaturforschung (Graz), das Forschungsinstitut Brenner-Archiv, das Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum (Innsbruck), das Robert-Musil-Institut für Literaturforschung (Klagenfurt), das Adalbert-Stifter-Institut des Landes Oberösterreich (Linz), die Dokumentationsstelle für neuere österreichische Literatur, die Handschriftensammlung der Wiener Stadt- und Landes- [2/ S. 244:] bibliothek und die Handschriften-, Autographen- und Nachlaß-Sammlung der ÖNB (Wien).

Die Projekt-Integration dieser Einrichtungen, die sich in Status, Trägerschaft, Organisation, Kapazität, Bestand, Erwerbungsmöglichkeiten, Erschließungsvorgaben, Computerisierung usw. massiv unterscheiden, konnte nicht anders als über eine modulare Konstruktion erfolgen. Dabei legt jeder Kooperationspartner seinen individuellen Bedarf und seine spezifischen Kooperationsinteressen sowie -möglichkeiten fest, die dann unter Wahrung der erforderlichen Standards berücksichtigt werden. Für die Projektdurchführung bleibt zentral zu beachten, sowohl Insellösungen als auch unkoordinierte Mehrfacharbeiten zu vermeiden und archivalische sowie bibliothekarische Kompetenzen auszutauschen, um diese auf einem einheitlichen Niveau permanent zu optimieren.

Zu Projektbeginn bestand österreichweit keine einheitliche Regelung der Erschließung handschriftlicher Dokumente. Neben den Vorgaben von Christoph König (»Verwaltung und wissenschaftliche Erschließung von Nachlässen in Literaturarchiven«, 1988) und den 1997 erschienenen »Regeln zur Erschließung von Nachlässen und Autographen« (RNA) wurde gemäß Richtlinien, die nach institutsinternem Eigenbedarf erstellt wurden, aufgenommen. Durchgesetzt haben sich schließlich die RNA, die das internationale Format MAB2 umsetzen.

Im Rahmen des Projekts wurden die RNA an den einzelnen Institutionen vorgestellt und die Erfordernisse eines obligatorischen Kategoriensatzes mit der bisherigen Praxis und den künftigen Möglichkeiten der jeweiligen Archive verglichen. Aufgrund der hohen Akzeptanz der Minimalaufnahme konnte mit fast allen Kooperationspartnern vereinbart werden, daß mit der obligatorischen Aufnahme der RNA eine verbindliche Regelung für die Handschriftenerschließung in Österreich vorliegt. Diesem unter den österreichischen Archiven erzielten Konsens für die Kriterien einer Minimalaufnahme von Archivdaten wurde - in informeller Kooperation mit dem Unterausschuß für Nachlaßerschließung der Deutschen Forschungsgemeinschaft - durch offizielle Empfehlung der Anwendung der RNA in Österreich durch die neugegründete VÖB-Kommission für Nachlaßbearbeitung (vgl. den Beitrag von Volker Kaukoreit im vorliegenden Band) entsprochen.

Mit Blick auf die Förderung einer EDV-gestützten Archivalien-Aufnahme, die für eine Vernetzung der Datenbanken offenstehen soll, wurden professionelle Datenbanksysteme geprüft, die für Handschriftenaufnahmen zur Verfügung stehen. Die Entscheidung fiel auf die Datenbank allegro-HANS, da sie auf der Basis der RNA-Kategorien konfiguriert ist, vom Zentralen Informatikdienst (ZID) der ÖNB b- [2/ S. 245:] etreut werden kann, äußerst preiswert zur Verfügung steht und einen internationalen Rückhalt in der systempflegenden HANS-Anwendergemeinschaft hat (Sitz: Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg; vgl. Andreas Brandtner: Bericht über das Anwendertreffen der Datenbank Allegro-HANS an der Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg Carl von Ossietzky am 22. und 23. Januar 1998. In: Sichtungen 1/1998, S. 189-191). Die HANS-Testphase konnte im Sommer 1998 beendet werden. Trotz kleinerer, noch zu behebender Schwächen wird HANS im ÖLA in der Zwischenzeit im Normalbetrieb geführt. Die eingesetzte Version, deren Konfiguration exakt den RNA angepaßt wurde, wird den interessierten Partnerinstitutionen zur Verfügung gestellt. Bislang konnten die Karl-Popper-Sammlung der Universitätsbibliothek Klagenfurt, das Musil-Institut, das Stifter-Institut, die Stiftung Salzburger Literaturarchiv und die Handschriften-, Autographen- und Nachlaß-Sammlung der ÖNB mit dem System versorgt werden. An den genannten Einrichtungen, die nun als österreichische HANS-Anwender neben das Felder-Archiv, die Musiksammlung der ÖNB und das ÖLA treten, wurden Einschulungen in das System veranstaltet. Zudem wurde im Rahmen des Ausbildungsprogramms der ÖNB »Brain-Pool« in Zusammenarbeit mit dem ZID ein HANS-Kurs abgehalten.

Neben dieser Entscheidung für die lokale Datenbank allegro-HANS sind zwei weitere Optionen, die neuerdings für Literaturarchive bestehen, zu beachten: Erstens hat sich aus dem Kontakt mit der Arbeitsgruppe Bibliotheksautomation (AGBA) des Bundesministeriums für Wissenschaft und Verkehr, die die Einführung des neuen österreichischen Bibliothekenverbundsystems Aleph 500 koordiniert, ergeben, daß die Interessen der Nachlaß- und Autographenaufnahme berücksichtigt werden könnten und damit eine Integration der Literaturarchive in den neuen Verbund grundsätzlich möglich ist, da die wesentliche Voraussetzung einer vereinheitlichten Erschließung im Zeichen der RNA erfüllt ist. Somit wäre ein Einstieg von Literaturarchiven in den BIBOS-Nachfolgeverbund - bisher war nur das Brenner-Archiv beteiligt - zumindest prinzipiell möglich, wobei die zeitliche Dimension noch schwer einschätzbar ist. Von der AGBA wurde empfohlen, das verbundkompatible System allegro-HANS als Übergangslösung einzusetzen, dessen Daten dann ohne größere Probleme in Aleph 500 migriert werden können. Zweitens sind die Fortschritte des EU-Projekts MALVINE (Manuscripts and Letters Via Integrated Networks in Europe), an dem die ÖNB als Fullpartner teilnimmt, zu beobachten. Das übergreifende Ziel von MALVINE, das unter der Koordination der Staatsbibliothek zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz steht, liegt nämlich darin, einen neuen und verbesserten Zugang zu den verstreuten [2/ S. 246:] Autographenbeständen der Neuzeit, die in den europäischen Archiven, Bibliotheken, Dokumentationszentren und Museen bewahrt und katalogisiert werden, zu eröffnen. Dies erfolgt über eine Vernetzung lokal geführter Datenbanken, an der das ÖLA mit allegro-HANS partizipiert und so den Einstieg für die österreichischen HANS-Anwender vorbereiten könnte.

Andreas Brandtner




Printversion:
PURL dieser Datei:
Metadaten zu dieser Datei:
XML-Master dieser Datei:
Datum XML-Master:
PURL der zugrundeliegenden HTML-Datei:
Aktuellste Version der zugrundeliegenden HTML-Datei:
Metadaten zur zugrundeliegenden HTML-Datei:
Sichtungen 2 (1999), S. 243-246
http://purl.org/sichtungen/brandtner-a-9a-print.html
http://purl.org/sichtungen/brandtner-a-9a-print.rdf
http://purl.org/sichtungen/brandtner-a-9a.xml
2001-12-29
http://purl.org/sichtungen/brandtner-a-9a.html
http://purl.org/sichtungen/brandtner-a-9
http://purl.org/sichtungen/brandtner-a-9a.rdf


Copyright 2001-2002 by Sichtungen online
Diese HTML-Datei wurde am Tue 26. Feb. 2002, 22:38 Uhr mittels eines XSLT-Stylesheets (http://purl.org/sichtungen/sichtprint-xml2html.xsl, Vers. 0.5.1, erstellt am 2002-02-26 durch mka) unter Verwendung des Parsers "SAXON 6.4.3 from Michael Kay" automatisch aus einem TEI/XML-Master (http://purl.org/sichtungen/brandtner-a-9a.xml, erstellt am 2001-12-29 durch mp) generiert.
[Webmaster] [Disclaimer]

Valid XHTML 1.0!