Der kaiserliche Festungsbaumeister Werner Arnold Steinhausen (1655 - 1723) - an den Arbeiten für den Anguissola-Marinoni Plan der Stadt Wien (1704) beteiligt - fertigte 1710 eine überaus genaue Stadtkarte an, die auf der Vermessung der Innenstadt beruhte. 1704 waren ja nur die Vorstädte vermessen worden. Über die Vermessungsarbeiten selbst ist wenig bekannt. Die fertig gestellte Karte weist jedoch eine unvorstellbare Genauigkeit auf, die für mehr als ein Jahrhundert nicht mehr erreicht werden konnte. Dieses Werk ist eine Meisterleistung geometrischer Plandarstellung und weist den Autor als hervorragenden Geodäten aus.
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Auch die Abbildung eines Transversalmaßstabes, mit dessen Hilfe Entfernungen wesentlich genauer zu bestimmen sind, bedeutet in dieser Zeit eine Rarität.
Dargestellt wird die Stadt Wien, die sie umschließenden Mauern, das Glacis und die angrenzenden Bereiche der Vorstädte. Die Karte ist, um ein Suchgitter zu schaffen, mit einem Liniennetz überzogen, das quadratische Sektoren bildet. In dem Schriftstreifen am unteren Kartenrand befinden sich - neben einer kurzen Stadtgeschichte und technischen Angaben - ein Häuser- und Gassenverzeichnis mit den Angaben, in welchem Sektor die gesuchte Örtlichkeit gefunden werden kann. Eine weitere Besonderheit ist die farbliche Differenzierung der Gebäude nach insgesamt 10 Rechtsträgern. |
Auch die Darstellung der wichtigsten Kirchen weist interessante Aspekte auf: Wiedergegeben wurden nicht nur der Innenraum mit den Säulen sondern auch Anzahl und Aufstellungsort der Altäre.
Der Plan wurde nie gedruckt, Steinhausen fertigte drei handgezeichnete Exemplare an, die er Kaiser Joseph I. (heute in der ÖNB), dem Magistrat der Stadt Wien (Wien Museum ) und den niederösterreichischen Landständen (verschollen) übergab. |