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KOOP-LITERA Österreich Tagung 2007

13. Arbeitstagung der österreichischen Literaturarchive

11.-13. April 2007
(11. April Workshop, 12./13. April Konferenz)

Ort: Forschungsinstitut Brenner-Archiv
der Universität Innsbruck
Josef-Hirn-Str. 5
6020 Innsbruck

Abstracts

Das Projekt "Aufbau Digital". Ein neuer Zugang zum Archiv des Aufbau-Verlags für Wissenschaft und Forschung
Dieter Lange, Staatsbibliothek zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz, Berlin
 
Mit 1,2 Millionen Blatt dokumentiert das Archiv des Aufbau-Verlags einen bedeutenden Teil deutscher Literaturgeschichte der Jahre 1945 bis 1990. Gegründet 1945 in der Sowjetischen Besatzungszone, nahm der Aufbau-Verlag in der Deutschen Demokratischen Republik schon bald die Rolle des bedeutendsten Verlags für Belletristik ein. Das Wirken und die Entwicklung des Verlags waren stets eng verwoben mit gesellschaftlichen und politischen Geschehnissen in und außerhalb der DDR. Das Verlagsarchiv umfasst Geschäftsdokumente, Korrespondenzen mit in- und ausländischen Autoren, Manuskripte, Gutachten, Schreiben staatlicher Stellen an die Verlagsleitung und anderes Quellenmaterial. Ende der 1990er Jahre erhielt die Staatsbibliothek zu Berlin das Archiv als Depositum.
In Kooperation mit dem Amt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe der Bundesrepublik Deutschland wurde das Archiv ab 2003 digitalisiert und auf Mikrofilm kopiert. Während die Mikrofilme als national schützenswertes Kulturgut in einem Bergwerksstollen bei Freiburg für die nächsten 500 Jahre gelagert werden, kann die Staatsbibliothek die originalen, oft fragilen Blätter der Benutzung entziehen und unter konservatorisch guten Bedingungen bewahren.
Der historischen und literaturwissenschaftlichen Forschung steht jetzt eine vollständige digitale Kopie des Archivs im Lesesaal der Handschriftenabteilung zur Verfügung.

 
 
Die Problematik der Konvolutbildung (am Beispiel des Nachlasses von Günther Anders)
Reinhard Ellensohn, Wien
 
Die Methode der Konvolutbildung scheint in jüngster Zeit vor allem im Hinblick auf das Problem stetig wachsender (unbearbeiteter) Bestände auf erhöhtes Interesse zu stoßen. Mit der Frage nach der Erschließungstiefe bzw. inneren Ordnung von Nachlässen sind allerdings eine Reihe von Konsequenzen, theoretische und praktische Aspekte verbunden, deren Reflexion erst eine fundierte Entscheidung über die eigene Erschließungspraxis ermöglicht. Der Vortrag behandelt in Form einiger zentraler Thesen den Problemkreis Konvolutbildung in seinen wesentlichen Aspekten und Problemstellungen. Dabei werden archiv- und wissenschaftstheoretische sowie arbeitsökonomische Aspekte zur Sprache kommen und verschiedene Möglichkeiten und Formen der Konvolutbildung am Beispiel des Günther-Anders-Nachlasses dargestellt.
 
 
Datenbank und Literatur-Land-Karte Tirol
Christiane Jesse, Christine Riccabona, Anton Unterkircher, Innsbruck
 
Wesen und Unwesen der Lexikographie: Seit 1998 gibt es im Brenner-Archiv die Datenbank Dokumentation Literatur in Tirol und Südtirol. Aus dieser Grundlagenforschung der regionalen Literaturszene ist eine Internetversion als vernetztes, illustriertes und kommentiertes Lexikon der Literatur in Tirol hervor gegangen. Derzeit sind an die 120 Artikel zu Autorinnen und Autoren online, das Lexikon wird laufend erweitert, ergänzt und korrigiert. So sind wir im WorldWideWeb angekommen und haben uns zurechtgefunden in der Ära des Kommunikations- und Informationstransfers. Der Tücke aber steckt im Detail: Wir berichten über Probleme, über Fehlerquoten und Zufälligkeiten der Selektion.
Literatur-Land-Karte Tirol: Tirol ist aufgrund seiner geografischen Lage in der Mitte Europas ein Anziehungspunkt für viele Reisende. Auch Literatinnen und Literaten verbrachten immer wieder Zeit in Tirol und nicht selten verarbeiteten sie ihre Eindrücke in ihren Werken. Das Projekt "Literatur-Land-Karte Tirol", beheimatet am Forschungsinstitut Brenner-Archiv der Universität Innsbruck, beschäftigt sich mit Literatur zu Tirol und mit AutorInnen, die durch dieses Bundesland reisten bzw. sich hier aufhielten. Mit Hilfe der Datenbank Dokumentation Literatur in Tirol und MitarbeiterInnen anderer Institute der Philologisch-Kulturwissenschaftlichen Fakultät, insbesondere den WissenschafterInnen des Forschungsschwerpunkts "Kulturen im Kontakt" (KiK), werden Daten zur Literatur über Tirol gesammelt und aufbereitet. Im Zuge des Projekts wird eine Sammlung literarischer Texte zu Tirol erstellt, es werden Tiroler LiteratInnen vorgestellt, aber auch fremdsprachige Texte und ausländische SchriftstellerInnen und deren Beziehung zu Tirol näher beleuchtet. Konkret geht es darum zu erforschen, was Autorinnen und Autoren aus anderen Ländern/Kulturen über Tirol/Südtirol geschrieben oder wie sie auf Autorinnen und Autoren im Land selbst gewirkt haben. Die Daten sollen einerseits im Internet zugänglich gemacht werden, andererseits sind eine Buchveröffentlichung und in weiterer Folge literarische Stadtführungen für literaturinteressierte Touristen, Einheimische und auch Schulklassen geplant. Mit der Veröffentlichung dieser Daten tritt die literaturwissenschaftliche Forschung aus dem Elfenbeinturm der Universität und präsentiert allen, die sich mit der "Hochkultur" wie mit der "Volkskultur" des Landes auseinander setzen möchten, eine Informationsbasis, die nicht nur nüchterne Fakten, sondern auch literarische Texte, Fotos, Faksimiles und am Ende auch einschlägige wissenschaftliche Darstellungen umfassen soll.

 
 
Probleme der Erschließung disziplinenübergreifender Nachlässe, am Fallbeispiel Johannes E. Trojer
Ingrid Fürhapter, Sandra Unterweger, Universität Innsbruck, Forschungsinstitut Brenner-Archiv
 
Der Osttiroler Schriftsteller und Publizist Johannes E. Trojer (1935-1991) war außerhalb seines Brotberufs als Volksschuldirektor in vielen Arbeitsfeldern tätig: Literatur, Journalismus, Volkskunde, Geschichte, Zeitgeschichte, Kunstgeschichte. Obwohl die Qualität der Publikationen und die Fülle und Auswahl der Nachlassmaterialien das Gegenteil beweist, hat er sich zeitlebens selbstironisch als Dilettant' beschrieben. Seine angebliche Vielseitigkeit sei im Grunde keine: "man müsste eben einer sache systematisch nachgehen und nicht, wie ich zu tun pflege, die finger beider hände voll, verschiedene sachen betreiben, das gibt dann die halbheiten in den produkten".
Aus der Sicht zweier Literaturwissenschaftlerinnen, die in einem Projektteam mit einem Zeithistoriker und über verschiedene Kooperationen Trojers weit gefasste Erinnerungsarbeit in all ihren Facetten untersuchen, wird am Beispiel des disziplinenübergreifenden Nachlasses die Frage erörtert, inwiefern der - bei aller Fachkompetenz - gegebenen Gefahr eines interdiziplinären Dilettantismus begegnet werden kann. Dabei stehen Probleme und Fragen der Bearbeitung und Vermittlung im Vordergrund. Ausgehend vom konkreten Nachlassbefund soll die genuin interdisziplinäre Arbeitsweise Trojers anhand von exemplarischen Archivalien beschrieben werden. Daran anknüpfend wird der multi- bzw. interdisziplinäre Zugang der beiden laufenden Forschungsprojekte zu Trojer erklärt. Einerseits wird der Nachlass arbeitsteilig untersucht, andererseits wird im Rahmen einer kulturwissenschaftlichen Studie ein Ansatz erprobt, der Impulse der Gedächtnisforschung und sozial- und kulturwissenschaftlichen Dorfforschung sowie Deutungsangebote der Volkskunde, Zeitgeschichte und Literaturwissenschaft aufnimmt. In der Theorie lautet die Wunschvorstellung, Arbeitsmethoden in Kooperationen und Vernetzungen über Fachgrenzen hinweg gegenseitig zu hinterfragen sowie Ergebnisse zu produzieren, die keine der Disziplinen für sich alleine hätte finden können. Die Praxis schaut oft anders aus.

 
 
Das FWF-Projekt "Hörinszenierungen österreichischer Literatur" (Handschriftensammlung der Wienbibliothek)
Christine Ehardt, Wilhelm Fotter, Wienbibliothek im Rathaus, Wien
 
Das zweijährige FWF-Projekt "Hörinszenierungen österreichischer Literatur im Radio 1945-2000" (Laufzeit: 01.05.2006-30.04.2008) des Instituts für Theater-, Film- und Medienwissenschaft der Universität Wien gemeinsam mit der Wienbibliothek im Rathaus behandelt die Geschichte des Hörspiels im Radio des 20. Jahrhunderts. Gegenstand der Forschung sind dabei sowohl Ton- als auch Textbeispiele realisierter und nicht realisierter Hörspiele österreichischer AutorInnen. Ausgangspunkt dieses Forschungsvorhabens ist der Nachlass des österreichischen Schriftstellers und Rundfunkdramaturgen Franz Hiesel (1921-1996) und dessen umfangreiche akustische und schriftliche Sammlung, die 2004 von der Handschriftensammlung der Wienbibliothek übernommen wurde.
Gemeinsam mit der Erschließung des schriftlichen Bestandes wird der akustische Teil der Sammlung im Datenbanksystem der Mediathek aufgenommen und teilweise digitalisiert werden. Ziel des Projekts ist es, die Entwicklung österreichischer Hörspiel- und Radioliteratur und deren Rezeption im Zeitraum von 1945 bis 2000 aufzuzeigen, und sich dadurch einer Kulturgeschichtsschreibung des Hörspiels im deutschsprachigen Raum anzunähern. Projektleitung und -betreuung: Univ.-Prof. Dr. Hilde Haider-Pregler (Universität Wien); Dr. Julia Danielczyk (Wienbibliothek im Rathaus). ProjektmitarbeiterInnen: Wilhelm Fotter; Mag. Christine Ehardt.

 
 
Das FWF-Projekt "Literatur- und Kulturzeitschriften in Österreich und Südtirol 1970-2004 (IZA)"
Heidemaria Abfalterer, Ruth Esterhammer, Fritz Gaigg, Markus Köhle, Universität Innsbruck
 
Seit 2004 läuft am Innsbrucker Zeitungsarchiv unter der Leitung von Michael Klein das FWF-Projekt "Literaturzeitschriften in Österreich und Südtirol 1970-2000" mit dem Ziel, alle in diesem Zeitraum erschienenen oder noch erscheinenden Periodika in einem Handbuch bibliographisch zu erfassen und zu beschreiben. Neben der Erfassung der Herausgeber und Redaktion, der Erscheinungsweise und des Erscheinungsverlaufs, diverser Themenhefte, Sondernummern und Beilagen sowie der BeiträgerInnen enthalten die Lexikonartikel auch eine Geschichte und Charakteristik der Zeitschriften. Diese speisen sich aus Informationen aus den Zeitschriften selbst, aus literaturwissenschaftlichen und vor allem literaturkritischen Sekundärtexten. Das Handbuch, das kurz vor der Drucklegung steht, umfasst mittlerweile ca. 400 Titel und über 1000 Seiten. In ihrem Werkstattbericht möchten die ProjektmitarbeiterInnen Einblick in die konkrete Projektarbeit geben: Welche der gesteckten Ziele konnten erfüllt werden, welche nicht; wie entwickelte sich die endgültige Artikelstruktur, welche Probleme und Schwierigkeiten mussten bei der Recherche und der Arbeit am konkreten Material bewältigt werden, mit welchen Hilfsmitteln wurde das umfangreiche Material aufgearbeitet?
 
 
Der neueste Stand von Kalliope
Hans-Jörg Lieder, Staatsbibliothek zu Berlin
 
Nachdem im Jahr 2006 die Konversion des Zettelbestandes der Zentralkartei der Autographen vollständig abgeschlossen wurde und nachdem darüber hinausgehende Kooperationsmodelle angedacht und experimentell realisiert wurden, ist es nun an der Zeit, die Arbeit des Kalliope-Verbunds insgesamt auf eine nachhaltige Grundlage zu stellen. Von besonderer Bedeutung sind einerseits optimierte Kommunikationswege mit der Personennamendatei. Andererseits stehen Fragen der Einrichtung von Standard-Schnittstellen zur Datenkommunikation und die Verfügbarkeit eines OPACs, der modernen Erfordernissen entspricht, auf der aktuellen Tagesordnung der Kalliope-Arbeitsstelle. Der Vortrag wird einen Einblick in laufende Diskussionsprozesse geben und bereits getroffene Entscheidungen darstellen und erläutern.
 
 
Ludwig Boltzmann Institut für Geschichte und Theorie der Biographie (Österreichisches Literaturarchiv und Universität Wien)
Wilhelm Hemecker, Ludwig Boltzmann Institut, Wien
 
Vorgestellt wird ein Forschungsinstitut, das 2005 eingerichtet wurde, um wissenschaftlich die Geschichte der Biographie seit dem 18. Jahrhundert durch Analyse paradigmatischer Biographien aufzuarbeiten und eine Theorie der Biographie zu entwickeln. Daneben werden - im Sinne der Vermittlung zwischen Theorie, Geschichte und Praxis und selbstverständlich im Rückgriff auf das Material diverser Archive - umfangreiche Biographien zu Hugo von Hofmannsthal, Eugenie Schwarzwald, Ernst Jandl und Thomas Bernhard geschrieben. Nach der Vorstellung der Ziele und Aufgaben des Instituts wird exemplarisch Quellenforschung zu Hofmannsthal mit Hilfe einer vom Institut entwickelten Datenbank etwas genauer präsentiert.