Frauen in Bewegung: 1848-1938

1911
Österreich
 
  • Am 10. März nimmt das Abgeordnetenhaus den Antrag des Wiener Politikers und Journalisten Engelbert Pernerstorfer auf Abschaffung des § 30 des Vereinsgesetzes an, das seit 1867 Frauen - ebenso wie Ausländern und Minderjährigen - die Mitgliedschaft in politischen Vereinen untersagte.
  • 19. März: in Österreich, Dänemark, Deutschland und der Schweiz wird erstmals der Internationale Frauentag veranstaltet; die Sozialdemokratinnen organisieren eine Wahlrechtsdemonstration auf der Wiener Ringstraße; Adelheid Popp und Viktor Adler sprechen.
  • Im Wiener Musikvereinssaal findet am 2. Mai eine Versammlung des Frauenkomitees der weiblichen Bühnenangehörigen, unter dem Vorsitz von Lucie König statt; Forderungen an die Theaterdirektionen: Klärung der Toilettenfrage, Abschaffung des Eheverbotes und Fragen des Mutterschutzes; der Bund Österreichischer Frauenvereine sagt seine Unterstützung zu. Artikel dazu in "Der Bund. 6. Jg., Nr. 7, 1911").
 
  • 29. September: Der Niederösterreichische Landtag hebt das Eheverbot für Wiener Lehrerinnen auf.
 
  • Am 14. Oktober wird der "Heimhof", das von Auguste Fickert initiierte erste Frauenheim auf genossenschaftlicher Basis, in Wien eröffnet.
  • 28. Oktober: in Innsbruck findet die 4. Österreichische sozialdemokratische Frauenkonferenz statt.
 
  • Stefanie Nauheimer wird als erste Frau in den Bezirksschulrat als Lehrervertreterin gewählt.
 
  • Gründung der "Frauensektion des österreichischen Bühnenvereines" als Organisation der Schauspielerinnen.
 
  • Die "K. k. Kunststickereischule" (gegr. 1873) geht in die "K. k. Zentralanstalt für Frauengewerbe" über.
 
  • Dr. Dora Teleky wird als erstes weibliches Mitglied in die k.k. Gesellschaft der Ärzte aufgenommen.
  • Baronin Dr. Marie Possaner (1881-1955), romanische Philologie, wird Bibliothekarin im Eisenbahnministerium.
 
  • Eugenie Schwarzwald eröffnet ein achtklassiges Mädchengymnasium; es war dies die erste Schule in Österreich, an der Mädchen maturieren konnten.
 
Andere Länder
  • 26. April: unter Leitung von Maria Gräfin Graimberg-Bellau wird die erste soziale Frauenschule für katholische junge Mädchen und Frauen Deutschlands in Heidelberg eröffnet.
  • Mai: in New York findet eine Demonstration für das Frauenstimmrecht statt: 15.000 Frauen und 1000 Männer nehmen teil.
 
 
  • Im August findet der 7. Bayerische Frauentag, mit mehr als 100 Delegierten, in München statt. Unter den Delegierten sind auch Gertrud Bäumer und Helene Lange.
  • September: die Schriftstellerin Lou Andreas-Salomé nimmt am dritten Kongress der Psychologie in Weimar teil, wo sie zum ersten Mal Freud begegnet und sich fortan intensiv mit der Psychoanalyse beschäftigt.
  • London:1. Oktober, der "Standard", eine der grössten und angesehensten zeitungen Londons konservativer Richtung, erscheint nun täglich mit einer Beilage: "Woman's Plattform", welche ausschließlich der Erörterung von Themen der Frauenbewegung gewidmet ist.
 
  • 29. Oktober: die "Deutsche Vereinigung für Frauenstimmrecht", eher konservativ ausgerichtet, wird gegründet.
 
 
  • Marie Curie nimmt am 10. Dezember den Nobelpreis für Chemie in Stockholm entgegen.
  • Norwegen: In die norwegische Nationalversammlung (Storthing) wird die erste weibliche Abgeordnete, die Lehrerin Anna Rogstad, aufgenommen.
  • Berlin: in der Bibliotheksverwaltung des Reichstags werden erstmals Beamtinnen für den Bibliotheksdienst aufgenommen.
 
  • Ein neuerliches Gesuch auf Habilitation, von Professor (e.h.) Dr. Gräfin Maria von Linden (1869-1936), wird vom Preußischen Kultusministerium abgelehnt; sie promovierte bereits 1895 an der Tübinger Universität und erwarb sich durch zoologische Arbeiten (z.B. Studien über die Färbung der Schmetterlinge) wissenschaftliche Anerkennung (am 30. April 1910 wurde sie vom Kultusminister als erste Frau in Preußen und als eine der Ersten in Deutschland zur Professorin ernannt - allerdings hatte sie weiterhin keine Lehrbefugnis).
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