Kurzbeschreibung |
Die „Surrealistischen Publikationen“ waren nach dem von Otto Basil herausgegebenen „Plan“ (1945-1948) eine kurzlebige Hoffnung für die Anhänger des Surrealismus im Nachkriegsösterreich. Die von Max Hölzer und Edgar Jené initiierte Zeitschrift warb bereits auf der Buchbinde des ersten Heftes mit den Worten „Die erste Manifestation der AVANTGARDE AUF GEISTIGEM UND SOZIALEM GEBIET in deutscher Sprache“. Dieses Heft, bei Josef Haid in Klagenfurt verlegt und im Kärntner Volksverlag gedruckt, erschien im April 1950 und versprach, „in freier Folge Texte und Bilder der Surrealisten aller Länder“ (SP 1, vordere Umschlaginnenseite) zu veröffentlichen. Im Zentrum standen der Surrealismus aus Frankreich und ganz besonders der Kreis um den Gründervater André Breton. Während Max Hölzer vor allem für die redaktionelle Betreuung zuständig war, wirkte der aus dem Saarland stammende Maler Edgar Jené, der sich bereits als Redaktionsmitglied im „Plan“ als Vorkämpfer des Surrealismus hervorgetan hatte, durch seine intensiven Kontakte zu den Franzosen als Vermittlungsinstanz.
Bretons zentrale Bedeutung schlug sich auch quantitativ nieder. Begonnen mit Max Hölzers Bekenntnis „Ode an André Breton“, diversen Ausschnitten aus Bretons Surrealismus-Manifesten von 1924 und 1930 sowie „Situation du Surréalisme entre les deux Guerres“ (1948) und „Prolégomenes à un troisiéme Manifeste du Surréalisme ou non 1942“ gehörte dem Franzosen rund ein Drittel dieses ersten Heftes.
Doch auch die übrigen Beiträger, die ihre Texte auf Initiative Jenés unentgeltlich zur Verfügung stellten, waren von hohem Rang. Um nur einige Namen zu nennen: Julien Gracq, Cellu Naum, Henri Pastoureau, Benjamin Peret oder auf Künstlerseite Max Ernst und Toyen. Als österreichisch-deutsche Vertretung kamen neben den Herausgebern Paul Celan, Michael Guttenbrunner (im ersten Heft unter dem Pseudonym Michael Strassburg) und Werner Riemerschmid neben Zeichnungen von Franz Rogler zu Wort.
Dieses erste Heft war in der Tat – wie Margret Dietrich es in den „Neuen Wegen“ nannte – „Quellenmaterial“ (vgl. Neue Wege, 6. Jg. [1950], H. 57, S. 32f., hier S. 33) zum Surrealismus.
Für das zweite Heft, das bereits für das Jahr 1952 geplant war, aber erst 1953 oder 1954 in Druck ging, erteilte der tschechische Surrealist Jindrich Heisler als Vertreter der Pariser Gruppe Hölzer die Erlaubnis, seine Zeitschrift mit „Éditions Surrealistes Paris“ zu zeichnen. Neben den bereits im ersten Heft vertretenen Aushängeschildern der Gruppe kamen nun verstärkt deutschsprachige Vertreter wie Anneliese Hager, Rudolf Wittkopf, Dieter Wyss und Hölzers Frau Rudja zu Wort. Nach dem zweiten Heft, das aus Unzufriedenheit Hölzers vermutlich gar nicht mehr in die Auslieferung kam (was die Rarität dieses Heftes erklären würde), wurde die Zeitschrift eingestellt.
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