Die Schildbürger

Av bildung dizr gishikhtn

Vvundr zeltsami kurtsvvayligi lustigi unt rekht lakhirlikhi gishikhti unt datin der vvelt bikantn shild burgr in (misnapatamia) hintr (utapia) gilegn. (Den Transliterationsregeln folgende Transliteration.)

„Wunderseltsame, kurzweilige, lustige und recht lächerliche Geschichte und Taten der weltbekannten Schildbürger in Mesnopotamien hinter Utopia gelegen.“ - Amsterdam, [5]487. - Österreichische Naonalbibliothek, Sign. 5.848-A.Alt-Mag

Diese in hebräischen Lettern gedruckte Ausgabe über die Schildbürger wurde in Amsterdam, im jüdischen Jahr 5487, d.i. nach gregorianischer Zeitrechnung 1727, verfertigt. Als Autor ist der – fiktive – Name „Pomponius Filzhut […] weiland Stadtschreiber und Nachtwächter und Oberschornsteinfeger“ angegeben.

Eine Besonderheit, die dieses Werk aufweist, ist die – allerdings sehr inkonsequente – Einklammerung der hebräischen Termini und der Fremdwörter in runde bzw. eckige Klammern, vermutlich um sie vom deutschen Text zu unterscheiden.

Wie die Geschichte der „Schildbürger“ zeigt, zählen zu den Hebraica nicht nur Werke in hebräischer Sprache, sondern auch solche, die in judeo-deutscher Sprache verfasst worden sind. Die dafür verwendete Schrift „Hebräisch-Deutsch“ – auch unter ihrer volkstümlichen Bezeichnung „Weiberdeutsch“ bekannt – ermöglichte jüdischen Frauen, die der hebräischen Sprache unkundig waren, die jüdische Bibel („Weiberbibel“) zu lesen.

Die Abbildung (Blatt 53, recto) stammt aus dem achtunddreißigsten Kapitel: Wie die Schildbürger ihre Glocke wegen des Krieges im See verbergen. Sie trägt die Bildüberschrift „Av bildung dizr gishikhtn" (i.e. „Abbildung dieser Geschichte“)


last update 16.12.2014