Eine Immobilienlotterie zu Beginn des 19. Jahrhunderts

Gerichtliche Schätzungs-Urkunden der in Folge allerhöchster Bewilligung vom 22ten Juny 1815 durch eine eigene Lotterie ausgespielt werdenden Herrschaft Eichberg in Steyermark Grätzer Kreises : Einer Mahl- und drey Sägemühlen, Kohlwerke, und Waldungen zu Lafnitz und Rauchleuthen in Steyermark Grätzer Kreises, des Edelsitzes Grottenstein bey Grätz in Steyermark, und des Hauses Nro. 130 in der Stadt Grätz ; dann Inventarien der dießfälligen Zugehörungen und Beylässe . -  Graz : gedruckt mit Kienreich'schen Schriften 1816 

Österreichische Nationalbibliothek, Sign.: 309141-B.Alt-Mag

Detailinformation

Die kürzlich von der Sammlung von Handschriften und alten Drucken angekaufte Broschüre gehört zu den für sozial- und kulturgeschichtliche Studien besonders interessanten und zum Teil äußerst seltenen so genannten Gebrauchsschriften.

Unter den im Titel aufgelisteten Besitztümern des Ehepaars Franz Sales Edlen von Erko und seiner Frau Maria, welche im Jahre 1817 im Rahmen einer öffentlichen Lotterie ausgespielt werden sollten, ist Schloss Aichberg (Eichberg) das bemerkenswerteste.

1779 kaufte der Gewerke Johann Edmund Edler von Erko Schloss Aichberg, ursprünglich Teil eines gegen Ende des 12. Jahrhunderts errichteten Burgengürtels an der Ostgrenze des Heiligen Römischen Reiches. Erko, der in Arzberg nach Silber schürfte, zog als Wohnung jedoch das benachbarte Schloss Thalberg vor.

1817 musste der (auch infolge der französischen Besatzung von 1805) hoch verschuldete Besitz vom nunmehrigen Besitzer Franz Sales Edlem von Erko im Rahmen einer Lotterie ausgespielt werden. Ein Loseinsatz betrug 15 Gulden, ca. 22 Euro. In dieser Zeit der Geldentwertung als Folge der Franzosenkriege wird die Herrschaft zum Spekulationsobjekt: Der Prager Papierhändler Donat Hartmann gewinnt und verkauft die Herrschaft umgehend an den Rittmeister Ludwig Graf von Schönfeld um 200.000 Gulden (bei einem Schätzwert von 368.328 Gulden). 1842 kam das Schloss nach wechselnden Besitzern schließlich an die Familie Wimpffen, deren in die USA ausgewanderte Nachfahren es 1953 verkauften. Im Zweiten Weltkrieg zuerst Kriegsgefangenenlager und dann Kommandozentrale sowohl der deutschen Wehrmacht als auch der russischen Armee, diente das mittlerweile ziemlich verwahrloste Hauptschloss in der Nachkriegszeit wie auch schon im Ersten Weltkrieg als Quartier für Flüchtlinge.

1986 übernahm der Wiener Kunsthändler Cajetan Gril das Schloss, renovierte es liebevoll und belebte es durch Ausstellungen und Konzerte neu.

Der Edelsitz Grottenstein


last update 03.09.2016