Quellenlage

Archiv der Fideikommissbibliothek (bis 1835 Privatbibliothek)

 

Das Archiv der Fideikommissbibliothek besteht aus insgesamt 51 Aktenschatullen. Die Kartons 1-20 beinhalten das Aktenmaterial des Zeitraums 1809-1835 und somit jener Phase als kaiserliche Privatbibliothek Franz‘ I., der unser vorrangiges Forschungsinteresse galt.
Die etwa 2.000 Aktenkonvolute bergen den gesamten Schriftverkehr der jeweiligen kaiserlichen Bibliotheksvorstände.

  • Sachbezogene Eingaben und Vorlagen an den Monarchen sowie an Hofbehörden bzw. Aufträge und Weisungen an diese.
  • Eingaben betreffend das Bibliothekspersonal, alljährliche Rechenschaftsberichte über die Ausgaben der seit 1813 bestehenden Bibliotheksdotation mit Zahlungsbelegen (betreffend vor allem Erwerbungen, Buchbinder- und Personalkosten).
  • Eingaben von Personen außerhalb der Bibliothek, soweit diese Werke zur Aufnahme vorlegten oder sich um eine Anstellung in der Bibliothek bewarben.

 

Kataloge der Privatbibliothek

 

Standortrepertorium (10 Bände)

Das Standortrepertorium ist einer der frühesten Kataloge der Privatbibliothek und wurde kurz nach Youngs Berufung zum Bibliothekar angelegt. Es war das grundlegende Instrument zur Auffindung der Werke in der Bibliothek. Jeder Titel erhielt darin eine eigene Bibliothekszahl samt der entsprechenden Standortsignatur zugewiesen. Diese, ganz nach den bibliothekswissenschaftlichen Vorgaben Martin Schrettingers durchgeführte Katalogisierung wurde auch nach dem Tod Franz I. fortgeführt, weshalb die Eintragungen im Nummerus currens auch Hinweise auf den Zeitpunkt ihrer Anschaffung liefern.

(Vgl. Martin Schrettinger: Versuch eines vollständigen Lehrbuchs der Bibliothek-Wissenschaft oder Anleitung zur vollkommenen Geschäftsführung eines Bibliothekars in wissenschaftlicher Form abgefasst, 2 Bde. (München 1808-1829). – Ibid.: Handbuch der Bibliothek-Wissenschaft, bes. zum Gebrauche der Nicht-Bibliothekare (Wien 1834).)

 

Alphabetischer Katalog (24 Bände)

Der ebenfalls handgeschriebene Alphabetische Katalog wurde vermutlich zeitgleich zum Standortrepertorium angelegt. Diese sollte als Ersatz zu einem systematischen Katalog die schnelle und einfache Erfassung der vorhandenen Buchbestandes sowie der späteren Erwerbungen ermöglichen. Infolge des ständigen Anwachsens des Kataloges wurden immer wieder leere Seiten interpoliert, weshalb der Katalog mehrmals umgebunden werden mußte.

 

Systematischer Katalog (16 Bände)

Der Systematische Katalog wurde von 1821-1827 in kalligrafischer Manier von Giuseppe Caselli aufgrund der von Peter Thomas Young verfassten Vorlage abgeschrieben. Der Anlage dieses Katalogs gingen zwei, ebenfalls von Young stammenden Entwürfe zum systematischen Schema dieses Kataloges (Adumbratio Systematis von 1807 und 1811) voraus, wobei der ältere in 12 Klassen, der jünger in 15 Klassen unterteilt ist.

Dieser Katalog wurde in Reminiszenz an die frühere Art der Katalogisierung angefertigt und hatte schon in schon Lebzeiten Kaiser Franz I. nicht in aktiver Verwendung.

 

Inkunabelkataloge

Die Privatbibliothek verfügt über zwei jeweils einbändige Inkunabelkataloge aus den Jahren 1810 und 1812 und einen zweibändigen, nichtdatierten Katalog aus den 1820er Jahren.

Die Verzeichnisse von 1810 und 1812 enthalten den damaligen Bestand an Frühdrucken bis zum Jahr 1530, wobei im Katalog von 1812 146 Titel aufgeführt werden.

Infolge der Akquisition der umfangreichen Inkunabelsammlung des Freiherrn von Ulm 1824 war die Neuanlage eines entsprechenden Kataloges unablässig. Der zu diesem Behufe verfasste zweibändige Katalog verzeichnet alle Frühdrucke der Privatbibliothek bis 1530 in vierfacher Weise, nach ihrem Autor (oder Titel), dem Drucker, dem Erscheinungsort und –jahr.

 

Kataloge angekaufter Sammlungen

Franz I. erwarb im Laufe der Sammeltätigkeit auch ganze Sammlungen, die in den Bestand seiner Privatbibliothek eingegliedert wurden. Um diese teilweise erheblichen Mengen neuer Werke nicht in den alphabetischen Katalog eintragen zu müssen und gleichzeitig zu dokumentieren, woraus die nun inkorporierten Sammlungen einst bestanden, wurden für zwei dieser Sammlungen eigene Verzeichnisse angelegt.

  • 1808/09 erbete Franz I. die Büchersammlung seiner verstorbenen Tante Erzherzogin Maria Elisabeth, Äbtissin des adeligen Damenstifts Innsbruck.
  • 1819 erkaufte der Kaiser die vorwiegend aus juridisch-politischen Schriften zusammengesetzte Sammlung des Peter Anton Freiherrn von Frank.