Heinz R. Unger

geb. 1938

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Heinz Rudolf Unger, geboren am 7. 8. 1938 in Wien, schloß 1953 die Ausbildung zum Schriftsetzer ab. Seine anschließenden Reisen per Autostopp entlang der Mittelmeerküste bildeten später die Grundlage für den Jugendroman "Däumling reist windwärts" (Wien: Dachs 1992). 1959 betätigte er sich als Verlagshersteller für den heute nicht mehr existierenden WANCURA-Verlag, wodurch er unter anderem mit dem in England lebenden Joseph Kalmer, einem Freund Erich Frieds mit einer wichtigen Londoner Literaturagentur, in Kontakt kam. Später arbeitete Unger als Werbetexter, bevor er sich 1968 endgültig für ein Leben als freier Schriftsteller entschied. Ein einjähriger Aufenthalt in den USA resultierte in der Veröffentlichung seines ersten Lyrikbandes "In der Stadt der Barbaren" (Wien, München: Jugend und Volk 1971). Seit den 1980er Jahren hält er sich nicht nur in Wien, sondern auch regelmäßig in Griechenland auf. Die Beziehung zu dem mythenbehafteten Land und sein Verständnis der historischen und gegenwärtigen soziokulturellen Zusammenhänge spiegeln sich in seinem ersten Roman "Karneval der Götter" (Innsbruck: Haymon 1999).
Zu Beginn seiner schriftstellerischen Tätigkeit konzentrierte sich Unger hauptsächlich auf die Lyrik sowie auf das Schreiben von Liedtexten. Seine Texte für das 1976 in Zusammenarbeit mit der Rock-Gruppe "Schmetterlinge" entstandene Oratorium "Proletenpassion" gehören auch heute noch zu den wenigen, zudem überaus elaborierten Versuchen, das politische Lied in Österreich zu etablieren. Das politische Engagement und die Auseinandersetzung sowohl mit der österreichischen Vergangenheit als auch mit globalen Phänomenen und Auswirkungen des Kapitalismus waren und sind Ungers Schaffen immanent.
Nachdem Unger bereits Anfang der 1970er Jahre einige experimentelle Stücke für die Wiener Festwochen geschrieben hatte, widmete er sich gegen Ende der 1970er Jahre - neben weiteren Projekten mit den "Schmetterlingen" - wieder verstärkt dem Theater. Große Aufmerksamkeit erregten die im deutschen Sprachraum viel gespielten Stücke "Unten durch" (UA Schauspielhaus, Wien 1980), "Zwölfeläuten" (UA Volkstheater, Wien 1985) und "Hoch hinaus" (UA Volkstheater, Wien 1987), in denen Unger eine veränderte Sicht auf Österreichs nationalsozialistische Vergangenheit einfordert. Die drei Stücke wurden 1987 gesammelt unter dem Titel "Die Republik des Vergessens" veröffentlicht (Wien: Europa-Verlag 1987). Gegen Ende der 1980er Jahre befaßte er sich auch erstmals mit dem Musiktheater. Seit der Vertonung des Librettos "Verdammte Engel" (UA Musikverein, Wien 1989) entstanden mehrere Opern in Zusammenarbeit mit verschiedenen Komponisten.
Veröffentlichungen epischer Werke kamen erst relativ spät zustande. Wie langwierig bzw. aufwendig für den Autor die Beschäftigung mit epischen Sujets ist, beweist der zweite Roman "Löwenslauf" (Innsbruck: Haymon 2004), von dem Vorstufen schon in den 1970er Jahren entstanden sind.
Vom Heranwachsen seines Sohnes inspiriert, begann Unger auch Kinderbücher zu verfassen. Das erste Buch "Die Fliege am Broadway" (Wien: Dachs 1989) erhielt den Österreichischen Staatspreis für Kinder- und Jugendliteratur (1989).
Über weitere Aspekte zu Biographie und Werk informiert Heinz R. Ungers Homepage.

Literatur: Johanna Mallinger: Heinz Rudolf Unger - Ein Portrait. Salzburg: Dipl.-Arb., 1984; Helga Schreckenberger: Vergangenheitsbewältigung im Volksstück - Heinz R. Ungers Trilogie "Die Republik des Vergessens". In: Modern Austrian Literature, Vol. 26 (1993), Nos. 3/4,. S. 231-246; Helmut Pöckl: Heinz Rudolf Unger. Das Frühwerk: Kurzgeschichten, frühe, experimentelle Bühnenstücke, experimentelle Lyrik. Wien: Dipl.-Arb., 1996; Konrad Perdula: "Emotionelle Authentizität". Zeitgeschichte in den Dramen Heinz Rudolf Ungers. Wien: Dipl.-Arb., 1996; Inge Karger: Politische Musik und naive Musiktherapie. Eine Untersuchung zum Erleben politischer Konzerte in den 80er Jahren am Beispiel von Aufführungen des szenischen Oratoriums "Proletenpassion" der Polit-Rock-Gruppe "Schmetterlinge". Oldenburg: Diss., 1999.

ÖLA 246/04: Vorlass

Zugangsdatum: 2004.
Umfang: 94 Archivboxen.
Bestand eingeschränkt benutzbar.

Ordnungssystematik/Inhaltsübersicht


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last update 03.08.2016