Restaurierung/Konservierung des Codex Glaser 123

Einband vor der Restaurierung

Vorsatz vor der Restaurierung

Einband nach der Restaurierung

Der Einband ist mit zwei verschiedenen Ziegenledern überzogen und wurde im türkischen Stil angefertigt. „Den-Dann“; die das Medaillon umkreist wurde mit hellem Weinrot und Gold bemalt.

Die Reliefs wurden mit dunklem und hellem Weinrot und der Untergrund deckend mit Gold bemalt. In der traditionellen türkischen Einbandkunst werden solche Einbände „an der Unterseite geteilte Semse-Einbände“ genannt. Die Motive des in die Deckel eingearbeiteten Reliefs haben dieselbe Farbe wie das Leder, die tiefen Stellen sind jedoch deckend mit Gold bemalt.

Die Deckel sind mit goldenen Bordüren eingerahmt. In die Klappe „Mikleb“ wurde ein kleineres Motiv im selben Stil eingearbeitet.

Zustandsbeschreibung

Der Codex war insgesamt stark abgenutzt und auf Grund eines alten Wasserschadens verwellt und von Schimmel befallen. Die Pappdeckel hatten sich durch die Wassereinwirkung in lose Papierschichten gespalten.
Im Einbandleder zeigten sich Fehlstellen und Risse, sowie Schädigungen durch alte Restaurierungen.
Die Heftung, Rückenhinterklebung und Kapitale waren beschädigt und sehr desolat.
Im Buchblock fanden sich Insektenkot und -fraßspuren, sowie zahlreiche Risse und Fehlstellen.

Arbeitsbericht

Beide Deckel wurden vom Rücken getrennt, die Lagen und Blätter auseinandergenommen und unter dem Abzug trocken gereinigt.

Blätter mit Wasserflecken wurden lokal mit Methylcellulose und Wattestäbchen gereinigt. Mehrere Blätter, wie auch die Spiegel wurden mit einem 70%igem Ethanol-Wassergemisch desinfiziert. Alle Seiten wurden rund um den Text mit Methylcellulose nachgeleimt und Risse und Fehlstellen im Papier mit Japanpapier ergänzt. Schließlich wurden alle Blätter zur Glättung noch einmal mit einem 70%igem Ethanol-Wassergemisch besprüht und beschwert.

Der Lagenverband wurde wieder hergestellt und der Buchblock in traditioneller Methode mit zusätzlichen Vorsatzblättern neu geheftet. Der Rücken wurde mit Leinen und Kleister hinterklebt und die Kapitale nach dem Muster des Originals neu gestochen.

Die losen Papierschichten der Pappdeckel wurden mit Kleister verklebt. Die Fehlstellen im Leder wurden mit vorbereitetem Leder unterlegt und die Fälze und das Zwischenstück mit sehr dünner Textilseide verstärkt.

Zuletzt wurde das Leder mit Lederpflegemittel behandelt und für den Codex ein spezieller Schuber aus säurefreiem Karton angefertigt.

 

 

 


last update 03.08.2016