| MONTAG, 24. 03. 2003 
18.00 UhrBegrüßung
 Marianne Gruber
 
Barbara Frischmuth Kommentierte Lesung aus George Saiko "Auf dem Floß"
 
19.30 UhrVorträge
 
Klaus Kastberger Einsam auf dem Floß. Wohin treibt George Saiko?
 Friedbert Aspetsberger
 BLICKE. Zu Saikos Erzählungen
 
DISKUSSION 
DIENSTAG, 25. 03. 2003 
15.00 UhrVorträge
 
Michael Hansel "Unbequem und unzeitgemäß". 
Bemerkungen zu Nachlaß, Werk und Wirkung
 Renate Posthofen
 George Saiko als Kunsthistoriker
 
DISKUSSION 
17.00 UhrVorträge
 
Arnulf Knafl Von Vögeln, Rehfiepen und anderen Doubles. Wirklichkeit und Abstraktion in Saikos Roman "Auf dem Floß"
 Manfred Müller
 Wieder-Eroberung der Innenwelt? Anmerkungen zu George Saikos spätem Erzählen
 
DISKUSSION 
19.30 UhrVortrag
 
Wendelin Schmidt-Dengler George Saiko und die Krise des Erzählens
 
DISKUSSION 
 ZU GEORGE SAIKO
 
Der Schriftsteller und Kunsthistoriker George Saiko (1892 - 1962) hat in Österreich wesentlich zur Vermittlung der Moderne beigetragen. Eine erste Erzählung des Autors erschien bereits 1913 in der Zeitschrift "Der Brenner". Kunsttheoretische Aufsätze ("The Meaning of Cubism", "Why Modern Art is Primitiv") veröffentlichte Saiko zu Beginn der 30er Jahre vorwiegend im englischsprachigen Raum.  
Als Freund und Bewunderer von Hermann Broch setzte sich Saiko mit Autoren wie James Joyce und Robert Musil sowie mit den Möglichkeiten auseinander, die Freudschen Theorien literarisch umzusetzen. 1939 erhielt Saiko Schreibverbot und eine Dienstverpflichtung an die Albertina, deren provisorischer Leiter er nach 1945 für kurze Zeit war. 1948 und 1955 erschienen die beiden großen Romane "Auf dem Floß" und "Der Mann im Schilf", in denen Saiko auf der Basis einer Romantheorie des "magischen Realismus" zwei breite und bis heute noch nicht annähernd analysierte Zeit- und Gesellschaftspanoramen entwarf. In seinen Essays - darunter "Hinter dem Gesicht des Österreichers" und "Roman und Film. Die Formen unserer Weltinterpretation" (beide 1957) - setzte sich Saiko kritisch mit der gesellschaftlichen Wirklichkeit und (auch anhand von Interpretationen zum eigenen Werk) mit den Grenzen und Möglichkeiten des literarischen Schreibens und des menschlichen Verstehens auseinander. Seinen Niederschlag fand dies auch in den späten Erzählungen Saikos ("Der Opferblock" 1962), die zu den dichtesten und komplexesten Texten der österreichischen Literatur zählen.  
Heute ist es um Saiko vergleichsweise ruhig geworden. Wissenschaftliche Arbeiten beschäftigen sich vor allem mit seiner Romantheorie. Eine umfassende Würdigung von George Saiko als einem der wichtigsten Bindeglieder zwischen Österreichs erster und zweiter Republik steht ebenso aus wie eine Relektüre seiner Texte hinsichtlich der Darstellungsmöglichkeiten des "inwendigen Menschen". Die Bedingungen für eine Beschäftigung mit Saiko sind gegeben: Von 1987 bis 1992 erschien im Residenz-Verlag das Gesamtwerk Saikos in einer fünfbändigen Ausgabe; 1988 wurde am Theater in der Josefstadt Saikos Stück "Hof- und Personalnachrichten" aufgeführt. Der Nachlaß des Autors ging im Jahre 1997 an das Österreichische Literaturarchiv der Österreichischen Nationalbibliothek. Von den Erben wird seit 2000 alle zwei Jahre das sogenannte "George-Saiko-Reisestipendium" an junge österreichische Autoren vergeben, bisherige Preisträger waren Oswald Egger und Brigitta Falkner.  
 
Veranstalter: Österreichische Gesellschaft für Literatur
 Österreichisches Literaturarchiv der ÖNB
 Wissenschaftliche Leitung:
 Univ. Prof. Dr. Wendelin Schmidt-Dengler (Österreichisches Literaturarchiv)
 Konzeption, Durchführung:
 Dr. Klaus Kastberger (Österreichisches Literaturarchiv)
 
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