Cäcilie Wendt wird am 4. Mai 1875 in Troppau, Österreichisch-Schlesien geboren. Ihr Vater Dr. Ferdinand M. Wendt ist Professor an der dortigen Lehrer- und Lehrerinnen-Bildungsanstalt und Herausgeber des Beiblattes "Kindes-Seele" der Frauenzeitschrift Frauen-Werke, die von Marianne Nigg herausgegeben wird. Durch frühe Förderung ihrer humanistischen Bildung wird immer wieder versucht, dass Cilli Wendt eine gymnasiale fundierte Ausbildung erhält. Mehrere Versuche, auch in Wien scheitern, da Mädchen der gymnasiale Unterricht mit Buben verwehrt wird. Acht Jahre muss sie nach einer Aufnahmeprüfung am Troppauer Gymnasium warten um als Externe Unterricht zu nehmen und Prüfungen zu absolvieren. Schließlich konnte sie die Maturitätsprüfung ablegen und war somit die erste Frau Österreichs mit einer den Männern gleichgestellten, gleichwertigen Ausbildung. Die im Jahr 1897 erfolgte Zulassung von Frauen zum Universitätsstudium in Wien ermöglichte ihr als eine der ersten die Immatrikulation in Mathematik und Physik. Zusammen mit der Romanistin Elise Richter und der Botanikerin Emma Ott. Besonders talentiert zeigt sie sich in Mathematik, bereits im fünften Semester wird eine wissenschaftliche Arbeit von ihr in den Monatsheften für Mathematik und Physik veröffentlicht. Alle Kolloquien und Rigorosen werden mit ausgezeichnetem Erfolg oder "vorzüglich" abgeschlossen. Auch ihre Dissertation: "Die Verallgemeinerung des Additions-Theorems der Besselschen Function erster Art" ist für die mathematische Physik von Bedeutung und wird umgehend veröffentlicht. Am 19. Juni 1900 wird sie zum Doktor der Philosophie promoviert - selbst der Rektor erwähnt in seiner Rede die aussergewöhnliche Begabung für ein höchst abstraktes und schwieriges Studium. Dem herzlichen Glückauf zur Gelehrtenlaufbahn folgt leider nur eine gymnasiale Lehrerinnenstelle im Mädchen-Obergymnasiums des Vereines für erweiterte Frauenbildung in Wien. Im Jahr 1914 wird Dr. Cäcilie Böhm-Wendt der Titel Professor - auf die Dauer ihrer Lehrtätigkeit verliehen. Weitere Lebensdaten und -Stationen sind leider nicht bekannt.

geb. am 4. Mai 1875/1876? in Troppau als Tochter von Ferdinand Maria Wendt (Prof. der Pädagogik und Psychologie); ausführliche Biographie und Abbildung in: Frauen-Werke, 7. Jg., Nr. 6, 1900, S. 1-3

Dr. Cilla Wendt
Tochter des Professors Dr. Ferdinand M. Wendt von der Lehrer- und Lehrerinnen-Bildungsanstalt in Troppau.
Wurde am 4. Mai 1876 in Troppau geboren. (...) Im Jahre 1896 ging C. Wendt nach Wien an die Universität und besuchte zunächst ein Jahr als Hospitantin, die weiteren drei Jahre als ordentlich inskribierte Hörerin Vorlesungen aus Mathematik, Physik, Philosophie bei den Herren Professoren von Escherich, Exner, Gegenbauer, Mertens, Mach u.a. (...) Nach Einreichung ihrer bei der Promotion von Herrn Rektor der Universität als vorzüglich bezeichneten Dissertation "Eine Verallgemeinerung des Additionstheorems der Bessel''schen Funktionen erster Art" *) bestand sie am 5. Mai 1900 das Hauptrigorosum aus Mathematik und Physik mit Auszeichnung. Am 8. Juni legte sie das zweite Rigorosum aus Philosophie mit sehr gutem Erfolg ab und wurde am 13. Juni 1900 zum Doktor der Philosophie promoviert. (...) Fräulein Dr. Wendt ist bisher die einzige in Österreich promovierte Dame, welche, begünstigt durch die letzten Errungenschaften für das Frauenstudium, in der Heimat ihren Studien obliegen konnte. Ihre Absicht, sich dem Lehramte zu widmen, führte der gymnasialen Mädchenschule die erste weibliche Lehrkraft zu, und die Leitung der Anstalt hofft, dass in den nächsten Schuljahren Dr. Wendt bleibend diesem Lehrkörper angehören werde.
(aus: Jahresbericht des Vereines für erweiterte Frauenbildung in Wien, XII. Vereinsjahr, Oktober 1899 - Oktober 1900, S. 40 - 41)
*) Bestand: Universitätsbibliothek Wien, D 13.501

Böhm-Wendt, Cäcilia (fl. 1909)
German?/Austrian? physicist. Professional experience: Physical Institute in Vienna, researcher.
Cäcilia Böhm-Wendt was one of a coterie of women doing research on radioactivity in Vienna. Working at the Physical Institute with the physicist Egon von Schweidler, Böhm-Wendt investigated the conductivity produced in two liquid dielectrics (petroleum ether and vaseline oil) by radium rays, and determined the order of magnitude of the mobility of the resulting ions. MM
PRIMARY SOURCES
Böhm-Wendt, Cäcilia. With Egon von Schweidler. "Über die spezifische Geschwindigkeit der Ionen in flüssigen Dielektrikas." Physikalische Zeitschrift 10 (1909): 279-382.
(aus: The Biographical Dictionary of Women in Science, 2000)