Großzügige Schenkung - Österreichische Nationalbibliothek erhält Privatsammlung im Wert von 1,6 Millionen Euro

Pressemeldung

Über 200 wertvolle Handschriften und Urkunden vom Mittelalter bis zur Neuzeit sowie rund 250 historische Drucke mit einem Schätzwert von insgesamt rund 1,6 Millionen Euro gingen vor kurzem in den Besitz der Österreichischen Nationalbibliothek über. Die wertvollen Exponate stammen aus der Privatsammlung der Familie Loibl, ihre Schenkung ist eine der bedeutendsten Neuzugänge der letzten Jahrzehnte.

Die seit den 1950er Jahren aufgebaute Sammlung zeichnet sich durch ihre außerordentliche Vielfalt aus und enthält wertvolle Zeugnisse aus praktisch allen Jahrhunderten und Kulturkreisen. Bemerkenswert sind etwa religiöse Werke wie Gebetbücher oder Bibelhandschriften, darunter kostbare, prachtvoll illuminierte „Stundenbücher“ aus dem Mittelalter, die in Frankreich und England hergestellt wurden. Das wertvollste Stück unter den theologischen Handschriften ist zweifellos eine im 12. Jahrhundert angefertigte „Historia Ecclesiastica“ des Eusebius aus St. Lambrecht in der Steiermark, die durch den Ankauf des Ehepaares Loibl für Österreich gerettet werden konnte. Einen weiteren Schwerpunkt stellen die orientalischen Handschriften dar, unter denen die zahlreichen arabischen und persischen Koranhandschriften hervorzuheben sind. Eindrucksvoll sind aber auch äthiopische Handschriften, armenische Codices, chinesische Handschriften, Urkunden, Adelsbriefe und persische Lackeinbände.

Gleich 18 Ausgaben umfasst die wertvolle Inkunabelsammlung. Das Herzstück dieser Werke aus der Anfangszeit des Buchdrucks ist sicherlich ein Einzelblatt aus der Gutenberg-Bibel. Weitere Hauptwerke dieses Bestandes sind ein in zwei Ausgaben vorliegendes „Decretum“ von Gratianus, das als Grundlage des Kirchenrechts weit über das Mittelalter hinaus gedruckt und verbreitet worden ist. Das Exemplar von 1489 ist allem Anschein nach der weltweit einzige erhaltene Druck auf Pergament dieser Ausgabe. Seine Bedeutung als Sammelobjekt von höchster bibliophiler Relevanz ist durch Besitzvermerke mehrerer bekannter Privatsammlungen dokumentiert. Ein weiteres Druckwerk von großer Seltenheit ist auch die 1584 in Wittenberg gedruckte Luther-Bibel. Beachtenswert sind die darin enthaltenen Illustrationen von Johann Teufel, die von einer intensiven Auseinandersetzung mit der kirchenpolitischen Lage der Zeit zeugen.

Nach der konservatorischen Versorgung und Katalogisierung werden die Werke, die in der Sammlung von Handschriften und alten Drucken aufbewahrt werden, 2013 der Öffentlichkeit zur Gänze zugänglich gemacht.

Pressefoto 1: Eusebius, Historia Ecclesiastica, St. Lambrecht (Steiermark), Ende 12. Jahrhundert, Cod. Ser. n. 53.434

Pressefoto 2: Gutenberg-Bibel: Mainz, um 1454-55: Einzelblatt aus dem Exemplar Mons-Trier II, Ink. 34-56

Pressefoto 3: Stundenbuch, Frankreich, 15. Jahrhundert, Geburt Christi, Cod. Ser. n. 53.429

 


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last update 25.04.2016