[2/ S. 280:] Die Nachlaß-Sammlung der Universitätsbibliothek Graz verwaltet unter ihren 70 Nachlässen und Sammlungen ein Konvolut von Briefen
des frühen 19. Jahrhunderts. Es handelt sich dabei um Briefe des aus Graz stammenden Diplomaten und Orientforschers Anton
Graf Prokesch von Osten (1795-1876), der in den Jahren 1824 bis 1830, also zur Zeit des griechischen Befreiungskrieges, als
militärischer Beobachter die Levante bereiste. Die Schreiben sind an eine befreundete Grazer Familie (Franz und Friederike
Kaltenegger) gerichtet, die zur selben Zeit in Triest lebte, und beleuchten die Lebensverhältnisse des ersten Drittels des
19. Jahrhunderts. In diesem Briefwechsel kommen bedeutende Vertreter der österreichischen Hocharistokratie ebenso vor wie
Personen aus dem Kreis des Grazer und Wiener Bildungsbürgertums. Das Briefkonvolut umfaßt eine Zeitspanne von 21 Jahren, von
Prokeschs Teilnahme an den Franzosenkriegen als 19jähriger im Jahr 1814 bis zu seinem zweiten Aufenthalt in der Levante als
bevollmächtigter Minister Österreichs 1835.
In einer Hausarbeit im Rahmen der Ausbildung für Bibliotheks-, Dokumentations- und Informationswesen wurde der Versuch unternommen,
Teile der Prokesch-Korrespondenz (geführt als Nachlaß Prokesch) in einer CD-ROM-Edition vorzulegen. Sie konzentriert sich
auf ein einziges Jahr, das im Leben Prokeschs von zentraler Bedeutung war. Zum einen befreite es ihn von dem langweiligen
Truppendienst in Triest, zu dem er ab 1823 verpflichtet war, zum anderen ließ es ihn unmittelbar am Geschehen des griechischen
Befreiungskampfes teilhaben, der schon vor ihm zahlreiche europäische Philhellenen für die griechische Sache entflammt hatte.
Er bekam Gelegenheit, Troja und Konstantinopel zu besuchen, er konnte auf den Spuren Homers die Reste des klassischen Altertums
erkunden und die Stätten der Antike aufsuchen.
Der Reiz einer CD-ROM-Edition lag vor allem darin, daß es sich dabei um ein relativ neues Medium im kulturwissenschaftlichen
Bereich handelt, das aber zunehmend Verbreitung findet und die Möglichkeit [2/ S. 281:] bietet, Inhalte multimedial aufzuarbeiten und einer interaktiven Nutzung zuzuführen.
Die CD-ROM ist so angelegt, daß sie auf den Formaten HTML für alle Textteile und GIF bzw. JPEG für alle Abbildungen basiert.
Daneben sind auch Dokumente im WAV- und AVI-Format (für Ton- bzw. Videodateien) in die Edition integriert. Dadurch können
Teile der Ausgabe problemlos ins WWW eingebunden werden, was im Rahmen der Webpages der Universitätsbibliothek Graz auch in
Auszügen umgesetzt wurde (vgl. http://www-ub.kfunigraz.ac.at/sosa/nachlass).
Die Edition ist folgendermaßen strukturiert: Ausgehend von der Titelseite gelangt man zum Inhaltsverzeichnis und von dort
weiter zu den verschiedenen Verzeichnissen, wie etwa Literatur-, Abbildungs- oder Abkürzungsverzeichnis sowie zu Vorwort,
Einleitung und Briefauswahl. Die einzelnen Seiten des Briefkorpus sind so aufgebaut, daß man über die Editionsnummer zur jeweiligen
Briefseite kommt, die sowohl ein ›preview‹ des gescannten Originals als auch den transkribierten Text auf dem Bildschirm darstellt.
Die Transkription stimmt im Zeilensatz mit dem Original überein, das Bild läßt sich vergrößern, damit die Schrift lesbar wird.
Darüber befinden sich ein Signaturenfeld und zwei Schaltleisten, die zum einen in die oben erwähnten Verzeichnisse zurückführen,
zum anderen mit den direkt mit der Edition zusammenhängenden Informationsquellen verbinden (Landkarten, Personen-, Orts- und
Stichwortregister, Anmerkungen sowie eine biographische Skizze von Prokeschs Leben). Die einzelnen Seiten sind untereinander
verknüpft, und Links führen zu kommentierenden Texten, Bildern usw.
Kommentare zu Personen, Orten oder Begriffen innerhalb der Edition werden in der Regel an der ersten Verweisstelle angeboten.
Der Anwender wird durch einen Link zum erläuternden Text- bzw. Bilddokument geleitet. Bei wiederholter Erwähnung werden im
Transkriptionstext keine Links mehr gesetzt. Die entsprechenden Informationen können aber über die Schaltfläche Index (Personen-,
Orts- und Sachregister) eingeholt werden.
Interessenten können die CD-ROM über die Universitätsbibliothek Graz (Kontaktperson: Thomas Csanády) um ÖS 300,- erwerben.
Thomas Csanády
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