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Sichtungen. Archiv - Bibliothek - Literaturwissenschaft ISSN: 1680-8975
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Literaturarchiv Saar-Lor-Lux-Elsaß in Saarbrücken

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Grundeintrag 1999
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Grundeintrag 1999 Zum nächsten Abschnitt

[3/ S. 258:] Zur nächsten SeiteDas Literaturarchiv Saar-Lor-Lux-Elsaß entwickelte sich aus zwei am Germanistischen Lehrstuhl von Gerhard Schmidt-Henkel (Universität des Saarlandes) entstandenen Forschungsstellen: der 1978 gegründeten Arbeitsstelle für Gustav-Regler-Forschung und dem seit 1985 existierenden Archiv für die Literaturen der Grenzregionen Saar-Lor-Lux-Elsaß. Nach Schmidt-Henkels Emeritierung im Jahr 1993 war die Zukunft der beiden Institutionen zunächst ungewiß, bis sie schließlich 1996 unter dem organisatorischen Dach der Saarländischen Universitäts- und Landesbibliothek neu konstituiert wurden - nun als Literaturarchiv Saar-Lor-Lux-Elsaß, geleitet von Günter Scholdt.

Das Archiv sammelt Vor- und Nachlässe von Schriftstellern der Regionen Saarland, Lothringen, Luxemburg und Elsaß, belletristische und essayistische Primärliteratur sowie Sekundärliteratur über Autoren und das historische Umfeld in den genannten Regionen. Einen Schwerpunkt bildet die Literatur zum Motivkomplex »Grenze«, besonders seit 1870.

Die Präsenzbibliothek des Archivs umfaßt etwa 3.000 Bände, daneben zahlreiche Mappen mit Zeitungsausschnitten, Aufsätzen usw. Die wichtigsten Vor- bzw. Nachlaßbestände betreffen Autoren wie Anton Betzner, Maria Croon, Felicitas Frischmuth, Alfred Gulden, Norbert Jacques, Johannes Kirschweng, Heinrich Kraus, Petra Michaely, Karl Christian Müller, Alfred Petto, Gustav Regler, Eduard Reinacher, Hans Bernhard Schiff, Lisa Stromszky und Oskar Wöhrle. Hinzu kommen zahlreiche kleinere Bestände von rund zwei Dutzend weiteren Autoren und eine Reihe von Zusagen künftiger Stifter und Leihgeber.

Die Forschungstätigkeit umfaßt wissenschaftliche Publikationen, Editionen (aus den Nachlässen) sowie die Erstellung von Bibliographien. Mitarbeiter des Archivs sind auch an der 1994 begonnenen 15bändigen Gustav-Regler-Werkausgabe maßgeblich beteiligt. Im Jahr 2001 wird eine Editionsreihe gestartet, die Neuauflagen wichtiger Werke von Autoren des Archivs ermöglichen wird. Als langfristiges Projekt ist eine Anthologie mit dem Arbeitstitel »Grenze im Spiegel der deutsch-französisch-luxemburgischen Literatur (1870-1955)« geplant, die in internationaler Kooperation entstehen soll. Im Internet wurden Bibliographien zu den Autoren Norbert Jacques und Gustav Regler publi-Zur vorigen Seite [3/ S. 259:] ziert. Eine kommentierte Bibliographie zur »Literatur der Arbeitswelt und Arbeiterliteratur an der Saar« ist ebenfalls über das Internet zugänglich. Die aufgeführten Web-Publikationen sind über die Homepage zu erreichen, daneben findet sich dort eine Liste der Publikationen sowie der Nachlässe.

Vorhandene Nachlässe werden im Rahmen der Kapazitäten in Text und Datenbank elektronisch erfaßt. Die in Textform publizierten Bibliographien von Jacques und Regler, die ebenfalls als Findbuch dienen, liegen zur Nutzung im Archiv auch in Datenbankform vor. Daneben finden sich auch Datenbanken zu einigen anderen Autoren.

Ziel des Archivs ist neben der Forschungs- und Erschließungsarbeit die Kooperation mit der universitären wie auch der allgemeinen Öffentlichkeit. Dazu gehören gleichfalls Kontakte zu Schriftstellern. Für Studenten besteht die Möglichkeit, auf der Basis von Materialien des Archivs Abschlußarbeiten anzufertigen. Begleitend werden Vorlesungen und Seminare zu entsprechenden Themen angeboten. Ein Kolloquium mit Lesungen, Vorträgen und Diskussionen, das alle 14 Tage stattfindet, steht jedem Interessierten offen.

1998 gestaltete das Archiv eine Ausstellung zum 100. Geburtstag von Gustav Regler. Für die nächsten Jahre ist eine Ausstellung, die das Literaturarchiv Saar-Lor-Lux-Elsaß als Ganzes vorstellt, geplant. 2004 schließlich wird es eine Ausstellung zum 50. Todestag von Norbert Jacques geben, die in Kooperation mit dem Lëtzebuerger Literaturarchiv in Mersch entstehen soll.

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Institution
Literaturarchiv Saar-Lor-Lux-Elsaß
Saarländische Universitäts- und Landesbibliothek
D-66041 Saarbrücken, Postfach 151141
Tel.: +49-681-302-3327; Fax: +49-681-302-2389
Email: g.scholdt@sulb.uni-saarland.de; URL: http://www.uni-sb.de/z-einr/ub/archiv/
Öffnungszeiten: Mo-Do 9.00-12.00 und 14.00-16.00, Fr 9.00-12.00 und nach Vereinbarung
Letzte Adressaktualisierung: 2002
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Ende 1999 konnten wir mit Unterstützung der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) den Nachlaß des aus St. Louis (Elsaß) stammenden Autors Oskar Wöhrle (1890–1946) erwerben. Sein wechselvolles Leben umfaßt jugendliches Vagabundentum, Flucht aus der Fremdenlegion, Teilnahme am Ersten Weltkrieg, später Arbeiter- und Soldatenrat, Aufbau eines (linken) Verlags in der Anfangszeit der Weimarer Republik in Konstanz, Exilzeit in Prag und schließlich Rückkehr nach Deutschland und Mitarbeit in der elsaß-lothringischen Kulturpolitik der Besatzer. Seine Existenz spiegelt damit die krisenreiche und verhängnisvolle politische Entwicklung in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Wöhrles Laufbahn ist beispielhaft für so manchen Zickzackkurs deutscher Intellektueller. Der Nachlaß umfaßt 16 Kartons sowie zehn mit Korrespondenzen gefüllte Ordner. Abgesehen von Druckwerken (Broschüren, Zeitschriften), handelt es sich um rund 20.000 Blatt, darunter Manuskripte, Typoskripte, Korrespondenzen und Rezeptionszeugnisse. Die Absender bzw. Empfänger von Briefen reichen von Eduard Reinacher über Johannes R. Becher bis Theodor Heuss, von Eugen Diederichs, Nathan Katz und Norbert Jacques bis Hans Reimann, Arnold Zweig oder Franz Rosenzweig. Seit November 2000 wird der Nachlaß katalogisiert und ab 2003 bibliographisch im WWW zugänglich sein.

Im Juni 2000 erhielten wir den Nachlaß von Karl Christian Müller (Pseudonym: Teut Ansolt, 1900–1975). Der in Saarlouis geborene Autor begann als Lyriker in Anlehnung an Stefan George und war als Führer der 1930 gegründeten »Trucht« einer der markantesten Vertreter der deutschen Jugendbewegung (Germanistikstudium und Promotion bei Ernst Bertram; lange Jahre im saarländischen Schuldienst tätig). Als Mitbegründer des Verbands saarländischer Autoren und dessen Vorsitzender von 1951 bis 1964 war er eine der maßgeblichen Persönlichkeiten der Nachkriegsliteratur im Saarland. Der Nachlaß umfaßt gut 500 Mappen, darunter zahlreiche Werkmanuskripte und -typoskripte sowie umfangreiches Schrifttum aus der bündischen Jugendbewegung. Interessante Aufschlüsse über das literarische Leben der Nachkriegszeit geben zahlreiche Briefwechsel mit vielen seinerzeit noch jungen Autoren der späteren Generation.

Ende Juni 2000 kam der Nachlaß eines weiteren saarländischen Autors in unser Archiv. Alfred Petto (1902–1962) wurde in Saarbrücken-Malstatt geboren und arbeitete als Rechtspfleger am Amtsgericht Saarbrücken. Dieser Beruf bot ihm zahlreiche Anregungen für seine schriftstellerische Tätigkeit. »Ich versuche die Welt darzustellen, die ich kenne, durch Herkunft und Beruf«, lautete sein schriftstellerisches Motto. Dennoch sind seine Texte nie auf seine saarländische Heimat fixiert, vielmehr kristallisieren sie aus der persönlichen Lebenswelt existentiell-menschliche Grundfragen heraus. Der Nachlaß von Petto besteht aus etwa siebzig Mappen und umfaßt zahlreiche Typoskripte, Manuskripte, Entwürfe, Notizen zu veröffentlichten und unveröffentlichten Werken wie auch Rundfunkarbeiten. Hinzu kommt eine umfangreiche Sammlung von Zeitungsausschnitten unselbständig publizierter Primärliteratur.

Die Bestände Müller und Petto markieren den Abschluß einer wichtigen Etappe der Akquisitionsarbeit. Die Nachlässe der wesentlichen Autoren der Generation der um 1900 Geborenen befinden sich nun im Literaturarchiv.

Ein herausragendes Ereignis war im Dezember 2000 der Erwerb des Vorlasses von Alfred Gulden (geb. 1944 in Saarlouis) mit Unterstützung der DFG und der Saarland Sporttoto GmbH. Gulden ist u. a. als Romanautor, Dramatiker, Filmemacher und Interpret seiner eigenen Lieder hervorgetreten. Mit seinen Dialektgedichten gehörte er in den 70er Jahren zu den maßgeblichen Repräsentanten einer neuen, kritischen Heimatdichtung, zugleich war er 1974 Gründungsmitglied des Internationalen Dialektinstituts in Wien. Die erworbenen Bestände umfassen etwa 50.000 Blatt, darunter Manuskripte, Typoskripte, Tage- und Werkbücher, Korrespondenzen, Bild- und Tondokumente sowie eine umfangreiche Sammlung von Büchern und Materialien zur neueren deutschen Mundartliteratur.

Mit dieser Akquistion einher ging der Start des Projekts ELSA (Elektronisches Literaturarchiv Saar-Lor-Lux-Elsaß), das gemeinsam vom Literaturarchiv und der Fachrichtung Informationswissenschaft an der Universität des Saarlandes mit Unterstützung aus Landesmitteln durchgeführt wird. Dabei sollen – prototypisch an den Gulden-Materialien – neue Möglichkeiten der digitalen Dokumentation und Präsentation von Archivalien entwickelt werden. Mitte 2001 werden die ersten Ergebnisse dieser Arbeit vorgestellt.

Neben den oben erwähnten Erwerbungen erhielten wir zahlreiche weitere Stiftungen kleinerer Bestände, Autographen und Bücher. Genannt seien in diesem Zusammenhang der Nachlaß der elsässischen Autorin Carla Helene Hoermann, ein umfangreiches Konvolut mit Büchern und Briefen des Elsässers Eduard Reinacher sowie 27 Ordner mit sämtlichen Einsendungen aus zwanzig Jahren »Saarländischer Mundartwettbewerb«.

Im Mai 2000 wurde eine Bibliographie zu dem aus Luxemburg stammenden, später am Bodensee lebenden Autor Norbert Jacques (1880–1954) im WWW publiziert. Der Nachlaß von Jacques befindet sich im Literaturarchiv. Der Globetrotter gilt als einer der bedeutendsten Vertreter des literarischen Exotismus in Deutschland. Er verfaßte enthusiastische Reisebücher und packende Abenteuerromane. Jacques ist der Erfinder der Romangestalt des Dr. Mabuse, die zu einer negativen Kultfigur des 20. Jahrhunderts avanciert ist. Daneben war er jedoch ebenso ein feinfühliger Schilderer regionaler Begebenheiten und ein Erzähler mit Gespür für die Psychologie von Außenseitern. Die Bibliographie verzeichnet neben der Primär- und Sekundärliteratur auch Nachlaßbestände wie Manuskripte und Briefe (http://www.uni-saarland.de/z-einr/ub/archiv/njbibl.html).

Im Rahmen einer Examensarbeit entstand eine kommentierte Bibliographie der saarländischen Heimatdichterin Maria Croon (1891–1983). Eine erweiterte Fassung dieser Arbeit, die den im Literaturarchiv befindlichen gesamten Nachlaß umfaßt, ist auf den WWW-Seiten des Literaturarchivs in elektronischer Form publiziert (http://www.uni-saarland.de/z-einr/ub/archiv/croon/).

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