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ISSN: 1680-8975 PURL: http://purl.org/sichtungen/ |
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Literaturarchiv Saar-Lor-Lux-Elsaß in Saarbrücken• Grundeintrag 1999
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Aktualisierung 2000Ende 1999 konnten wir mit Unterstützung der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) den Nachlaß des aus St. Louis (Elsaß) stammenden Autors Oskar Wöhrle (1890–1946) erwerben. Sein wechselvolles Leben umfaßt jugendliches Vagabundentum, Flucht aus der Fremdenlegion, Teilnahme am Ersten Weltkrieg, später Arbeiter- und Soldatenrat, Aufbau eines (linken) Verlags in der Anfangszeit der Weimarer Republik in Konstanz, Exilzeit in Prag und schließlich Rückkehr nach Deutschland und Mitarbeit in der elsaß-lothringischen Kulturpolitik der Besatzer. Seine Existenz spiegelt damit die krisenreiche und verhängnisvolle politische Entwicklung in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Wöhrles Laufbahn ist beispielhaft für so manchen Zickzackkurs deutscher Intellektueller. Der Nachlaß umfaßt 16 Kartons sowie zehn mit Korrespondenzen gefüllte Ordner. Abgesehen von Druckwerken (Broschüren, Zeitschriften), handelt es sich um rund 20.000 Blatt, darunter Manuskripte, Typoskripte, Korrespondenzen und Rezeptionszeugnisse. Die Absender bzw. Empfänger von Briefen reichen von Eduard Reinacher über Johannes R. Becher bis Theodor Heuss, von Eugen Diederichs, Nathan Katz und Norbert Jacques bis Hans Reimann, Arnold Zweig oder Franz Rosenzweig. Seit November 2000 wird der Nachlaß katalogisiert und ab 2003 bibliographisch im WWW zugänglich sein. Im Juni 2000 erhielten wir den Nachlaß von Karl Christian Müller (Pseudonym: Teut Ansolt, 1900–1975). Der in Saarlouis geborene Autor begann als Lyriker in Anlehnung an Stefan George und war als Führer der 1930 gegründeten »Trucht« einer der markantesten Vertreter der deutschen Jugendbewegung (Germanistikstudium und Promotion bei Ernst Bertram; lange Jahre im saarländischen Schuldienst tätig). Als Mitbegründer des Verbands saarländischer Autoren und dessen Vorsitzender von 1951 bis 1964 war er eine der maßgeblichen Persönlichkeiten der Nachkriegsliteratur im Saarland. Der Nachlaß umfaßt gut 500 Mappen, darunter zahlreiche Werkmanuskripte und -typoskripte sowie umfangreiches Schrifttum aus der bündischen Jugendbewegung. Interessante Aufschlüsse über das literarische Leben der Nachkriegszeit geben zahlreiche Briefwechsel mit vielen seinerzeit noch jungen Autoren der späteren Generation. Ende Juni 2000 kam der Nachlaß eines weiteren saarländischen Autors in unser Archiv. Alfred Petto (1902–1962) wurde in Saarbrücken-Malstatt geboren und arbeitete als Rechtspfleger am Amtsgericht Saarbrücken. Dieser Beruf bot ihm zahlreiche Anregungen für seine schriftstellerische Tätigkeit. »Ich versuche die Welt darzustellen, die ich kenne, durch Herkunft und Beruf«, lautete sein schriftstellerisches Motto. Dennoch sind seine Texte nie auf seine saarländische Heimat fixiert, vielmehr kristallisieren sie aus der persönlichen Lebenswelt existentiell-menschliche Grundfragen heraus. Der Nachlaß von Petto besteht aus etwa siebzig Mappen und umfaßt zahlreiche Typoskripte, Manuskripte, Entwürfe, Notizen zu veröffentlichten und unveröffentlichten Werken wie auch Rundfunkarbeiten. Hinzu kommt eine umfangreiche Sammlung von Zeitungsausschnitten unselbständig publizierter Primärliteratur. Die Bestände Müller und Petto markieren den Abschluß einer wichtigen Etappe der Akquisitionsarbeit. Die Nachlässe der wesentlichen Autoren der Generation der um 1900 Geborenen befinden sich nun im Literaturarchiv. Ein herausragendes Ereignis war im Dezember 2000 der Erwerb des Vorlasses von Alfred Gulden (geb. 1944 in Saarlouis) mit Unterstützung der DFG und der Saarland Sporttoto GmbH. Gulden ist u. a. als Romanautor, Dramatiker, Filmemacher und Interpret seiner eigenen Lieder hervorgetreten. Mit seinen Dialektgedichten gehörte er in den 70er Jahren zu den maßgeblichen Repräsentanten einer neuen, kritischen Heimatdichtung, zugleich war er 1974 Gründungsmitglied des Internationalen Dialektinstituts in Wien. Die erworbenen Bestände umfassen etwa 50.000 Blatt, darunter Manuskripte, Typoskripte, Tage- und Werkbücher, Korrespondenzen, Bild- und Tondokumente sowie eine umfangreiche Sammlung von Büchern und Materialien zur neueren deutschen Mundartliteratur. Mit dieser Akquistion einher ging der Start des Projekts ELSA (Elektronisches Literaturarchiv Saar-Lor-Lux-Elsaß), das gemeinsam vom Literaturarchiv und der Fachrichtung Informationswissenschaft an der Universität des Saarlandes mit Unterstützung aus Landesmitteln durchgeführt wird. Dabei sollen – prototypisch an den Gulden-Materialien – neue Möglichkeiten der digitalen Dokumentation und Präsentation von Archivalien entwickelt werden. Mitte 2001 werden die ersten Ergebnisse dieser Arbeit vorgestellt. Neben den oben erwähnten Erwerbungen erhielten wir zahlreiche weitere Stiftungen kleinerer Bestände, Autographen und Bücher. Genannt seien in diesem Zusammenhang der Nachlaß der elsässischen Autorin Carla Helene Hoermann, ein umfangreiches Konvolut mit Büchern und Briefen des Elsässers Eduard Reinacher sowie 27 Ordner mit sämtlichen Einsendungen aus zwanzig Jahren »Saarländischer Mundartwettbewerb«. Im Mai 2000 wurde eine Bibliographie zu dem aus Luxemburg stammenden, später am Bodensee lebenden Autor Norbert Jacques (1880–1954) im WWW publiziert. Der Nachlaß von Jacques befindet sich im Literaturarchiv. Der Globetrotter gilt als einer der bedeutendsten Vertreter des literarischen Exotismus in Deutschland. Er verfaßte enthusiastische Reisebücher und packende Abenteuerromane. Jacques ist der Erfinder der Romangestalt des Dr. Mabuse, die zu einer negativen Kultfigur des 20. Jahrhunderts avanciert ist. Daneben war er jedoch ebenso ein feinfühliger Schilderer regionaler Begebenheiten und ein Erzähler mit Gespür für die Psychologie von Außenseitern. Die Bibliographie verzeichnet neben der Primär- und Sekundärliteratur auch Nachlaßbestände wie Manuskripte und Briefe (http://www.uni-saarland.de/z-einr/ub/archiv/njbibl.html). Im Rahmen einer Examensarbeit entstand eine kommentierte Bibliographie der saarländischen Heimatdichterin Maria Croon (1891–1983). Eine erweiterte Fassung dieser Arbeit, die den im Literaturarchiv befindlichen gesamten Nachlaß umfaßt, ist auf den WWW-Seiten des Literaturarchivs in elektronischer Form publiziert (http://www.uni-saarland.de/z-einr/ub/archiv/croon/). |
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