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Sichtungen. Archiv - Bibliothek - Literaturwissenschaft ISSN: 1680-8975
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Nachlässe und Sammlungen an der Generaldirektion des Österreichischen Staatsarchivs in Wien

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Grundeintrag 1997
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Grundeintrag 1997: Sichtungen 1 (1998), S. 211-212
Aktualisierung 1998: Sichtungen 2 (1999), S. 332-333
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Grundeintrag 1997 Zum nächsten Abschnitt

[1/ S. 211:] Zur nächsten SeiteNicht die Sicherung altehrwürdiger Dokumente, sondern die Verwahrung von Behörden-, von Verwaltungsschriftgut war die ursprüngliche Aufgabe der Archive. Verwahrt wurde der Teil des aus der Verwaltung selbst erwachsenen Schriftguts, der zu rechtlichen und administrativen Zwecken über den Tag hinaus oder auf Dauer erhalten werden sollte. Erst eine spätere Zeit machte die Archive zum wichtigsten Datenspeicher der Vergangenheit, eine Entwicklung, die ihre fortdauernde rechtlich-verwaltungsmäßige Funktion zeitweilig fast vergessen ließ. Es entstand ein Quellenreservoir für jeden an der Geschichte und ihren »Unterabteilungen« Interessierten. In den meisten Archiven der Gegenwart findet sich neben Urkunden, Amtsbüchern und Akten vergangener Jahrhunderte auch das erst vor einigen Jahren ausgeschiedene Aktengut der heutigen Verwaltung.

Das Österreichische Staatsarchiv, 1945 gegründet, dem Bundeskanzleramt zugeordnet, mit einer Generaldirektion an der Spitze, gliedert sich heute in fünf Archivabteilungen und eine große Bibliothek. Das Aktenmaterial, nicht nur das heutige Österreich, sondern auch jene Gebiete, die einst unter habsburgischer Verwaltung standen, betreffend, wird in einem zentralen Archivgebäude sowie in zwei Außenstellen aufbewahrt:

Haus- Hof- und Staatsarchiv (Minoritenplatz 1, A-1010 Wien, Öffnungszeiten: Montag bis Freitag 9.00-16.00 Uhr): Akten des kaiserlichen Hauses und der Hofverwaltung sowie zur Außenpolitik. Ferner findet sich in dieser Abteilung die größte Urkundensammlung des Staatsarchivs, mit dem ältesten Stück (5. Februar 816) sowie den wesentlichsten Staatsurkunden (bis 1918).
Finanz- und Hofkammerarchiv (Johannesgasse 6, A-1010 Wien, Öffnungszeiten auf Anfrage): Akten zur Wirtschafts- und Finanzverwaltung des Staates seit dem 15. Jahrhundert. Im ältesten Archivzweckbau untergebracht, befindet sich dort auch das Arbeitszimmer des seinerzeitigen Direktors Franz Grillparzer.

Zur vorigen Seite [1/ S. 212:] Zur nächsten SeiteIn dem 1988 eröffneten zentralen Staatsarchivgebäude (Nottendorfer Gasse 2, A-1030 Wien, Öffnungszeiten: Montag und Donnerstag 9.00-17.00, Dienstag und Mittwoch 9.00-18.00 Uhr und Freitag 9.00-13.00 Uhr) finden Sie die folgenden Abteilungen:

Allgemeines Verwaltungsarchiv: Akten zur inneren Verwaltung des Staates (bis 1918 bzw. die Bereiche Justiz und Unterricht bis 1940);
Kriegsarchiv: Militärisches Aktenmaterial (bis 1918);
Archiv der Republik: Akten aus den staatlichen Verwaltungsbereichen von 1918 bis in unsere Tage;
Bibliothek.

Im Österreichischen Staatsarchiv können Archivalien, die -von der Gegenwart zurückgerechnet - älter als 30 Jahre sind, für wissenschaftliche und private Zwecke eingesehen werden, wobei es aufgrund des Datenschutzes Einschränkungen gibt.

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Institution
Österreichisches Staatsarchiv
Nottendorfergasse 2, A-1030 Wien
Tel.: +43-1-79540-400; Fax: +43-1-79540-109
Email: kammerhofer@oesta.gv.at; URL: http://www.oesta.gv.at/
Letzte Adressaktualisierung: 2002
Adressänderung melden Meldung Adressänderung
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Aktualisierung 1998 Zum vorigen Abschnitt Zum nächsten Abschnitt

Zur vorigen Seite [2/ S. 332:] Zur nächsten SeiteDie Bestandsgruppe »Nachlässe und Sammlungen« im Österreichischen Staatsarchiv ist eine relativ junge Gründung und stammt aus dem Jahr 1993. Die Idee dazu hatte bereits der spätere Generaldirektor Kurt Peball in den 60er Jahren schriftlich fixiert. Die bis zu Beginn der 90er Jahre angesammelten Hinterlassenschaften an Staatspapieren, Familienurkunden und persönlichen Aufzeichnungen, Bildern, Zeichnungen, Fotografien und Kartenmaterial, Zeitungsausschnitten und Broschüren, die aus Privatbesitz gekauft, aufgrund testamentarischer Verfügungen erworben oder im Einzelfall sogar beschlagnahmt worden waren, gingen von den einzelnen Archivabteilungen an die Neugründung. Von manchen wichtigen, schon in gedruckten Inventaren angeführten Nachlässen haben sich einige Abteilungen jedoch nicht getrennt.

Die so zusammengeführten Materialien stammen also in erster Linie von Staatsmännern, Diplomaten, Offizieren und Beamten, sowie von den Personen, die sich mit der Erforschung und Beschreibung der Staatsgeschäfte auseinandersetzten, also Historikern, Heereskundlern, Staats- und Völkerrechtlern, Autographensammlern usw. des 17. bis 20. Jahrhunderts.

Speziell für den Literaturhistoriker ist dabei interessant: neben den Akten und sonstigen Archivalien gibt es zahlreiche Manuskripte, wenn schon weniger Gedichte, so doch Novellen, historische Romane, Kriminalromane, Dramen, Erzählungen, Polemiken, Essays und Feuille-Zur vorigen Seite [2/ S. 333:] tons, unter anderem von Karl L. Ammer, Edmund Finke und Rudolf J. Krentz.

Die einzelnen Nachlässe haben den rechtlichen Charakter von Legaten, Donationen, Ankäufen, Kopien, aber auch von Hinterlegungen als Depots unter Eigentumsvorbehalt, oder von (befristet) für die Einsichtnahme gesperrten, also bedingten Zueignungen.

Sie sind durch Inventare und durch alphabetisch geordnete Produzentenlisten erschlossen. Eine österreichweite Auflistung von Nachlässen in öffentlichen Archiven ist geplant.

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Im Jahr 2000 wurde das Sammeln und Erwerben von Schriften-, Foto- und Druckschriften-Nachlässen, die dem Staatsarchiv angeboten, geschenkt, in Kopien übergeben oder gekauft worden sind, mit beträchtlichem Erfolg fortgesetzt. Es sind vor allem Hinterlassenschaften von Politikern, Diplomaten, Militärpersonen, Historikern, Journalisten und Schriftstellern, darunter etwa die Unterlagen des bedeutenden Völkerrechtsexperten, Diplomaten und Geschichtswissenschaftlers Stephan Verosta, der nicht nur zur Konzipierung des Staatsvertrages von 1955 erhebliches leistete. Von ihm besitzt das Österreichische Staatsarchiv das Material zu seinem Alterswerk »Die völkerrechtliche Praxis der Donaumonarchie von 1859 bis 1918«, das nur um mehr als die Hälfte gekürzt erscheinen konnte (Wien: Österreichische Akademie der Wissenschaften 1996). Seine Studien über den berühmten Gelehrten, Richter am Internationalen Gerichtshof in Den Haag und letzten Ministerpräsidenten Alt-Österreichs, Heinrich Lammasch, blieben unvollendet, dadurch aber gelang immerhin der bedeutende rechtswissenschaftliche und politische Kryptonachlaß Lammaschs in das Staatsarchiv.

Unter den ›militärischen‹ Nachlässen ist der des Divisionärs Hans von Buttlar-Elberberg hervorzuheben. Buttlar ist als deutscher Offizier 1945 von der Gestapo gefoltert worden und wurde nach sehr kurzer Freiheit fast zehn Jahre in Straflagern der Sowjetunion gefangengehalten. Seine Akten und Berichte als österreichischer Verteidigungsattaché nach 1955 sowie seine Unterlagen als Vorstand des Wehrpolitischen Büros sind von hohem wissenschaftlichen Interesse, unterliegen aber zum Teil (noch) der Archivsperre.

Weiters sei die Inventarisierung der Bücher und des Schriftguts des ehemaligen Generaldirektors des Österreichischen Staatsarchivs und Historikers der österreichischen Arbeiterbewegung, Rudolf Neck, erwähnt, wie auch die Übernahme der Donation des Redakteurs, Schriftstellers und Verlegers Wulf Stratowa. Der heute 91jährige Stratowa war Typograph, ab Sommer 1945 Redakteur der französischen Besatzungszeitung »Wiener Montag« sowie der »Österreichischen Rundschau« und der »Europäischen Rundschau«. Er gründete sodann die Manutiuspresse und den Wulf Stratowa Verlag und war ebenfalls als Mitherausgeber am österreichischen Soldatenkalender beteiligt. In den zuletzt genannten Verlagen erschienen interessante Werke zur österreichischen Kulturgeschichte, aber auch das von Stratowa herausgegebene Sammelwerk »Spectrum Amerika« (Wien, München: Manutiuspresse 1964).

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