Österreichische Nationalbibliothek erwirbt einzigartigen Frühdruck von Matthäus de Cracovia

Pressemeldung

Er war ein Bestseller aus der Frühzeit des Buchdrucks: der Beichtspiegel „De modo confitendi“ des polnischen Geistlichen Matthäus de Cracovia. Eine echte Rarität ist jedoch die im Paris des 15. Jahrhunderts gedruckte Ausgabe des populären Buchs. Weltweit sind nur noch zwei Exemplare erhalten. Eines davon hat die Österreichische Nationalbibliothek nun für ihre international bedeutende Sammlung von Handschriften und alten Drucken erworben.

Der äußerst gut erhaltene Frühdruck ist eine für Geistliche und Laien gedachte Anleitung zur gewissenhaften Beichte und zählt zu den bekanntesten Schriften des ausgehenden Mittelalters. Der auch als „Confessionale“ (Beichtspiegel) bezeichnete Text war im 15. Jahrhundert weit verbreitet und ist in mehr als 150 Handschriften und 70 Druckausgaben überliefert. Drei davon werden bereits in der umfangreichen Sammlung an Frühdrucken der Österreichischen Nationalbibliothek verwahrt. Bei der nun neu erworbenen Ausgabe handelt es sich um ein in Paris von Denis Roce verlegtes Exemplar, das nicht datiert ist, dessen Entstehung aber für die Zeit zwischen 1497 und 1505 angesetzt werden kann. Derzeit gibt es weltweit nur noch ein einziges übereinstimmendes Exemplar in der Bodleian Library im englischen Oxford.

Matthäus de Cracovia, geboren um 1345 in Krakau, lehrte Theologie an den Universitäten von Prag und Heidelberg. Um 1400 war er Ratgeber und Gesandter des deutschen Königs Ruprecht III., 1405 wurde er zum Bischof von Worms geweiht. In seinen Predigten wie religiösen Werken setzte er sich kritisch mit der Amts- und Lebensführung der Geistlichen auseinander und prangerte deren Habsucht, Streben nach privaten Genüssen und Ämterkauf an. Auch vor einer Anklage des päpstlichen Verwaltungssystems schreckte er nicht zurück. Er starb am 5. März 1410 in Heidelberg.

Mit rund 8.000 Frühdrucken, also Druckwerken aus der Gutenberg-Zeit, verwahrt die Österreichische Nationalbibliothek etwa ein Fünftel aller im 15. Jahrhundert verlegten Titel. Ihre Sammlung ist damit eine der kostbarsten und bedeutendsten der Welt. Zu den berühmtesten Inkunabeln der Bibliothek zählen das einzige in Österreich verbliebene Exemplar der 42zeiligen Gutenberg-Bibel von 1454/55 sowie der Mainzer Psalter von 1457, der seit 2011 UNESCO-Weltdokumentenerbe ist.

 


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last update 11.03.2016