Gallerie merkwürdiger Personen ...
... aus der alten und fabelhaften Geschichte. Ein interessantes Lesebuch für die Jugend. Galerie Des Personnes Illustres De L'Histoire Ancienne Et Fabuleuse. Mit beygefügter französischer Uebersetzung von C. J. von Hubert. - Wien : Im Verlage bey Aloys Doll, 1819. Österreichische Nationalbibliothek, Sign.: 307.681-B.Alt-Mag
Während in der Pädagogik der Aufklärung Geschichte und Geographie, Natur- und Länderkunde breiten Raum einnahmen, wurde die Mythologie von vielen Erziehern zu "dummem Geschwätz" (Basedow) oder zu einem für die moralische und christliche Bildung der Jugend schädlichen Thema erklärt. Andere Autoren der Zeit rechtfertigten ihre Veröffentlichungen auf diesem Gebiet damit, dass die Kenntnis der antiken Götterlehre für gebildete Konversation über Kunst und Literatur unverzichtbar sei, oder dass die Leser die Vorzüge der christlichen Religion durch den Vergleich mit dem schlichteren Polytheismus erst richtig begreifen würden. Die "Entdeckung" der Archäologie und die neue Sicht der antiken Kunst halfen ebenfalls mit, die antike Mythologie als Bildungsschwerpunkt für Personen jeden Alters wieder aufzuwerten. Auch die zweisprachige Gallerie - jede Seite bringt in der rechten Spalte den deutschen Text, in der linken die französische Übersetzung - präsentiert griechisch-römische und altorientalische Sagenstoffe als Bildungsgut mit Unterhaltungswert, als "interessantes Lesebuch für die Jugend". Der Sachbuchcharakter wird verstärkt durch geschichtliche und geographische Informationen, umfangreiche erklärende Fußnoten und durch Quellenangaben am Ende jedes Kapitels: Vor allem antike Autoren, aber auch z. B. die Annales Ecclesiastici Veteris Testamenti des Jesuiten Jacques Salian (gest. 1640) werden hier genannt. Einige Kapitel, wie jenes über den Pharao Sesostris, fallen mehr in den Bereich Geschichte, vieles, wie zum Beispiel der Abschnitt über den legendären Gesetzgeber Lykurg und die Verfassung von Sparta, ist in der Grauzone zwischen Historischem und Mythologischem angesiedelt. Wo hier die Grenzen liegen, wird wohl nicht jedem Leser klar geworden sein... Die reiche Ausstattung mit Kupferstichen von Joseph Emanuel Belling trug sicher zur Attraktivität des Buches bei, auch wenn die Darstellung nicht immer so originell ist wie das Bild des Pharaos in seinem Triumphwagen oder das des Jason beim Erlegen des Drachens (s. Bilder links).
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