Arabische Psalmendrucke

Kitāb az-zabūr (1706): Titelblatt

Kitāb az-zabūr (1740): Psalm 92 (91)

ʿAbdallāh Zāḫir (Zakhir) al-Ḥalabī, geboren 1684 in Hama (Syrien), kann wohl mit Fug und Recht als erster arabischer Drucker bezeichnet werden. Als 17jähriger ging ʿAbdallāh nach Aleppo, um zu studieren und Priester zu werden. Als der griechisch-orthodoxe Patriarch von Antiochia, Athanasius III. ad-Dabbās, in Aleppo die erste Druckerpresse einrichtete – die nötige „Grundausstattung“ und vielleicht auch einen ersten Satz arabischer Typen hatte er als Geschenk des walachischen Fürsten Constantin Brâncoveanu von einer Balkanreise mitgebracht –, erwies sich ʿAbdallāh als wertvoller Mitarbeiter; brachte er doch als Sohn eines Goldschmieds wichtige handwerkliche Kenntnisse mit. So kam 1706 das erste auf arabischem Boden und mit beweglichen Lettern gedruckte Buch in arabischer Sprache heraus, eine Übersetzung der Psalmen Davids, und noch im selben Jahr folgte eine Ausgabe der Evangelien. Doch schon wenige Jahre später wurde diese erste arabische Presse stillgelegt.

ʿAbdallāh Zāḫir aber blieb der Buchdruckerkunst treu: 1722 ging er in Libanon, wo er 1733 eine arabische Druckerei einrichtete, die bis ins späte 19. Jahrhundert in Betrieb bleiben sollte: Jene im Mār Yūḥannā-Kloster (Kloster Johannes des Täufers) in aš-Šuwair (Shuwair). Der „Vater des arabischen Buchdrucks“ war aber auch selbst Autor theologischer Werke, wie z.B. des Kitāb al-burhān über die Trinität und die Inkarnation Jesu Christi.

Aus der Presse von Shuwair stammen diese beiden schönen, etwas unterschiedlich ausgestatteten Drucke des Psalters:
Kitāb az-zabūr (1740)
Kitāb az-zabūr (1764)

Die österreichische Nationalbibliothek besitzt auch ein Exemplar des ersten arabischen Psalters aus Aleppo:
Kitāb az-zabūr (1706)

(Alle dieser Psalmendrucke folgen der älteren Zählung der Septuaginta bzw. Vulgata, vgl. auch unser Bildbeispiel links unten.)


last update 03.04.2016