Johann Peter Lyser: Hundert und Eins!

Kolorierter Kupferstich

Mährchen und Lieder und schöne Geschichten, mit schönen Bildern für gute Kinder. - Wien : Verlag von H. F. Müller, [s.a. 1847].

Österreichische Nationalbibliothek, Sign.: 307.671-A.Alt-Mag

 

Der blaue Fischprinz

Der große blaue Hechtprinz, der über das Reich der Fische vor der Küste von Neapel herrscht, schließt einen Pakt mit dem jungen, schlauen Fischer Pietro: Für jeden Fisch, den Pietro dem Meer lebend zurückgibt, bekommt er eine prächtige Perle. Als er sich aber in eine Prinzessin verliebt und der König außer dem angebotenen Perlenschatz als Brautpreis noch Diamanten fordert, kann der Fischprinz Pietros Verlangen nicht erfüllen. Der Fischer tötet darauf im Zorn einen Fisch und droht mit weiteren Verwüstungen. Da verschlingt ihn die See, und er wird von den Fischen gefressen.

 

"Ich glaube es ist nur einem einzigen Menschen gelungen, die wahre Physiognomie Paganinis aufs Papier zu bringen; es ist ein tauber Maler, namens Lyser, der, in seiner geistreichen Tollheit, mit wenigen Kreidestrichen den Kopf Paganinis so gut getroffen hat, daß man ob der Wahrheit der Zeichnung zugleich lacht und erschrickt. ›Der Teufel hat mir die Hand geführt‹, sagte mir der taube Maler, geheimnisvoll kichernd und gutmütig ironisch mit dem Kopfe nickend, wie er bei seinen genialen Eulenspiegeleien zu tun pflegte. Dieser Maler war immer ein wunderlicher Kauz; trotz seiner Taubheit, liebte er enthusiastisch die Musik und er soll es verstanden haben, wenn er sich nahe genug am Orchester befand, den Musikern die Musik auf dem Gesichte zu lesen, und an ihren Fingerbewegungen die mehr oder minder gelungene Exekution zu beurteilen; auch schrieb er die Operkritiken in einem schätzbaren Journale zu Hamburg. Was ist eigentlich da zu verwundern? In der sichtbaren Signatur des Spieles konnte der taube Maler die Töne sehen." So beschreibt Maximilian, der Erzähler in Heines Florentinischen Nächten, den vielseitigen J. P. Lyser (eigentlich Ludewig Peter August Burmeister, 1804-1870). Lysers treffende Portraits und Karikaturen berühmter Zeitgenossen waren als überaus treffend bekannt - seine Beethoven-Karikaturen hat wohl jeder schon gesehen, vielleicht ohne den Namen des Zeichners zu kennen -, doch finanzieller Erfolg war ihm nicht beschieden. Einmal mußte ihn Felix Mendelssohn, einer seiner zahlreichen prominenten Freunde, aus dem Schuldgefängnis befreien. Lyser starb im Armenhaus in Altona.

Hundert und Eins!, offenbar in Wien verfasst (das Zueignungsgedicht, das der Autor an seine jungen Leser richtet, trägt den Vermerk Wien, im Ostermond ...), zeigt uns Lyser als Kinderbuchautor und -illustrator. Entsprechend den Anforderungen seiner (und vielfach auch unserer Zeit) an Kinderliteratur enthalten auch diese Geschichten und Gedichte eine moralische Botschaft, die aber hier immer kindgerecht phantasievoll oder humoristisch verpackt ist. Da spielt etwa der Knabe Jesus mit seinen Kameraden, darunter auch mit dem kleinen Judas, der beim Spiel betrügen will und prompt überführt wird. Oder ein schlichter Teekessel und sein Dreifuß hadern mit ihrem Schicksal, das im Vergleich zu dem des Kaffeeservices so wenig glanzvoll scheint; als die schönen Porzellanteile aber zu Bruch gehen, sieht die Sache ganz anders aus. Und der kleine Däumling erlebt viele Abenteuer, bei denen er sogar einmal in eine Wurstfüllung gerät, aber glücklich daraus befreit wird.

 


last update 04.03.2016