1575 | Hugo Blotius, kaiserlicher Bibliothekar

Die Entwicklung der Wissenschaften im Humanismus macht es verständlich, dass Kaiser Maximilian II. (1527 - 1576) im Jahre 1575 Hugo Blotius (1534 -1608), einen holländischen Gelehrten, der sich in ganz Europa aufgehalten hatte, zum ersten offiziellen Bibliothekar der kaiserlichen Bibliothek ernannte. Als er sein Amt übernahm, war die Bibliothek in einem Raum im Minoritenkloster in der Nähe der Burg untergebracht: etwa 9.000 Bücher und Handschriften in Bücherkästen und Truhen. Seine wichtigste Aufgabe lag in der Inventarisierung der Bestände und so legte er einen Index der Bestände nach Autoren an und verfasste auch einen thematischen Katalog, der sich mit den Turcica befasste. Diesen widmete er 1576 dem neuen Kaiser Rudolf II: der Katalog sollte helfen, sich über den gefährlichsten Feind des Reiches zu informieren.

Diese gewissermaßen politische Funktion der Hofbibliothek wurde in der Folgezeit durch kaiserliche Verfügungen zur Ablieferung von Pflichtexemplaren unterstrichen. So bestimmte das kaiserliche Patent Ferdinands II. vom 26. August 1624 die Ablieferung je eines Exemplars eines jeden gedruckten Buches, das auf den Frankfurter Frühjahrs- und Herbstmessen angeboten wurde. Dennoch erhielt die Bibliothek die bedeutendsten Zuwächse noch immer durch den Ankauf bzw. die Verlagerung von größeren Bibliotheken.

Ein besonderes Ereignis stellt die Transferierung der Bibliothek von Schloss Ambras im Jahre 1665 dar. Dort hatte Erzherzog Ferdinand von Tirol (+1595) eine wahre Kunst- und Wunderkammer mit den Handschriften und Drucken Maximilian I. aus Innsbruck, mit Waffen, Rüstungen, Gemälden, Tafelgeschirr und allerlei Kuriositäten eingerichtet, die nach dem Aussterben der Tiroler Linie der Habsburger im Jahre 1665 in den Besitz Kaiser Leopold I. (1640 -1705) gelangten. Zusammen mit dem Kaiser, der in Innsbruck die Erbhuldigung entgegen nahm, war der Bibliothekar der Hofbibliothek Peter Lambeck gekommen, im Auftrag die Ambraser Bibliothek nach Wien zu transferieren. Den Tirolern konnte dies gar nicht gefallen, und der Schlosshauptmann von Ambras behielt in einem Raum, den er Lambeck nicht zeigte, einen Teil der Handschriften im Schloß zurück. (1806 aber wurde, was von der Bibliothek in Ambras übrig blieb, darunter 180 Handschriften, vor den Franzosen in Sicherheit gebracht und doch nach Wien geschickt.) 583 Codices und 1.489 Drucke wurden also in Fässer und Kisten verpackt, mit dem Wagen nach Schwaz transportiert und von dort mit dem Schiff über den Inn und die Donau nach Wien gebracht. Auch dabei soll es nicht ganz mit rechten Dingen zugegangen sein. Denn Lambeck beklagte sich später, das Schiff sei alt und morsch gewesen und die Schiffsknechte im Übrigen "die kriminellsten Zweibeiner, die man sich denken" könne, "feig, widersinnig und boshaft". Aber am 15. November 1665, dem Namenstag des Kaisers, waren die Bücher in der Hofbibliothek.

Wenn man von den großen Büchersammlungen des 16. und 17. Jahrhunderts redet, die im Laufe der Zeit in die Hofbibliothek gelangten, so darf man die Sammlung von Philipp Eduard Fugger (1546 - 1618) nicht vergessen, die 1654 um 15.000 Gulden für die Bibliothek gekauft worden war. Sie konnte aber erst zwei Jahre später in 52 Fässern und 12 Kisten verpackt nach Wien gebracht werden, weil Graf Albert Fugger, der Besitzer der Bibliothek, so hoch verschuldet war, dass der Augsburger Magistrat zunächst den Abtransport der Bücher verbot. 15.000 Bücher, um die 300 Handschriften, darunter astronomische, mathematische und alchemistische Texte, sowie als Besonderheit die Fugger-Zeitungen umfassen die Bestände. In allen wichtigen Handelsstädten Europas hatte das Handelshaus der Fugger seine Vertreter und ließ sich von ihnen regelmäßig Berichte schicken. Diese Berichte aus den Jahren 1568 - 1605 sind in den 27 Bänden der Fugger-Zeitungen mit ca. 19.000 Blättern zusammengefasst und heute von großem Interesse für die historische Forschung, die sich mit dem Kommunikationswesen in der frühen Neuzeit befasst.

Kaiser Maximilian II.

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Hugo Blotius

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Peter Lambeck

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Philipp Eduard Fugger

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last update 04.03.2016