Frauen in Bewegung

1901

Eugenie Schwarzwald

Ehrengrab Caroline Pichler
aus: Wiener Bilder, Nr. 35, 1901

Lily Braun

Johanna Spyri

Österreich:
  • in Laibach wird der "Allgemeine Slowenische Frauenverein" (Splošno slovensko žensko društvo) zum Zwecke der Förderung aller kulturellen, sozialen und politischen Interessen der slowenischen Frauen gegründet
  • am 5. Jänner wird das Lesezimmer des "Allgemeinen österreichischen Frauenvereins" in den Räumen des französischen Konversationsklubs, Wien I, Spiegelgasse 15, eröffnet
  • Eugenie Schwarzwald übernimmt das Mädchenlyzeum am Franziskanerplatz 5 von Eleonore Jeiteles
  • auch das Maturazeugnis von Maturantinnen enthält ab nun den Vermerk "Reif zum Besuch einer Universität" - vorerst nur für philosophische Studien und Medizin, zuletzt für Theologie (1945)
  • die Ausstellung "Acht Künstlerinnen und ihre Gäste" wird im Jänner im Salon Pisko eröffnet - die Anregung stammt von Olga Wisinger-Florian
  • Anfang Februar wird der "Verein Settlement" von Marie Lang gegründet; er soll sich nach englischem Vorbild um die Aufsicht, Weiterbildung und Verköstigung der Kinder von erwerbstätigen Müttern kümmern
  • am 28. Februar eröffnet der Verein "Frauenbund" in Brünn eine Rechtsschutz-Station für unbemittelte Frauen
  • am 3. März werden anläßlich der Generalversammlung die Frauen aus dem Postbeamtenverein ausgeschlossen
  • Gründung des "Wiener christlich-sozialen Frauenbundes"
  • am 2. Juli wird Elise Richter als dritte Frau zum Dr.phil. promoviert (nach Gabriele von Wartensleben und Cäcilie Wendt)
  • Juni: an der Karlsuniversität in Prag erhält erstmals eine Frau den Doktortitel: Zdenka Barborová zählt zu den Vorreiterinnen der tschechischen Frauenbewegung, die sich 1897 den Zugang zum Hochschulstudium erkämpfte
  • in Budapest wird ein Heim für weibliche Universitätshörerinnen eröffnet (wird nach dem um die Förderung der Frauenbildung verdienstvollen Unterrichtsminister Dr. Julius Wlassics benannt)
  • die Schriftstellerin Karoline Pichler bekommt am Wiener Zentralfriedhof ein Ehrengrab
  • das Eisenbahnministerium gestattet die probeweise Verwendung von Frauen im Betriebsdienst der Bozen-Meraner Bahn - auch als Stationsleiterin - nach Ablegung der vorgeschriebenen Prüfung
  • der Gemeinderat der Stadt Salzburg arbeitet eine neue Wahlordnung aus, nach der alle weiblichen Steuerträgerinnen ihres langjährigen aktiven Wahlrechts beraubt werden
  • die erste pharmazeutische Aspirantin Österreichs - Frau Gisela Kun - wird in den Staatsdienst berufen
  • Franziska Plaminkowa gründet 1901 den "Prager Frauenclub"
  • am 11. November stirbt Marie Boßhardt-Demergel
  • 8. Dezember: Karoline Gronemann gründet die "Vereinigung der arbeitenden Frauen" in Wien (1906 werden Zweigvereine in Czernowitz und Graz, 1908 in Brünn gegründet)
Andere Länder:
  • 22. Jänner: Tod der britischen Königin Viktoria
  • am 10. Februar protestieren in Berlin Frauen gegen das Vereins- und Versammlungsverbot; Maria Lischnewska hält eine Ansprache
  • in Leipzig erscheint Lily Brauns Buch "Die Frauenfrage, ihre geschichtliche Entwicklung und wirtschaftliche Seite" (ÖNB-Signatur: 416.046-B)
  • als erstes europäisches Land führt Norwegen das allgemeine Wahlrecht für Frauen ein; es beschränkt sich jedoch auf Frauen, die über ein jährliches Mindesteinkommen verfügen oder einen vermögenden Ehemann haben
  • Tod der schweizerischen Jugendschriftstellerin Johanna Spyri (1829-1901) in Zürich
  • die Generalversammlung Fortschrittlicher Frauenvereine in Berlin fordert u.a. eine bessere politische Bildung und Erziehung und eine Verbesserung des Arbeitsschutzes für Frauen; Wortführerinnen des Kongresses sind Minna Cauer und Helene Stöcker
  • Helene Stöcker studierte bei Georg Simmel; auf Empfehlung des Literaturhistorikers Erich Schmidt promoviert sie in Bern bei seinem Schüler Oskar Walzel zum Thema "Zur Kunstanschauung des XVIII.Jahrhunderts. Von Winckelmann bis Wackenroder"; von 1901 bis 1905 ist sie Dozentin an der neu gegründeten privaten Lessing-Hochschule in Berlin (wo auch Lise Meitner und Albert Einstein lehrten)
    zum Weiterlesen: Helene-Stöcker-Gesellschaft
  • Freiburg und Heidelberg sind die ersten Städte, an deren Hochschulen Frauen immatrikuliert werden
  • Dezember: in Norwegen wird der Frauenverband der sozialdemokratischen Arbeiterpartei gegründet
  • am 12. Dezember wird in Frankreich die erste Rechtsanwältin zugelassen

Letztes Update: 6. Juni 2006