85 Jahre allgemeines Frauenwahlrecht in Österreich
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II. Die Frau als Wählerin und Politikerin - 1918 bis 1919
Nach der Wahl
Pressespiegel zum Wahltag Pressespiegel aus den Tageszeitungen nach dem Wahltag

Die Sozialdemokratische Partei erreichte mit 72 Mandaten die relative Mehrheit. Mit der Christlichsozialen Partei (69 Mandate) bildete sie bis 1920 eine Regierungskoalition. Neben diesen beiden großen Parteien waren mehrere deutschnationale Parteien mit insgesamt 26 Mandaten in der Konstituierenden Nationalversammlung vertreten.

Die bürgerlich-liberalen Parteien, für die einige prominente Vertreterinnen der bürgerlichen Frauenbewegung kandidiert hatten, konnten allerdings auf Grund ihrer Aufsplitterung kein einziges Mandat erringen.

Das Wahlverhalten der Frauen war für die Politiker von großem Interesse. Die Befürchtungen der Christlichsozialen, dass ihnen das Frauenwahlrecht schaden würde, erwiesen sich als unbegründet. Ein überproportionaler Anteil der Frauen stimmte für die Christlichsoziale Partei und für bürgerliche Parteien. Um das Wahlverhalten zuverlässig einschätzen zu können, wurden schließlich bei der Wahl 1920 auf Vorschlag der Sozialdemokraten und Deutschnationalen verschiedenfarbige Kuverts für Männer und Frauen eingeführt. Die Daten der Wahlen zwischen 1920 und 1930 bestätigen die Präferenz der Frauen für die Christlichsoziale Partei, wenn auch die Tendenz nachließ.

Die politische Gleichberechtigung und die Mehrheit der Frauen bei den Wahlberechtigten spiegelten sich jedoch nicht in der politischen Vertretung wider. Nur acht Frauen (5,8% der Abgeordneten) zogen in die Konstituierende Nationalversammlung ein.