Marie Lang, aus einer alten Wiener Bürgerfamilie stammend, genießt eine freigeistige Erziehung. In erster Ehe ist sie mit dem Hofjuwelier Theodor Köchert verheiratet, in zweiter mit dem Rechtsanwalt Edmund Lang, mit dem sie ein für große Kreise des damaligen geistigen Wiens offenes Haus führt. So ist sie u.a. mit dem Komponisten Hugo Wolf befreundet, der wochenlang in ihrem Haus wohnt. Ihr erst Sohn aus zweiter Ehe, Heinrich Lang, begeht 1904 - nach einer unglücklichen Liebesbeziehung zu Lina Loos - Selbstmord, ihr zweiter Sohn Erwin Lang ist Graphiker und mit der Tänzerin Grete Wiesenthal verheiratet, ihre Tochter Lilith ist die Mutter des österreichischen Physikers Heinz von Förster.
Ende der 80er Jahre des 19. Jahrhunderts kommt sie durch Rosa Mayreder und Auguste Fickert mit der bürgerlichen Frauenbewegung in Kontakt und wird fortan eine leidenschaftliche Verfechterin der Frauenemanzipation. Sie ist Mitbegründerin des Allgemeinen österreichischen Frauenvereins und gibt zwischen 1899 und 1903 (zunächst gemeinsam mit den beiden vorgenanten) die Zeitschrift "Dokumente der Frauen" heraus. Ausserdem ist sie an der Gründung des ersten Wiener Frauenklubs beteiligt und Mitglied der Pressekommission im Bund Österreichischer Frauenvereine.
1898 besucht sie in London eine Abolitionistinnenkongress und bringt von dort die Ideen der Settlement-Bewegung mit und gründet 1901 gemeinsam mit Else Federn das Wiener Settlement und gewinnt dafür auch weitere Frauen, wie Margarete (Daisy) Minor. Sie unterbricht ihre Arbeit im Settlement, um In den ersten Jahren des Ersten Weltkrieg als Krankenschwester im Kriegsspital des Akademischen Gymnasiums zu arbeiten.
Marie Lang setzt sich insbesondere für Mutterschutz ein, für das Recht unehelicher Kinder, kämpft gegen den Lehrerinnen-Zölibat und ist in der abolitionistischen Bewegung (gegen die Reglementierung der Prostitution) aktiv. Das Alter verbringt Marie Lang bis zu ihrem Tod auf Hollereck (Altmünster), dem Gut von Erich Köchert, ihrem Sohn aus erster Ehe. Sie ist in der Grabstätte Wisgrill am Grinzinger Friedhof beigesetzt.