Frauen in Bewegung

Schlesinger, Therese (geb. Eckstein)
1863 - 1940

Therese Schlesinger
aus: Popp, Adelheid: Der Weg zur Höhe. 1929

Therese Schlesinger-Eckstein

Therese Schlesinger-Eckstein

Therese Schlesinger-Eckstein

  1. Biographie:

    • Schwester der Feministin Emma Eckstein

    • AEIOU - Österreich-Lexikon

    • Das rote Wien

    • Österreichisches Parlament

    • Frauen machen Geschichte (Renner-Institut Wien)

    • Therese Schlesinger - Lebenslauf und Arbeit

    • Jewish Women: a Comprehensive Historical Encyclopedia

    • Schlesinger Therese, geb. Eckstein, Politikerin und Schriftstellerin. Geb. Wien, 6. 6. 1863; gest. Blois, Dep. Loir-et-Cher (Frankreich), 5. 6. 1940. Tochter eines freisinnigen jüd. Papierfabrikanten und Erfinders, Schwester des Journalisten Gustav Eckstein, des Universalgelehrten Friedrich Eckstein und der Feministin Emma Eckstein. Sie heiratete 1888 den Bankbeamten Viktor S. Bei der Geburt ihrer Tochter Anna (geb. Wien, 15. 8. 1889; gest. ebenda, 23. 2. 1920, Selbstmord) wurde sie mit Rotlauf infiziert, was zu lebenslanger Körperbehinderung führte. Ab 1894 arbeitete sie eng mit Auguste Fickert im Zentrum der radikalen bürgerlichen Frauenbewegung, dem Allg. Österr. Frauenver., zusammen, in dessen Vorstand sie auch gewählt wurde. 1896 engagierte sich S. bei der von der Eth. Ges. veranstalteten Enquete zur Lage der Wr. Arbeiterinnen und trat 1897 der Sozialdemokrat. Partei bei. Als Mitgl. der Frauensektion der Gewerkschaft der Buchbinder engagierte sie sich führend im Buchbinderstreik von 1898. Im gleichen Jahr wurde sie zur ersten sozialdemokrat. Frauenreichskonferenz delegiert, 1899 Mitgl. des Frauenreichskomitees. Im Wahlkampf 1901 setzte sich S. bes. für Victor Adler ein. 1901 war sie auch bei der Gründung des Ver. sozialdemokrat. Frauen und Mädchen beteiligt; S. trat auf Parteitagen und Frauenkonferenzen vehement für die Gleichberechtigung der Geschlechter, speziell für das Frauenwahlrecht, ein und wurde zur unbequemen Kritikerin einschlägiger Vorurteile auch innerhalb der österr. Arbeiterbewegung. Neben der polit. Emanzipation der Frau galt ihre bes. Aufmerksamkeit dem Mutter- und Kinderschutz, der sozialen Akzeptanz der Hauswirtschaft und sozialpsycholog. Themen. Während des Ersten Weltkriegs war sie maßgeblich in der im Ver. Karl Marx organisierten pazifist. Linksopposition um Friedrich Adler engagiert. 1917 nahm sie als deren Delegierte an der 3. Zimmerwalder Konferenz teil. 1919 Mitgl. des Parteivorstandes und der Konstituierenden Nationalversmlg., war S. 1920-23 Abg. zum Nationalrat, 1923-30 zum Bundesrat; 1926 formulierte sie den die Frauenfrage betreffenden Tl. des "Linzer Programms". 1933 zog sie sich ins Privatleben zurück, 1939 war S. zur Emigration nach Frankreich gezwungen.
      (aus: Österreichisches Biographisches Lexikon, X. Band, 1994)

    • Schlesinger, Therese, geb. Eckstein
      Politikerin
      6.6.1863 (Wien) - 5.6.1940 (Blois/Frankreich)
      Früh verwitwet, engagierte sich S. seit 1894 im "Allgemeinen Österreichischen Frauenverein" (AF) und trat für Wahl- und Studienrecht der Frauen ein. 1897 wurde sie Mitglied der Sozialdemokratischen Partei Österreichs (SPÖ), in deren Vorstand sie 1919 gewählt wurde. Sie war Mitglied der konstituierenden nationalversammlung und 1920-30 Bundesratsmitglied. In sozialdemokratischen Zeitschriften veröffentlichte S. zahlreiche Beiträge, u.a. "Was wollen Frauen in der Politik?" (1909). Von ihr stammen auch die Frauenfragen betreffenden Punkte im "Linzer Programm" der SPÖ von 1926. 1938, nach dem sogenannten Anschluss Österreichs, floh sie nach Frankreich.
      (aus: Tausend Frauen)

    • Schlesinger-Eckstein, Therese - Politikerin, Frauenrechtlerin, Schriftstellerin
      6. (7.?) 6. 1863, Wien - 5. 6. 1940, Paris
      Therese Ecksteins Mutter stammt aus einer Prager jüdischen Familie und erzieht ihre Kinder im Geist eines auch im religiösen Sinn liberalen, kultivierten Bürgertums. Nach dem Tod ihres Mannes übernimmt sie die Leitung der Pergamentfabrik im fünften Bezirk Wiens und wird zur Ernährerin ihrer vielköpfigen Familie. In ihrem Betrieb richtet sie eine der ersten Schulküchen Wiens ein. Therese wechselt sich mit ihren fünf Schwestern beim Küchendienst ab. Die Nähe zur Fabrik gewährt ihr Einblick in soziale Mißstände. Nach dem Besuch der Volks- und Bürgerschule in Wien erhält sie zunächst Privatunterricht und besucht Vorlesungen an der Wiener Universität, bevor sie 1888 heiratet. Nach der Geburt ihrer Tochter Anna (1890) erkrankt Therese Schlesinger-Eckstein an Kindbettfieber und behält eine Körperbehinderung zurück. Ihr Mann stirbt früh an Tuberkulose, ihre Tochter leidet an Depressionen und nimmt sich später das Leben. In dieser Zeit stärkster psychischer Belastungen erhält sie durch ihre Freundinnen Marie Lang und Auguste Fickert Zugang zur bürgerlichen Frauenbewegung und wird Mitglied im "Allgemeinen österreichischen Frauenverein". Therese Schlesinger-Eckstein beginnt publizistisch zu arbeiten. In der "Volksstimme" fordert sie die Zulassung von Frauen zum Hochschulstudium ein, die Verbesserung des Arbeitsschutzes für Frauen, vor allem aber die Einführung des Frauenwahlrechts. Als Mitglied der Enquetekommission "Zur Lage der Wiener Arbeiterinnen" lernt sie 1896 Adelheid Popp, Anna Boschek und Victor Adler kennen, dem sie zeitlebens freundschaftlich verbunden bleibt. Ein Jahr später wird sie Mitglied der Sozialdemokratischen Partei. Während ihrer Parteiarbeit lernt sie u.a. Käthe Leichter schätzen, der sie "eine große Zukunft voraussagt". Im Rahmen ihrer politischen Tätigkeit hält sie zahlreiche Vorträge und publiziert Artikel und Aufsätze in der Volksstimme", der "Arbeiter-Zeitung", in "Die Unzufriedene", "Der Kampf" und der Berliner "Neuen Zeit". 1901 zählt sie zu den Mitgründerinnen des "Vereins sozialdemokratischer Frauen und Mädchen". Von 1919 bis 1923 ist sie Abgeordnete in der Konstituierenden Nationalversammlung und bis 1930 Mitglied des Bundesrats. Aus ihrer Feder stammt der sich auf Frauenfragen beziehende 1926 formulierte Teil des "Linzer Programms" der Sozialdemokraten. Nach dem Anschluß Österreichs flüchtet sie, da sie aufgrund der antisemitischen Gesetze der Nationalsozialisten in Lebensgefahr ist, nach Frankreich. Ihr letztes Lebensjahr verbringt sie in einem Sanatorium in Blois.
      (aus: Jüdische Frauen)

    • Die in den Jahren 1929/30 nach Plänen von Cäsar Poppovits anstelle eines ehemaligen Vorstadt-Wirtshauses errichtete Wohnhausanlage, 8., Wickenburggasse 15, trägt den Namen Therese-Schlesinger-Hof.

  2. Autobiographie:

    • Mein Weg zur Sozialdemokratie. - In: Gedenkbuch : 20 Jahre Österreichische Arbeiterinnenbewegung / im Auftrag des Frauenreichskomitees herausgegeben von Adelheid Popp. - Wien, 1912, S. 125 - 139
      Signatur: 231744-B
      Online bei ALO

  3. Werke in der ÖNB:

    • Die Frau im 19. Jahrhundert. - Berlin : Verl. Aufklärung, 1902. Signatur: 1600427-B.Neu.13
    • Die sozialdemokratische Frauenbewegung in Österreich. - In: Neues Frauenleben, 17. Jg., Nr. 10, 1905, S. 1 ff.
      Ariadne-Sonderaufstellung: FIB 59
    • Die Frau im sozialdemokratischen Parteiprogramm. - Wien : Vorwärts, 1928
      Signatur: 577.298-B.21
    • Die geistige Arbeiterin und der Sozialismus. - Wien : Heller, 1919
      Signatur: 529.114-B
    • Was wollen die Frauen in der Politik? - Wien, 1909
      Signatur: 401.064-A.Per.19
      Online bei ALO
    • Mary Wollstonecraft, die Pionierin der Frauenemanzipation. In: Österreichischer Arbeiter-Kalender für das Jahr 1912, S. 72 ff.
      Signatur: 390843-B.Neu-Per.1912
    • Wie will und wie soll das Proletariat seine Kinder erziehen? - Wien : Verl. d. Frauen-Reichskomitees, 1921
      Signatur: 638.322-B

  4. Quellen und Sekundärliteratur:

    • Anderson, Harriet: Psychoanalysis and feminism : an ambivalent alliance ; Viennese feminist responses to Freud, 1900 - 1930. - In: Psychoanalysis and its cultural context / ed. by Edward Timms ... - Edinburgh : Edinburgh Univ. Press, 1992.
      Signatur: 1328318-C.Neu-Per.3
    • Bock, Eva: Therese Schlesinger (1863-1940) : eine Untersuchung über ihr politisches und publizistisches Wirken in der sozialdemokratischen Frauenbewegung. - Wien, Diss., 1987
      Signatur: 1286101-C.Neu
    • Hauch, Gabriella: Schlesinger, Therese (1863-1940). - In: A biographical dictionary of women's movements and feminisms : Central, Eastern, and South Eastern Europe, 19th and 20th centuries / ed. by Francisca de haan ... - Budapest [u.a.] : CEU Press, 2006, S. 479 - 483
      Signatur: 1818765-B.Neu-Kat
    • Jaindl, Birgit: Therese Schlesinger : (1863 - 1940) ; ihr publizistischer Beitrag zur Gleichberechtigung der Frau insbesondere zur Förderung der Frauenbildung in der Ersten Republik. - Wien, Dipl.-Arb., 1994
      Signatur: 1437339-C.Neu
    • Klein-Löw, Stella: Theese Schlesinger. - In: Norbert Leser (Hg.): Werk und Widerhall : große Gestalten des österreichischen Sozialismus. - Wien, 1964, S. 353 - 361
      Signatur: 993788-B.Neu
    • Lafleur, Ingrun: Five socialist women : traditionalist conflicts and socialist visions in Austria 1893-1934. - In: Socialist women : European socialist feminism in the nineteenth and early twentieth centuries / hrsg. von Marilyn J. Boxer und Jean H. Quataert. - New York [u.a.] : Elsevier, 1978, S. 215 - 248
      Signatur: 1158082-B.Neu
    • Tichy, Marina: ,"Ich hatte immer Angst, unwissend zu sterben" : Therese Schlesinger: Bürgerin und Sozialistin. - In: In: "Die Partei hat mich nie enttäuscht ..." : österreichische Sozialdemokratinnen / hrsg. von Edith Prost. - Wien : Verlag für Gesellschaftskritik, 1989, S. 135 - 184
      Signatur: 1180381-B.Neu-Per.41
    • Tichy, Marina: Feminismus und Sozialismus um 1900: ein empfindliches Gleichgewicht. Zur Biographie von Therese Schlesinger. - In: Die Frauen der Wiener Moderne / hrsg. von Lisa Fischer. - Wien : Verlag für Geschichte und Politik, 1997, S. 83 - 100
      Signatur: 1488280-B.Neu

  5. Bildernachweis (Bildarchiv der ÖNB):

    • Bildnis: Pf 32.372:E(1), NB 510.032
    • Bildnis (Tableau mit 15 Abgeordneten): IB, 1919, Nr.9, S.2; 461.547
    • Bild zwei und vier entnommen aus: "dasrote.wien.at"

  6. Zitat:


    Frauenwahlrechtslied
    "Ihr Männer, stehet uns zur Seite.
    Heraus, wer Sozialist sich nennt!
    Wir helfen Euch in eurem Streite,
    Wenn er auch noch so heiß entbrennt.
    Nun müßt Ihr eure Hilf' uns leih'n,
    Soll uns der Preis gewonnen sein!

    (aus Anlaß des Ersten Frauentages am 19. März 1911 unter dem Vorsitz von Therese Schlesinger)

Letztes Update: 6. Mai 2009