Frauen in Bewegung

Perin-Gradenstein, Karoline von (geb. von Pasqualati)
1808 - 1888

Karoline von Perin
  1. Biographie:

    • Perin-Gradenstein, Karoline von, geb. v. Pasqualati
      Frauenrechtlerin
      1808 (Wien) - 10.12.1888 (Neu-Isenburg)
      P., eine der Pionierinnen der österreichischen Frauenbewegung, stammte aus einer wohlhabenden Familie. Nach dem Tod ihres Mannes, den sie 1832 geheiratet und mit dem sie drei Kinder hatte, lernte sie etwa 1845 den Musikkritiker A. J. Becher kennen, einen der Führer der Wiener Radikalen während der Revolution von 1848, und wurde seine Geliebte. Als Reaktion auf die gewaltsame Niederschlagung der Wiener Demonstration der Arbeiterinnen am 23.8.1848 gründete sie den "Wiener demokratischen Frauenverein", den ersten politischen Frauenverein Österreichs. Nach der Erstürmung Wiens wurden auch P. und Becher gefangen genommen. Während Becher erschossen wurde, durfte P. im April 1849 nach München emigrieren, aber sie verlor das Sorgerecht für ihre Kinder und ihr Vermögen wurde konfisziert, was zu einer schweren psychischen Erkrankung führte. Um wieder nach Wien zurückkehren zu dürfen, wiederrief P. ihre politischen Aussagen. Sie eröffnete ein Stellenvermittlungsbüro, das ihr ein bescheidenes Auskommen ermöglichte.
      (aus: Tausend Frauen)

    • Karoline von Perin, geb. von Pasqualati
      * 1808; + 10. Dezember 1888 Wien
      Karoline von Perin entstammte eineer wohlhabenden adeligen Familie. Der Vater, Freiherr von Pasqualati, besaß große Obstplantagen in Wien. Im Alter von 24 Jahren heiratete Karoline standesgemäß den Freihernn von Perin-Gradenstein, mit dem sie drei Kinder hatte. Entscheidend wurde für sie die Beziehung zu dem Musikkritiker und engagierten Demokraten Alfred Julius Becher (1803-1848), der ab Juni 1848 als Redakteur der Wiener Zeitschrift "Der Radikale" tätig war. Aus Betroffenheit über die grausame Niederschlagung der "Wiener Demonstration der Arbeiterinnen" am 23. August 1848 gründete Karoline von Perin schon fünf Tage später den ersten "Wiener demokratischen Frauenverein", der indessen nur zwei Monate existieren konnte. Nach dem erfolglosen Verlauf einer von diesem Verein initiierten Demonstration von 300 Frauen vor dem Wiener Reichstag (17. Oktober 1848) mußte sich Karoline von der Presse als "schmutzige Amazone", "politische Marktschreierin" und "unweibliche Geliebte eines Demagogen" beschimpfen lassen.
      Als nach dem Zusammenbruch der demokratischen Bewegung in den letzten Oktobertagen die polizeiliche Verfolgung der führenden Demokraten einsetzte, wurde Karoline von Perin verraten und am 4. November 1848 verhaftet. Im April des folgenden Jahres durfte sie zwar nach München emigrieren, verzweifelte aber wegen des Verlusts von A. J. Becher, der während seiner Haft erschossen worden war, und wegen deer Trennung von ihren Kindern, für die man ihr das Sorgerecht entzogen hatte.
      Nach langer psychischer Krankheit schrieb sie endlich ihre Erlebnisse der letzten Oktobertage nieder. Wohl um wieder nach Wien zurückkehren zu dürfen, dementierte sie schließlich die Behauptung, daß sie aktiv am Revolutionsgeschehen teilgenommen habe, und reduzierte auch ihren programmatischen Aussagen die Ansprüche der Frauenemanzipation auf den rein geistigen Bereich. Als sie nach Wien zurückkehren durfte, betrieb Karoline von Perin, deren Vermögen konfisziert worden war, ein Stellenvermittlungsbüro. Sie starb einsam und völlig verarmt.
      (aus: Geschichte der Frauenemanzipation)

    • KAROLINE VON PERIN (1808-1888)
      Pionierin der österreichischen Frauenbewegung, nach der Niederschlagung der Arbeiterinnendemonstration in Wien am 23. September 1848 gründete sie den "Wiener demokratischen Frauenverein", nach Niederwerfung der Oktoberrevolution wurde Karoline von Perin polizeilich verfolgt und verhaftet. Nachdem sie dementiert hatte, am Oktoberaufstand aktiv teilgenommen zu haben und ihre programmatischen Aussagen der Ansprüche der Frauenemanzipation auf den rein geistigen Bereich reduziert hatte, durfte sie wieder nach Wien zurückkehren.
      (aus: Frau im Korsett)

  2. Sekundärliteratur:

    • Hauch, Gabriella: Achtundvierzigerinnen auf der Flucht : Anmerkungen zur geschlechtsspezifischen politischen Emigration und zum Transfer von Frauenemanzipation nach der Niederschlagung der Revolution 1848/49. - In: L' homme 15(2004), 2, S.291 – 295
      Signatur: 1349756-C.Per
    • Hauch, Gabriella: Frau Biedermeier auf den Barrikaden : Frauenleben in der Wiener Revolution 1848. - Wien : Verlag für Gesellschaftskritik, 1990
      Signatur: 1180381-B.Per.49
    • Gabriella Hauch: Perin-Gradenstein, Karoline Freifrau v. - In: Neue Deutsche Biographie / Hg. v. Historischen Kommission bei der Bayrischen Akademie der Wissenschaften. 20. Bd. - Berlin, 2001, S. 186
    • Hauch, Gabriella: Perin-Gradenstein, Karoline Freifrau von (1806-1888). - In: A biographical dictionary of women's movements and feminisms : Central, Eastern, and South Eastern Europe, 19th and 20th centuries / ed. by Francisca de Haan ... - Budapest [u.a.] : CEU Press, 2006, S. 424-426
      Signatur: 1818765-B.Neu-Kat
    • Hauch, Gabriella: Frauenräume in der Männerrevolution 1848. - In: Europa 1848 : Revolution und Reform / Dieter Dowe ... (Eds.). - Bonn : Dietz, 1998
      Signatur: 1159526-B.48-Flu
    • Schwestern, zerreißt eure Ketten : Zeugnisse zur Geschichte der Frauen in der Revolution von 1848/49 / hrsg. von Gerlinde Hummel-Haasis. - München, 1983
      Signatur: 953948-B.Per.2930

  3. Bildernachweis (Bildarchiv der ÖNB):

    • Bildnis: Pf 8595:B(1), NB 536.595

Letztes Update: 4. April 2007