Frauen in Bewegung

Königswarter, Charlotte
(geb. von Wertheimstein)
1841 - 1929

Charlotte Königswarter

Charlotte Königswarter

Charlotte Königswarter mit Ehemann

Charlotte Königswarter

  1. Biographie:

    • geb. 2.12.1841 in Wien
      gest. 13.3.1929 in Wien

    • Nachfahrin des kaiserlichen Oberhoffaktors Samson Wertheimer; heiratet im Oktober 1860 den späteren Bankier und Großhändler Moriz Freiherr von Königswarter
      zahlreiche Wohltätigkeitsaktivitäten: 55-jähige Präsidentinnenschaft des "Israelitischen Frauen-Wohltätigkeitsvereins in Wien"; 60 Jahre lang im Vorstand der "Israelitischen Kinderbewahranstalt"; Unterstützung des Israelitischen Blindeninstituts auf der Hohen Warte und des Heims für jüdische Lehrlinge in der Grünentorgasse; Ehrenpräsidentin des "Schutzdamenkomitees des israelitischen Mädchenwaisenhauses" in der Ruthgasse 21 in Unter-Döbling; Vizepräsidentin der Gesellschaft vom Roten Kreuz und Kuratorin des Rudolfinerhauses; Unterstützung von jüdischen Flüchtlingen aus dem Osten; im Vorstand des Verbandes jüdischer Frauenvereine ("Weibliche Fürsorge")
      (aus: Malleier, Elisabeth: Jüdische Frauen in Wien 1816 - 1938. 2000)

    • Charlotte Königswarter
      (...) Dem Wöchnerinnenverband, der vor 30 Jahren über Anregung des Obermedizinalrates Dr. Krüger gegründet wurde und dessen Sitzungen bei der Verblichenen stattfanden, half sie. Seit nahezu 60 Jahren wirkte sie als Vorstandsdame in der Kinderbewahranstalt. Als Ehrenpräsidentin des Schutzdamenkomitees des Mädchenwaisenhauses in der Ruthgasse, an dessen Errichtung durch die Brüder Wilhelm und David Guttmann sie großen Anteil hatte, kümmerte sie sich um alle Vorkommnisse der Kinder auch noch lange nach deren Entlassung aus dem Waisenhaus. Sie war auch seit 55 Jahren mit ganzer Hingebung die führende Präsidentin des Frauenvereines im 1. Bezirk, der ihr besonders ans Herz gewachsen war. Als sich späterhin die Vereine zusammenschlossen, war es wieder diese gütige und edle Dame, die nach Möglichkeit mitarbeitete, so im großen Verband der Frauenvereine, die in der weiblichen Fürsorge vereinigt sind, und im Altersfürsorgeverband. Auch die Institutionen, welche von ihrem Schwiegervater, bzw. von ihrem Gatten errichtet wurden, das jüdische Blindeninstitut auf der Hohen Warte und das Heim für jüdische Lehrlinge in der Grünentorgasse wurden von ihre gefördert. Segensreich war auch ihr Wirken als Vizepräsidentin der Gesellschaft vom Roten Kreuz und als Kuratorin des Rudolfinerhauses. Unzählig sind die Subventionen, welche sie Studierenden aller Künste zuteil werden ließ, und es dürfte in den abgelaufenen 50 Jahren keine Aktion in Wien zum Wohle der Armen veranstaltet worden sein, wo nicht der Name Königswarter an erster Stelle stand. Bei den verschiedensten Konzerten, Bällen u. dgl., für die eine oder andere Institution, wie Rettungsgesellschaft, Poliklinik u. dgl., war sie immer bereit, ihre Mitarbeit zur Verfügung zu stellen. Zwei besondere Vorkommnisse sollen hier besonders angeführt werden. Als Anfang der Achtzigerjahre die ersten Nachrichten von Pogromen in Rumänien nach Wien gelangten und die Schrecknisse und Greuel geschildert wurden, die dort an Juden erfolgten, da errichteten einige jüdische Damen Wiens, unter dem Vorsitz der Frau Baronin Sophie Todesko ein Komitee, an welchem auch die Verblichene tätigen Anteil nahm und sammelte außer Geld in großen Mengen Kleider und Wäsche, welche sodann durch die Israelitische Allianz in Rumänien zur Verteilung gelangten. Ein zweiter Fall führt in das Jahr 1914. Als nach Kriegsbeginn die vielen Flüchtlinge aus dem Osten nach Wien kamen, haben Frau Baronin Königswarter, gemeinsam mit dem Präsidenten der Kultusgemeine Dr. Alfred Stern, den Schreiber dieser Zeilen mit der Einleitung einer Sammlung betraut, welche so viel Geld einbrachte, daß zu Chanukah etwa 1000 Flüchtlingskinder vollständig bekleidet werden konnten. Die damals erstandene weibliche Fürsorge sorgte auch für die Kinder. Diese adelige Dame war von einer tiefen Religiosität und hielt unentwegt am Judentum und dessen religiösen Gebräuchen fest. Diesen Wohltätigkeitssinn, den sie von ihren Eltern und Schwiegereltern und weiter zurück von ihren Ahnen übernommen, hat sie immer weiter mit ihrem guten Herzen ausgebaut. Ihr schönster Lohn ist der gute Name, den sie sich durch ihr Schaffen und Wirken im Leben für dauernde Zeiten erworben hat; das Andenken an solch edle Frauen ist und bleibt ein Segen."

      (aus: Die Wahrheit Nr. 12, 1929)

  2. Werke in der ÖNB:

  3. Quellen und Sekundärliteratur:

    • Bloch, Chajim: Der Ursprung der freiherrlichen Familie Königswarter. - In: Zeitschrift für die Geschichte der Juden in der Tschechoslowakei 3 (1932) 1, S. 35 - 39
      Signatur: 637703-B
    • Malleier, Elisabeth: Jüdische Frauen in Wien (1816 - 1938) : Wohlfahrt - Mädchenbildung - Frauenarbeit. - Wien, 2000. - Dissertation
      Signatur: 1613652-C.Neu

Letztes Update: 29. Jänner 2009