Frauen in Bewegung

Enderes (Enders?), Aglaia von (geb. Podhaisky)
1836 - 1883

Aglaja von Enderes
  1. Biographie:

    • ENDERES, geb. Podhajsky, Aglaja Elisabeth v.
      geb. 7.3.1834 (nicht 1836) in Währing bei Wien
      gest. 11.7.1883 in Wien
      Vater Feldkriegssekretär Peter Alois Podhajsky. Geh. 1862 Schriftsteller. Sekretärin des Wiener Frauenerwerbvereins.
      (aus: Friedrichs)

    • Enderes Aglaia von, geb. Podhaisky, Schriftstellerin. * Wien, 1836; + Wien, 11. 7. 1883. Als Tochter eines Beamten, der später nach Lemberg versetzt wurde, erhielt sie eine sorgfältige Erziehung und erwarb in der engl. Sprache besondere Kenntnisse. 1862 vermählte sie sich mit Dr. Karl Ritter von Enderes, Redakteur der Sport-Zeitung, der sie zur Veröffentlichung ihrer schriftstellerischen Arbeiten anregte. 1863 erschien ihr erstes Feuilleton im "Wanderer", dem eine Reihe anderer feuilletonistischer Arbeiten folgte. 1866 veröffentlichte sie in der Wr. Ztg. zwei Aufsätze zur Frauenfrage, die großes Aufsehen erregten. Sie wurde 1873 zur Sekretärin des Frauenerwerbver. ernannt und bei den Weltausstellungen in Wien (1873) und Paris (1878) mit dem offiziellen Referat über Frauenarbeiten betraut. Ihre Feuilletons erschienen in Wiener und auswärtigen, namentlich amerikanischen Blättern, aber auch in landwirtschaftl. Zeitungen. A. v. E. galt als Meisterin in der Kunst der Detailschilderung, der Wiedergabe verborgener Naturvorgänge, vor allem des Tierlebens.
      (aus: ÖBL)

    • "(...) Aglaia v. Enderes wurde am 7. März 1834 zu Währing, nächst Wien, geboren. Ihr Vater, Peter Alois Podhaisky, wurde bald darauf als Feldkriegssecretär nach Lemberg versetzt, wo er als Beamter ziemlich auf seinen Familienkreis beschränkt war, und seinen drei lieblichen Töchtern eine gründliche und ausgedehnte Bildung zu Theil werden ließ. Freude am Lernen, scharfe Beobachtungsgabe, besonderes Aneignungsvermögen, zeichneten Aglaia schon damals aus, und es sollte der Schriftstellerin später frommen, daß sie der Muttersprache und mehreren fremden Idiomen die anmuthigsten Wendungen abzulauschen vermochte. Als ihre Eltern später nach Wien übersiedelten, vervollständigte sie mit rastlosem Eifer ihren Bildungsgang, ohne sich jedoch zu literarischer Thätigkeit angeregt zu fühlen. Es ist bezeichnend für diese völlig weibliche Natur, daß es erst der Aufmunterung ihres Gatten, des herrn Dr. Carl v. Enderes, mit dem sie sich am 14. September 1862 vermählte, gelang, sie im Jahre 1863 zu der Veröffentlichung eines Feuilletons im "Wanderer", betitelt "Aus dem Winterleben der österreichischen Alpenbewohner" zu vermögen. Von da ab schrieb sie unermüdlich eine Reihe von Feuilletons und Essays, stets dem Boden des Realismus die Blume der Poesie abgewinnend. Als im Jahre 1866, nach dem unglücklichen Feldzuge, die Frage der weiblichen Erwerbsbefähigung auf die Tagesordnung kam, veröffentlichte die 'Wiener-Zeitung' zwei darauf bezügliche Artikel aus ihrer Feder, die wie Zündstoff in manche edle Frauenseele fielen. Bald darauf trat sie in den Ausschuß des Wiener Frauen-Erwerbvereines, dessen Archive Zeugenschaft geben von ihrer riesigen Arbeitskraft und von der Methodik, die ihr bei aller Genialität innewohnte. Im Jahre 1873 debutirte sie zuerst mit einem Buche 'Federzeichnungen aus der Thierwelt', dessen zweiter Band drei Jahre später erschien. Ihren Thierbildern hauchte sie Seele, ihren Pflanzenschilderungen Leben ein, und als sie sich allmählich mit Leid und Freud des Menschenthumes in novellistischem Rahmen zu beschäftigen begann, verlieh sie den Menschen einen Abglanz des Seelenadels, der ihr eigenes Ich verklärte. Wir erinnern an den Bergführer in der reizenden Novelle 'Führe uns nicht in Versuchung'.
      Inzwischen hatte sie Mutterglück und Mutterschmerz erlebt, war ihr eine geliebte Schwester und der Vater gestorben. Allen Beziehungen ganz lebend, nie eine um der anderen willen vernachlässigend, fand sie Zeit, an dem in Wien sich rasch entwickelnden Vereinsleben theilzunehmen. Manch humanitäres Unternehmen fand in ihrem beredten Worte den Dolmetsch, der seine Ziele dem allgemeinen Verständnisse nahe brachte.
      In der Öffentlichkeit wirkend, finden wir sie bei der Wiener Weltausstellung als Commissionsmitglied, wo sie gemeinschaftlich mit einigen anderen Damen das Arrangement des Pavillons für Frauenarbeit besorgte. Für diese Leistung wurde sie durch Verleihung des goldenen Vedienstkreuzes ausgezeichnet. Bei der Pariser Ausstellung (1878) war sie mit der Berichterstattung über Frauenarbeiten betraut; die Ausbeute dieser Reise ist eine vortreffliche Darstellung der französischen Thätigkeit auf diesem Gebiete. Ihr letztes bedeutenderes Werk sind die im Winter 1882-83 erschienenen 'Frühlingsblumen', die wir zum Bilde gestaltete Worte nennen möchten. (...)

      (Nachruf von Ottilie Bondy aus: Wiener Hausfrauen-Zeitung, 9. Jg., Nr. 29, 1883, S. 244 - 245)

    • Nachruf in: Die Mädchenschule. 7. Jg., 1883, Nr. 16

  2. Werke in der ÖNB:

    • Catalog für die Ausstellung österreichischer Frauen-Arbeiten. - Wien, 1873
      Signatur: 64.092-B
    • Die österreichische Special-Ausstellung der Frauenarbeiten auf der Wiener Weltausstellung. Bericht an den Minister des Unterrichts. - Wien : (Carl Gerold), 1874
      Signatur: 154.900-C
      Online bei ALO
    • Federzeichnungen aus der Tierwelt von Aglaia Enderes. - Budapest (etc.) : Franklin-Verein (etc.), 1874 VIII,
      Signatur: 258.384-B.Fid. (=84-82)
    • Ein Frauenheim. - Wien : Rudolf Brzezowsky : 1881 (SA. aus: "Neue freie Presse" vom ll.März 1881)
      Signatur: 498.261-B
    • Frühlingsblumen. Mit einer Einleitung ... von M. Willkomm. Mit 71 Abbildungen ... gemalt von Jenny Schermaul und Josef Seboth und zahlreichen Holzstichen. - Leipzig, Prag : G. Freytag, F. Tempsky, 1883
      Signatur: 72.039-B

  3. Sekundärliteratur:

    • Bankhofer, Hademar: Aglaja von Enderes : die erste Tierautorin der Welt. - In: Heimatkunde - Kulturpflege - Stadtgeschichte : Beilage zum Amtsblatt der Stadt Klosterneuburg (1978) 96, S. 1 - 2
      Signatur: 1,011.622-C.Neu
    • Dienst am Worte in Vergangenheit und Gegenwart. Eine Schriftenreihe f. Haus u. Welt (1982: Streifzüge durch das Weltschrifttum). Hrsg. v. Adolf Hauke. - (3400 Klosterneuburg. Babenbergergasse 29: Adolf Hauke 1973-82.)
      Signatur: 1098234-C.Neu

  4. Nachlaß:

  5. Bildernachweis (Bildarchiv der ÖNB):

    • Bildnis (1883): Pf 18.508:C(1), NB 537.685

Letztes Update: 14. Juni 2007